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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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darff. Jch lobe es bey geringen Leuten/ da
hat man das Ansehen allein/ und geht über
die andern weg. Es ist auch wahr/ die
Vornehmen haben es doch keine Spanne hö-
her/ als die andern; Die dritte sagte: Ja hätte
diß nicht gethan/ mein Mann hätte nicht so
viel Geld dürffen hingeben/ daß er wäre Fürst-
licher Rath worden. So dencke ich/ sechshun-
dert Thaler sind leicht zu vergessen/ wenn
man nur allen stoltzen Kluncker-Füchsen
nicht darff nach treten. Die erste fiel ihr in die
Rede: Ja Schwestergen/ sagte sie/ wer weiß/
wie lange es mit der Herrligkeit währet/ weist
du nicht/ wie viel Leute Geld dargegen spendi-
ren wollen/ daß sie deinen Mann wieder herun-
ter bringen. Ach thäte daß nicht/ ich hätte lang
ein stücke Gut verkaufft/ daß wir auch einen
solchen Ehrenstand kriegt hätten. Die andere
sagte: Jch wil mich umb den Gang nicht
zu Tode grämen. Nur das verdreust mich
an meinem Mann/ das er nicht biß fünff-
hundert Thaler dran wagt/ daß wir dürffen
Sammet-Peltze tragen. Die dritte sagte: Jch
weiß wohl/ es sind viel Leute/ die uns unsere
Ehre nicht gönnen. Aber wir wollen dar-
bey bleiben/ und solte es uns noch tausend
Thaler kosten. Es ist ein eben thun umb den

Groß-
P vj


darff. Jch lobe es bey geringen Leuten/ da
hat man das Anſehen allein/ und geht uͤber
die andern weg. Es iſt auch wahr/ die
Vornehmen haben es doch keine Spanne hoͤ-
her/ als die andern; Die dritte ſagte: Ja haͤtte
diß nicht gethan/ mein Mann haͤtte nicht ſo
viel Geld duͤrffen hingeben/ daß er waͤre Fuͤrſt-
licher Rath worden. So dencke ich/ ſechshun-
dert Thaler ſind leicht zu vergeſſen/ wenn
man nur allen ſtoltzen Kluncker-Fuͤchſen
nicht darff nach treten. Die erſte fiel ihr in die
Rede: Ja Schweſtergen/ ſagte ſie/ wer weiß/
wie lange es mit der Herrligkeit waͤhret/ weiſt
du nicht/ wie viel Leute Geld dargegen ſpendi-
ren wollen/ daß ſie deinen Mann wiedeꝛ herun-
ter bringen. Ach thaͤte daß nicht/ ich haͤtte lang
ein ſtuͤcke Gut verkaufft/ daß wir auch einen
ſolchen Ehrenſtand kriegt haͤtten. Die andere
ſagte: Jch wil mich umb den Gang nicht
zu Tode graͤmen. Nur das verdreuſt mich
an meinem Mann/ das er nicht biß fuͤnff-
hundert Thaler dran wagt/ daß wir duͤrffen
Sammet-Peltze tragen. Die dritte ſagte: Jch
weiß wohl/ es ſind viel Leute/ die unſ unſere
Ehre nicht goͤnnen. Aber wir wollen dar-
bey bleiben/ und ſolte es uns noch tauſend
Thaler koſten. Es iſt ein eben thun umb den

Groß-
P vj
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[347/0353] darff. Jch lobe es bey geringen Leuten/ da hat man das Anſehen allein/ und geht uͤber die andern weg. Es iſt auch wahr/ die Vornehmen haben es doch keine Spanne hoͤ- her/ als die andern; Die dritte ſagte: Ja haͤtte diß nicht gethan/ mein Mann haͤtte nicht ſo viel Geld duͤrffen hingeben/ daß er waͤre Fuͤrſt- licher Rath worden. So dencke ich/ ſechshun- dert Thaler ſind leicht zu vergeſſen/ wenn man nur allen ſtoltzen Kluncker-Fuͤchſen nicht darff nach treten. Die erſte fiel ihr in die Rede: Ja Schweſtergen/ ſagte ſie/ wer weiß/ wie lange es mit der Herrligkeit waͤhret/ weiſt du nicht/ wie viel Leute Geld dargegen ſpendi- ren wollen/ daß ſie deinen Mann wiedeꝛ herun- ter bringen. Ach thaͤte daß nicht/ ich haͤtte lang ein ſtuͤcke Gut verkaufft/ daß wir auch einen ſolchen Ehrenſtand kriegt haͤtten. Die andere ſagte: Jch wil mich umb den Gang nicht zu Tode graͤmen. Nur das verdreuſt mich an meinem Mann/ das er nicht biß fuͤnff- hundert Thaler dran wagt/ daß wir duͤrffen Sammet-Peltze tragen. Die dritte ſagte: Jch weiß wohl/ es ſind viel Leute/ die unſ unſere Ehre nicht goͤnnen. Aber wir wollen dar- bey bleiben/ und ſolte es uns noch tauſend Thaler koſten. Es iſt ein eben thun umb den Groß- P vj

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/353>, abgerufen am 24.04.2024.