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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Gewalt würde von nöthen seyn. Sie gienn-
gen zu Rathe/ wie man die Sache am artig-
sten anfangen möchte. Endlich sagte Eury-
las,
er wolle seinen Knecht vor einen Hoffnar-
ren außgeben/ diesen möchten etliche dem Für-
sten schencken. Gelanor wuste/ was dieser vor
ein Kautz war/ und ließ sich den Anschlag gefal-
len. Hierauff deputirten sie etliche/ welche
sich musten anmelden lassen/ als wären etliche
Baronen, die Verlangen trügen/ Jh. Durchl.
auffzuwarten. Mit genauer Noth konten
sie vorkommen: doch war die Gnade hernach-
mahls so groß/ daß sie bey der Tafel blieben.
Unterdessen muste der Mahler mit den Fürstl.
Dienern bekandschafft machen und sie ausser
dem Hause in einen Keller führen/ damit der
Tumult nicht zu groß würde. Also stund
nun der Hoffnarr vor dem Tische/ und machte
einen lustigen Blick nach dem anderm biß der
Fürst fragte/ was diß vor ein Landsmann wä-
re. Alsbald sagte einer/ es wäre ein guter
Mensch/ der bey hohen Personen condition
suchte vor einen kurtzweiligen Rath auffzu-
warten. Und damit war es richtig/ der Fürst
nahm ihn in Bestallung/ und fieng seine Kurtz-
weil mit ihm an. Nun machte der Kerle
wunderliche Possen/ Herr/ sagte er/ wolt ihr

mein


Gewalt wuͤrde von noͤthen ſeyn. Sie gieñ-
gen zu Rathe/ wie man die Sache am artig-
ſten anfangen moͤchte. Endlich ſagte Eury-
las,
er wolle ſeinen Knecht vor einen Hoffnar-
ren außgeben/ dieſen moͤchten etliche dem Fuͤr-
ſten ſchencken. Gelanor wuſte/ was dieſer vor
ein Kautz war/ und ließ ſich den Anſchlag gefal-
len. Hierauff deputirten ſie etliche/ welche
ſich muſten anmelden laſſen/ als waͤren etliche
Baronen, die Verlangen trügen/ Jh. Durchl.
auffzuwarten. Mit genauer Noth konten
ſie vorkommen: doch war die Gnade hernach-
mahls ſo groß/ daß ſie bey der Tafel blieben.
Unterdeſſen muſte der Mahler mit den Fuͤrſtl.
Dienern bekandſchafft machen und ſie auſſer
dem Hauſe in einen Keller fuͤhren/ damit der
Tumult nicht zu groß wuͤrde. Alſo ſtund
nun der Hoffnarr vor dem Tiſche/ und machte
einen luſtigen Blick nach dem anderm biß der
Fuͤrſt fragte/ was diß vor ein Landsmann waͤ-
re. Alsbald ſagte einer/ es waͤre ein guter
Menſch/ der bey hohen Perſonen condition
ſuchte vor einen kurtzweiligen Rath auffzu-
warten. Und damit war es richtig/ der Fuͤrſt
nahm ihn in Beſtallung/ und fieng ſeine Kurtz-
weil mit ihm an. Nun machte der Kerle
wunderliche Poſſen/ Herr/ ſagte er/ wolt ihr

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[200/0206] Gewalt wuͤrde von noͤthen ſeyn. Sie gieñ- gen zu Rathe/ wie man die Sache am artig- ſten anfangen moͤchte. Endlich ſagte Eury- las, er wolle ſeinen Knecht vor einen Hoffnar- ren außgeben/ dieſen moͤchten etliche dem Fuͤr- ſten ſchencken. Gelanor wuſte/ was dieſer vor ein Kautz war/ und ließ ſich den Anſchlag gefal- len. Hierauff deputirten ſie etliche/ welche ſich muſten anmelden laſſen/ als waͤren etliche Baronen, die Verlangen trügen/ Jh. Durchl. auffzuwarten. Mit genauer Noth konten ſie vorkommen: doch war die Gnade hernach- mahls ſo groß/ daß ſie bey der Tafel blieben. Unterdeſſen muſte der Mahler mit den Fuͤrſtl. Dienern bekandſchafft machen und ſie auſſer dem Hauſe in einen Keller fuͤhren/ damit der Tumult nicht zu groß wuͤrde. Alſo ſtund nun der Hoffnarr vor dem Tiſche/ und machte einen luſtigen Blick nach dem anderm biß der Fuͤrſt fragte/ was diß vor ein Landsmann waͤ- re. Alsbald ſagte einer/ es waͤre ein guter Menſch/ der bey hohen Perſonen condition ſuchte vor einen kurtzweiligen Rath auffzu- warten. Und damit war es richtig/ der Fuͤrſt nahm ihn in Beſtallung/ und fieng ſeine Kurtz- weil mit ihm an. Nun machte der Kerle wunderliche Poſſen/ Herr/ ſagte er/ wolt ihr mein

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/206>, abgerufen am 29.03.2024.