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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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und hätte keinen Fisch/ ehe wirfft er eine Brat-
wurst in das Wasser/ und langte sie mit dem
Fischhamen wieder herauß Der Soldate
ist klug/ ehe er ungesaltzen Fleisch isset/ ehe
saltzet er mit Pulver und wirfft dem Feinde
die Patron-Tasche ins Gesichte. Hier zog
er sein Schnuptuch herauß/ und verstreute
etwas Geld/ das suchte er langsam wieder
zusammen. Unterdessen stund der Mah-
ler in voller Curiosität, und fragte stets:
Ey wie war es denn mit der alten Frau. End-
lich stellte sich der Diener gar ungedultig/ und
sagte: Die solstu sonst wo lecken/ daß sie wie-
der jung wird/ damit war der Haase wieder
gefangen/ nach dem Sprichwort/ die Haa-
sen sind nirgend lieber/ als wo sie gehetzet wor-
den. Hierauff gieng Gelanor zur Mahlzeit/
und fragte den Mahler/ was er vor vertrau-
liche discurse mit dem Diener geführet. Die-
ser dachte er wolte einen von der Compagnie
fangen/ und erzehlte seine Klugheit von sei-
nen drey Narren/ nemlich von dem Thürmer
und von dem Stundenrüffer/ als er aber lausch-
te/ ob niemand fragen wolte/ sagte Eurylas:
Und ich höre die Mahler sind die Dritten/
die mahlen die Narren in papiernen Krau-
sen/ und könten mit eben den Unkoften Daf-

fen-
R iij


und haͤtte keinen Fiſch/ ehe wirfft er eine Brat-
wurſt in das Waſſer/ und langte ſie mit dem
Fiſchhamen wieder herauß Der Soldate
iſt klug/ ehe er ungeſaltzen Fleiſch iſſet/ ehe
ſaltzet er mit Pulver und wirfft dem Feinde
die Patron-Taſche ins Geſichte. Hier zog
er ſein Schnuptuch herauß/ und verſtreute
etwas Geld/ das ſuchte er langſam wieder
zuſammen. Unterdeſſen ſtund der Mah-
ler in voller Curioſitaͤt, und fragte ſtets:
Ey wie war es deñ mit der alten Frau. End-
lich ſtellte ſich der Diener gar ungedultig/ und
ſagte: Die ſolſtu ſonſt wo lecken/ daß ſie wie-
der jung wird/ damit war der Haaſe wieder
gefangen/ nach dem Sprichwort/ die Haa-
ſen ſind nirgend lieber/ als wo ſie gehetzet wor-
den. Hierauff gieng Gelanor zur Mahlzeit/
und fragte den Mahler/ was er vor vertrau-
liche diſcurſe mit dem Diener gefuͤhret. Die-
ſer dachte er wolte einen von der Compagnie
fangen/ und erzehlte ſeine Klugheit von ſei-
nen drey Narren/ nemlich von dem Thuͤrmer
und von dem Stundẽruͤffer/ als er aber lauſch-
te/ ob niemand fragen wolte/ ſagte Eurylas:
Und ich hoͤre die Mahler ſind die Dritten/
die mahlen die Narren in papiernen Krau-
ſen/ und koͤnten mit eben den Unkoften Daf-

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R iij
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[389/0395] und haͤtte keinen Fiſch/ ehe wirfft er eine Brat- wurſt in das Waſſer/ und langte ſie mit dem Fiſchhamen wieder herauß Der Soldate iſt klug/ ehe er ungeſaltzen Fleiſch iſſet/ ehe ſaltzet er mit Pulver und wirfft dem Feinde die Patron-Taſche ins Geſichte. Hier zog er ſein Schnuptuch herauß/ und verſtreute etwas Geld/ das ſuchte er langſam wieder zuſammen. Unterdeſſen ſtund der Mah- ler in voller Curioſitaͤt, und fragte ſtets: Ey wie war es deñ mit der alten Frau. End- lich ſtellte ſich der Diener gar ungedultig/ und ſagte: Die ſolſtu ſonſt wo lecken/ daß ſie wie- der jung wird/ damit war der Haaſe wieder gefangen/ nach dem Sprichwort/ die Haa- ſen ſind nirgend lieber/ als wo ſie gehetzet wor- den. Hierauff gieng Gelanor zur Mahlzeit/ und fragte den Mahler/ was er vor vertrau- liche diſcurſe mit dem Diener gefuͤhret. Die- ſer dachte er wolte einen von der Compagnie fangen/ und erzehlte ſeine Klugheit von ſei- nen drey Narren/ nemlich von dem Thuͤrmer und von dem Stundẽruͤffer/ als er aber lauſch- te/ ob niemand fragen wolte/ ſagte Eurylas: Und ich hoͤre die Mahler ſind die Dritten/ die mahlen die Narren in papiernen Krau- ſen/ und koͤnten mit eben den Unkoften Daf- fen- R iij

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/395>, abgerufen am 28.03.2024.