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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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nor, er wolte nit viel Geld nehmen/ und einen
unter dem Hauffen einen Narren heissen/ da
doch alle mit einander sich vor Narren
angezogen/ und nichts anders als Narren-
possen vornehmen. Einen lächerlichen Possen
gab es/ denn es war eines vornehmen Man-
nes Sohn zum Mahler gelauffen/ hatte sich
da liederlich angezogen/ und hatte begehrt/ er
solte ihm das Gesichte gantz schwartz mahlen:
denn unter der Masque könte er nicht sauffen/
der Mahler war auch mit seinen Farben vor
ihn getreten; aber er hatte die Pinsel nur in
klar Wasser gesteckt/ und ihn über und über
naß gemacht/ der gute Kumpe meinte/ nun sol-
te ihn niemand kennen und lieff herum als ein
unsinnig Mensch. Endlich gerieth er an eine
Magd/ die rieff/ Herr Frantze/ seyd ihr ein
Narr? da erschrack er und machte sich auff
die Seite/ doch die Sache war verrathen/
und durffte er in einem vierthel Jahre sei-
nem Herrn Vater nicht vor die Augen kom-
men.

Bey solcher Gelegenheit erinnerte Flo-
rindo
seinen Hofmeister/ ob es nicht bald Zeit
wäre nach Hause zu reisen Es wären ja Nar-
ren gnung hin und wieder betrachtet wor-
den/ daß man leicht die drey grösten herauß

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nor, er wolte nit viel Geld nehmen/ und einen
unter dem Hauffen einen Narren heiſſen/ da
doch alle mit einander ſich vor Narren
angezogen/ und nichts anders als Narren-
poſſen vornehmen. Einen laͤcherlichen Poſſen
gab es/ denn es war eines vornehmen Man-
nes Sohn zum Mahler gelauffen/ hatte ſich
da liederlich angezogen/ und hatte begehrt/ er
ſolte ihm das Geſichte gantz ſchwartz mahlen:
denn unter der Maſque koͤnte er nicht ſauffen/
der Mahler war auch mit ſeinen Farben vor
ihn getreten; aber er hatte die Pinſel nur in
klar Waſſer geſteckt/ und ihn uͤber und uͤber
naß gemacht/ der gute Kumpe meinte/ nun ſol-
te ihn niemand kennen und lieff herum als ein
unſinnig Menſch. Endlich gerieth er an eine
Magd/ die rieff/ Herr Frantze/ ſeyd ihr ein
Narr? da erſchrack er und machte ſich auff
die Seite/ doch die Sache war verrathen/
und durffte er in einem vierthel Jahre ſei-
nem Herrn Vater nicht vor die Augen kom-
men.

Bey ſolcher Gelegenheit erinnerte Flo-
rindo
ſeinen Hofmeiſter/ ob es nicht bald Zeit
waͤre nach Hauſe zu reiſen Es waͤren ja Nar-
ren gnung hin und wieder betrachtet wor-
den/ daß man leicht die drey groͤſten herauß

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[375/0381] nor, er wolte nit viel Geld nehmen/ und einen unter dem Hauffen einen Narren heiſſen/ da doch alle mit einander ſich vor Narren angezogen/ und nichts anders als Narren- poſſen vornehmen. Einen laͤcherlichen Poſſen gab es/ denn es war eines vornehmen Man- nes Sohn zum Mahler gelauffen/ hatte ſich da liederlich angezogen/ und hatte begehrt/ er ſolte ihm das Geſichte gantz ſchwartz mahlen: denn unter der Maſque koͤnte er nicht ſauffen/ der Mahler war auch mit ſeinen Farben vor ihn getreten; aber er hatte die Pinſel nur in klar Waſſer geſteckt/ und ihn uͤber und uͤber naß gemacht/ der gute Kumpe meinte/ nun ſol- te ihn niemand kennen und lieff herum als ein unſinnig Menſch. Endlich gerieth er an eine Magd/ die rieff/ Herr Frantze/ ſeyd ihr ein Narr? da erſchrack er und machte ſich auff die Seite/ doch die Sache war verrathen/ und durffte er in einem vierthel Jahre ſei- nem Herrn Vater nicht vor die Augen kom- men. Bey ſolcher Gelegenheit erinnerte Flo- rindo ſeinen Hofmeiſter/ ob es nicht bald Zeit waͤre nach Hauſe zu reiſen Es waͤren ja Nar- ren gnung hin und wieder betrachtet wor- den/ daß man leicht die drey groͤſten herauß leſen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/381>, abgerufen am 25.04.2024.