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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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endlich fragte er den Florindo was er von dem
Kerln hielte. Dieser gab zur Antwort/ wenn
er es zu bezahlen hätte/ könte man ihn nicht viel
tadeln/ ein iedweder brauchte das Geld nach
seinem Velieben. Und darzu stünde es reputir-
licher/ wann ein Mensch etwas von sich und seiner
Schönheit hielte/ als daßer auffgezogen käme/
wie die fliege auß der Buttermilch. Ey ver-
setzte Gelanor, gefällt euch das schöne Kar-
tenmänngen/ fürwar wer diesen hätte und
drey Scharwentzel darzu/ der könte 50. Thaler
besser bieten. Sehet ihr nicht/ daß er mit der
höchsten Thorheit von der Welt schwanger
geht. Wem zu Gefallen butzt er sich so? Die
Männer achten es nicht/ und wo es der Wei-
ber halben geschicht/ so verlohnt sichs nicht der
Müh. Kaufft er solches vor sein Geld/so solte
man ihm einen Curatorem suriofi oder pro-
digi,
wolt ich sagen/ bestellen/ der ihm die Re-
gulas parsimoniae
etwas beybrächte: ist er a-
ber allen Leuten schuldig/ so solte man seine
Laus Deo die er zu hause liegen hat/ mit unter
die Favörgen hefften/ daß das Frauenzim-
mer wüste/ was vor Sorgen und Ungelegen-
heit er ihrentwegen einfressen müste. Rein-
lich und nett soll ein junger Mensch gehen/ denn
an den Federn erkennet man den Vogel/ an

den


endlich fragte er den Florindo was er von dem
Kerln hielte. Dieſer gab zur Antwort/ wenn
er es zu bezahlen haͤtte/ koͤnte man ihn nicht viel
tadeln/ ein iedweder brauchte das Geld nach
ſeinem Velieben. Und darzu ſtuͤnde es reputir-
licher/ wañ ein Mẽſch etwas von ſich und ſeineꝛ
Schoͤnheit hielte/ als daßer auffgezogen kaͤme/
wie die fliege auß der Buttermilch. Ey ver-
ſetzte Gelanor, gefaͤllt euch das ſchoͤne Kar-
tenmaͤnngen/ fuͤrwar wer dieſen haͤtte und
drey Scharwentzel darzu/ der koͤnte 50. Thaler
beſſer bieten. Sehet ihr nicht/ daß er mit der
hoͤchſten Thorheit von der Welt ſchwanger
geht. Wem zu Gefallen butzt er ſich ſo? Die
Maͤnner achten es nicht/ und wo es der Wei-
ber halben geſchicht/ ſo verlohnt ſichs nicht der
Muͤh. Kaufft er ſolches vor ſein Geld/ſo ſolte
man ihm einen Curatorem ſuriofi oder pro-
digi,
wolt ich ſagen/ beſtellen/ der ihm die Re-
gulas parſimoniæ
etwas beybraͤchte: iſt er a-
ber allen Leuten ſchuldig/ ſo ſolte man ſeine
Laus Deo die er zu hauſe liegen hat/ mit unter
die Favoͤrgen hefften/ daß das Frauenzim-
mer wuͤſte/ was vor Sorgen und Ungelegen-
heit er ihrentwegen einfreſſen muͤſte. Rein-
lich und nett ſoll ein junger Menſch gehen/ deñ
an den Federn erkennet man den Vogel/ an

den
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[56/0062] endlich fragte er den Florindo was er von dem Kerln hielte. Dieſer gab zur Antwort/ wenn er es zu bezahlen haͤtte/ koͤnte man ihn nicht viel tadeln/ ein iedweder brauchte das Geld nach ſeinem Velieben. Und darzu ſtuͤnde es reputir- licher/ wañ ein Mẽſch etwas von ſich und ſeineꝛ Schoͤnheit hielte/ als daßer auffgezogen kaͤme/ wie die fliege auß der Buttermilch. Ey ver- ſetzte Gelanor, gefaͤllt euch das ſchoͤne Kar- tenmaͤnngen/ fuͤrwar wer dieſen haͤtte und drey Scharwentzel darzu/ der koͤnte 50. Thaler beſſer bieten. Sehet ihr nicht/ daß er mit der hoͤchſten Thorheit von der Welt ſchwanger geht. Wem zu Gefallen butzt er ſich ſo? Die Maͤnner achten es nicht/ und wo es der Wei- ber halben geſchicht/ ſo verlohnt ſichs nicht der Muͤh. Kaufft er ſolches vor ſein Geld/ſo ſolte man ihm einen Curatorem ſuriofi oder pro- digi, wolt ich ſagen/ beſtellen/ der ihm die Re- gulas parſimoniæ etwas beybraͤchte: iſt er a- ber allen Leuten ſchuldig/ ſo ſolte man ſeine Laus Deo die er zu hauſe liegen hat/ mit unter die Favoͤrgen hefften/ daß das Frauenzim- mer wuͤſte/ was vor Sorgen und Ungelegen- heit er ihrentwegen einfreſſen muͤſte. Rein- lich und nett ſoll ein junger Menſch gehen/ deñ an den Federn erkennet man den Vogel/ an den

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/62>, abgerufen am 24.04.2024.