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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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Einer sagte es ist natürlich/ daß Männer
und Weiber einander lieb haben/ dem begeg-
nete ein ander: Du Narr/ wenn dich der
Teufel holt so ist es auch natürlich.

Einer klagte die Zeit wäre ihm lang/ den
fragte einander: Du Narr/ warumb klag-
stu denn/ daß dir das Leben kurtz ist.

Ein Student wolte alle Handwercke be-
greiffen/ dem sehrieb ein ander ins Stamm-
buch: Wer unnöthigen Sachen nachgeht/
der ist ein Narr. Prov. 12.

Einer hielt einen andern hönisch/ weil er ei-
nen Buckel hatte/ diesen schalt einer: Du Narr
was kan er davor/ daß ihn GOtt so buckelicht
haben will/ ficht es mit seinem Schöpffer
auß.

Einer muste in der Gesellschafft sein Maul
allzeit forne fürhaben/ diesen erinnerte ein
ander: Du Narr/ schweig doch still/ so hal-
ten dich die Leute auch vor einen Philoso-
phum
.

Einer trotzte auff seine Erbschafft/ die doch
in lauter papiernen Schuld-Verschreibun-
gen bestund/ zu diesem sagte ein Kauffmann:
du Narr/ hebe die Zettel auff biß an den
jüngsten Tag/ da gelten sie so viel als baar
Geld.

Eine-
Q v

Einer ſagte es iſt natuͤrlich/ daß Maͤnner
und Weiber einander lieb haben/ dem begeg-
nete ein ander: Du Narr/ wenn dich der
Teufel holt ſo iſt es auch natuͤrlich.

Einer klagte die Zeit waͤre ihm lang/ den
fragte einander: Du Narr/ warumb klag-
ſtu denn/ daß dir das Leben kurtz iſt.

Ein Student wolte alle Handwercke be-
greiffen/ dem ſehrieb ein ander ins Stamm-
buch: Wer unnoͤthigen Sachen nachgeht/
der iſt ein Narr. Prov. 12.

Einer hielt einen andern hoͤniſch/ weil er ei-
nen Buckel hatte/ dieſen ſchalt einer: Du Narr
was kan er davor/ daß ihn GOtt ſo buckelicht
haben will/ ficht es mit ſeinem Schoͤpffer
auß.

Einer muſte in der Geſellſchafft ſein Maul
allzeit forne fuͤrhaben/ dieſen erinnerte ein
ander: Du Narr/ ſchweig doch ſtill/ ſo hal-
ten dich die Leute auch vor einen Philoſo-
phum
.

Einer trotzte auff ſeine Erbſchafft/ die doch
in lauter papiernen Schuld-Verſchreibun-
gen beſtund/ zu dieſem ſagte ein Kauffmann:
du Narr/ hebe die Zettel auff biß an den
juͤngſten Tag/ da gelten ſie ſo viel als baar
Geld.

Eine-
Q v
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[369/0375] Einer ſagte es iſt natuͤrlich/ daß Maͤnner und Weiber einander lieb haben/ dem begeg- nete ein ander: Du Narr/ wenn dich der Teufel holt ſo iſt es auch natuͤrlich. Einer klagte die Zeit waͤre ihm lang/ den fragte einander: Du Narr/ warumb klag- ſtu denn/ daß dir das Leben kurtz iſt. Ein Student wolte alle Handwercke be- greiffen/ dem ſehrieb ein ander ins Stamm- buch: Wer unnoͤthigen Sachen nachgeht/ der iſt ein Narr. Prov. 12. Einer hielt einen andern hoͤniſch/ weil er ei- nen Buckel hatte/ dieſen ſchalt einer: Du Narr was kan er davor/ daß ihn GOtt ſo buckelicht haben will/ ficht es mit ſeinem Schoͤpffer auß. Einer muſte in der Geſellſchafft ſein Maul allzeit forne fuͤrhaben/ dieſen erinnerte ein ander: Du Narr/ ſchweig doch ſtill/ ſo hal- ten dich die Leute auch vor einen Philoſo- phum. Einer trotzte auff ſeine Erbſchafft/ die doch in lauter papiernen Schuld-Verſchreibun- gen beſtund/ zu dieſem ſagte ein Kauffmann: du Narr/ hebe die Zettel auff biß an den juͤngſten Tag/ da gelten ſie ſo viel als baar Geld. Eine- Q v

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/375>, abgerufen am 19.04.2024.