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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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mens weiter nicht begehrt hätten. Aber ich
weiß nicht/ ob die Leute bezaubert/ oder sonst
verblend waren/ daß sie uns hinein liessen/ dar-
auff hatten wir in Jtalien guten Fortgang.
Doch werde ichs keinen Menschen sagen wie
mich nach meines Vatern Küche verlangte.
Jch dachte die Frantzosen wären Hungerlei-
der; aber nun schien es/ als wär ich zu Leuten
kommen/ die gar von der Lufft lebten. Jch
halte auch nicht/ daß ich dazumal auf meinem
gantzen Leibe ein Pfund Fleich hätte zusam-
men bracht/ so sehr war ich außgepöckelt/ dar-
um freuete ich mich/ wie die Kinder auf St.
Martin/ als wir in Franckreich zurück com-
mendirt wurden. Da überließ nun der Kö-
nig denen Schweden etliche Völcker/ damit
kam ich in Schwedische Dienste gleich zu der
rechten Zeit/ daß ich in der Schlacht vor
Nördlingen die Schläge mit kriegte. Da
hatte ich vollends des Krieges satt/ denn eine
Musqueten Kugel hatte mich am dicken Bei-
ne gestreifft/ daß mir die Haut einer Spanne
lang abgegangen. Jns Fleisch konte sie nicht
kommen/ denn ich hatte keines. Nun war
der Schaden nicht gefährlich: allein wie es
brennte/ und wie mir das Außreissen so sauer
worden/ laß ich dieselben urtheilen/ die derglei-

chen


mens weiter nicht begehrt haͤtten. Aber ich
weiß nicht/ ob die Leute bezaubert/ oder ſonſt
verblend waren/ daß ſie uns hinein lieſſen/ dar-
auff hatten wir in Jtalien guten Fortgang.
Doch werde ichs keinen Menſchen ſagen wie
mich nach meines Vatern Kuͤche verlangte.
Jch dachte die Frantzoſen waͤren Hungerlei-
der; aber nun ſchien es/ als waͤr ich zu Leuten
kommen/ die gar von der Lufft lebten. Jch
halte auch nicht/ daß ich dazumal auf meinem
gantzen Leibe ein Pfund Fleich haͤtte zuſam-
men bracht/ ſo ſehr war ich außgepoͤckelt/ dar-
um freuete ich mich/ wie die Kinder auf St.
Martin/ als wir in Franckreich zuruͤck com-
mendirt wurden. Da uͤberließ nun der Koͤ-
nig denen Schweden etliche Voͤlcker/ damit
kam ich in Schwediſche Dienſte gleich zu der
rechten Zeit/ daß ich in der Schlacht vor
Noͤrdlingen die Schlaͤge mit kriegte. Da
hatte ich vollends des Krieges ſatt/ denn eine
Muſqueten Kugel hatte mich am dicken Bei-
ne geſtreifft/ daß mir die Haut einer Spanne
lang abgegangen. Jns Fleiſch konte ſie nicht
kommen/ denn ich hatte keines. Nun war
der Schaden nicht gefaͤhrlich: allein wie es
brennte/ und wie mir das Außreiſſen ſo ſauer
worden/ laß ich dieſelben urtheilen/ die derglei-

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[70/0076] mens weiter nicht begehrt haͤtten. Aber ich weiß nicht/ ob die Leute bezaubert/ oder ſonſt verblend waren/ daß ſie uns hinein lieſſen/ dar- auff hatten wir in Jtalien guten Fortgang. Doch werde ichs keinen Menſchen ſagen wie mich nach meines Vatern Kuͤche verlangte. Jch dachte die Frantzoſen waͤren Hungerlei- der; aber nun ſchien es/ als waͤr ich zu Leuten kommen/ die gar von der Lufft lebten. Jch halte auch nicht/ daß ich dazumal auf meinem gantzen Leibe ein Pfund Fleich haͤtte zuſam- men bracht/ ſo ſehr war ich außgepoͤckelt/ dar- um freuete ich mich/ wie die Kinder auf St. Martin/ als wir in Franckreich zuruͤck com- mendirt wurden. Da uͤberließ nun der Koͤ- nig denen Schweden etliche Voͤlcker/ damit kam ich in Schwediſche Dienſte gleich zu der rechten Zeit/ daß ich in der Schlacht vor Noͤrdlingen die Schlaͤge mit kriegte. Da hatte ich vollends des Krieges ſatt/ denn eine Muſqueten Kugel hatte mich am dicken Bei- ne geſtreifft/ daß mir die Haut einer Spanne lang abgegangen. Jns Fleiſch konte ſie nicht kommen/ denn ich hatte keines. Nun war der Schaden nicht gefaͤhrlich: allein wie es brennte/ und wie mir das Außreiſſen ſo ſauer worden/ laß ich dieſelben urtheilen/ die derglei- chen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/76>, abgerufen am 29.03.2024.