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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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heiß damit nach Hofe. Da merckten die Hoff-
leute/ daß unter den Quackern die Frösche
verstanden wüden/ weil der Klapperstorch
an etlichen Orten Knepner hiesse/ und muste
sich der gute unzeitige Quacker wohl damit
leiden. Gelanor erzehlte folgendes: Als
ich zu Leyden in Holland studierte/ berath-
schlagten unser etliche/ wie wir einem stol-
tzen auffgeblasenen Kerl in unserer Compag-
nie
möchten die Brille auffsetzen. Nun hat-
ten wir geheime Nachricht/ daß sein Va-
ter/ der bey einem Fürsten Ammtmann war/
solte abgesetzet werden. Drumb kleideten wir
einen unbekandten Mann vor einen Boten
auß/ der muste die Zeitung bringen/ sein Va-
ter wäre Hoff-Rath und über etliche Aemp-
ter Hauptmann worden. Auff diese Zei-
tung ward der gute Mensch so courage, daß
er denselben Tag einen Schmauß spendirte/
der ihn über sechzig Thaler zu stehen kam.
Aber in wenig Tagen kriegte er sein mise-
rere
hinten nach/ daß er das krauen im Na-
cken davon bekam. Der Wirth sagte: Jhr
Herren/ mir fällt ein possierlicher Handel ein.
Es sind itzt gleich sechs Jahr/ da hatte ich
unterschiedene Gäste/ denen erzehlte ich/ wie
damahls vor etlichen Jahren ein Reuter

von


heiß damit nach Hofe. Da merckten die Hoff-
leute/ daß unter den Quackern die Froͤſche
verſtanden wuͤden/ weil der Klapperſtorch
an etlichen Orten Knepner hieſſe/ und muſte
ſich der gute unzeitige Quacker wohl damit
leiden. Gelanor erzehlte folgendes: Als
ich zu Leyden in Holland ſtudierte/ berath-
ſchlagten unſer etliche/ wie wir einem ſtol-
tzen auffgeblaſenen Kerl in unſerer Compag-
nie
moͤchten die Brille auffſetzen. Nun hat-
ten wir geheime Nachricht/ daß ſein Va-
ter/ der bey einem Fuͤrſten Ammtmann war/
ſolte abgeſetzet werden. Drumb kleideten wir
einen unbekandten Mann vor einen Boten
auß/ der muſte die Zeitung bringen/ ſein Va-
ter waͤre Hoff-Rath und uͤber etliche Aemp-
ter Hauptmann worden. Auff dieſe Zei-
tung ward der gute Menſch ſo courage, daß
er denſelben Tag einen Schmauß ſpendirte/
der ihn uͤber ſechzig Thaler zu ſtehen kam.
Aber in wenig Tagen kriegte er ſein miſe-
rere
hinten nach/ daß er das krauen im Na-
cken davon bekam. Der Wirth ſagte: Jhr
Herren/ mir faͤllt ein poſſierlicher Handel ein.
Es ſind itzt gleich ſechs Jahr/ da hatte ich
unterſchiedene Gaͤſte/ denen erzehlte ich/ wie
damahls vor etlichen Jahren ein Reuter

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[392/0398] heiß damit nach Hofe. Da merckten die Hoff- leute/ daß unter den Quackern die Froͤſche verſtanden wuͤden/ weil der Klapperſtorch an etlichen Orten Knepner hieſſe/ und muſte ſich der gute unzeitige Quacker wohl damit leiden. Gelanor erzehlte folgendes: Als ich zu Leyden in Holland ſtudierte/ berath- ſchlagten unſer etliche/ wie wir einem ſtol- tzen auffgeblaſenen Kerl in unſerer Compag- nie moͤchten die Brille auffſetzen. Nun hat- ten wir geheime Nachricht/ daß ſein Va- ter/ der bey einem Fuͤrſten Ammtmann war/ ſolte abgeſetzet werden. Drumb kleideten wir einen unbekandten Mann vor einen Boten auß/ der muſte die Zeitung bringen/ ſein Va- ter waͤre Hoff-Rath und uͤber etliche Aemp- ter Hauptmann worden. Auff dieſe Zei- tung ward der gute Menſch ſo courage, daß er denſelben Tag einen Schmauß ſpendirte/ der ihn uͤber ſechzig Thaler zu ſtehen kam. Aber in wenig Tagen kriegte er ſein miſe- rere hinten nach/ daß er das krauen im Na- cken davon bekam. Der Wirth ſagte: Jhr Herren/ mir faͤllt ein poſſierlicher Handel ein. Es ſind itzt gleich ſechs Jahr/ da hatte ich unterſchiedene Gaͤſte/ denen erzehlte ich/ wie damahls vor etlichen Jahren ein Reuter von

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/398>, abgerufen am 29.03.2024.