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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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saß ich nun mit meiner Gemahlin/ und hätte
mich gern zu frieden gegeben/ wann ich nur/ wie
Jacob die Junge auch noch hohlen dürffen.
So merckte ich/ daß es mit mir hieß/ O ho
Bauer! laß die Rößlein stahn/ sie gehören für
einen Edelmann. Was solte ich aber für
Nahrung anfangen/ graben mocht ich nicht/
so schämte ich mich zu betteln/ drum muste ich
mit einem geringen Verwalterdienstgen vor-
lieb nehmen/ von welchem diß accidens war/
daß ich die Mahlzeit bey Hofe mit haben solte.
Jch ließ es gut seyn/ und legte mich mit mei-
ner alten Schachtel alle Abend zu Bette/ als
hantte ich die Junge nie lieb gehabt. Doch
war diß meine Plage/ daß ich allen Gästen Ge-
sellschafft leisten muste/ dann wer Lust zu sauf-
fen hatte/ dem solte ich zu Gefallen das Tann-
zapffen-Vier in den Leib giessen/ davon ward
ich endlich so ungesund/ daß ich meinem Leibe
keinen Rath wuste/ zu grossen Glücke kam eine
Rechts Sache zu Ende/ davon ich 2000. Thl[.]
participirte/ und meine alte Kachel starb in
Kindesnöthen. Also ward ich wieder frey/
und behelffe mich numehr auf mein Geld so
gut ich kan. Aber ach! bin ich nicht ein Narr
gewesen/ ach hätt ich einen Curator angenom-
men/ ach hätte ich was rechtes gelernt

ach
D v


ſaß ich nun mit meiner Gemahlin/ und haͤtte
mich gern zu frieden gegeben/ wañ ich nur/ wie
Jacob die Junge auch noch hohlen duͤrffen.
So merckte ich/ daß es mit mir hieß/ O ho
Bauer! laß die Roͤßlein ſtahn/ ſie gehoͤren fuͤr
einen Edelmann. Was ſolte ich aber fuͤr
Nahrung anfangen/ graben mocht ich nicht/
ſo ſchaͤmte ich mich zu betteln/ drum muſte ich
mit einem geringen Verwalterdienſtgen vor-
lieb nehmen/ von welchem diß accidens war/
daß ich die Mahlzeit bey Hofe mit haben ſolte.
Jch ließ es gut ſeyn/ und legte mich mit mei-
ner alten Schachtel alle Abend zu Bette/ als
hātte ich die Junge nie lieb gehabt. Doch
war diß meine Plage/ daß ich allen Gaͤſten Ge-
ſellſchafft leiſten muſte/ dann wer Luſt zu ſauf-
fen hatte/ dem ſolte ich zu Gefallen das Tann-
zapffen-Vier in den Leib gieſſen/ davon ward
ich endlich ſo ungeſund/ daß ich meinem Leibe
keinen Rath wuſte/ zu groſſen Gluͤcke kam eine
Rechts Sache zu Ende/ davon ich 2000. Thl[.]
participirte/ und meine alte Kachel ſtarb in
Kindesnoͤthen. Alſo ward ich wieder frey/
und behelffe mich numehr auf mein Geld ſo
gut ich kan. Aber ach! bin ich nicht ein Narr
geweſen/ ach haͤtt ich einen Curator angenom-
men/ ach haͤtte ich was rechtes gelernt

ach
D v
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[81/0087] ſaß ich nun mit meiner Gemahlin/ und haͤtte mich gern zu frieden gegeben/ wañ ich nur/ wie Jacob die Junge auch noch hohlen duͤrffen. So merckte ich/ daß es mit mir hieß/ O ho Bauer! laß die Roͤßlein ſtahn/ ſie gehoͤren fuͤr einen Edelmann. Was ſolte ich aber fuͤr Nahrung anfangen/ graben mocht ich nicht/ ſo ſchaͤmte ich mich zu betteln/ drum muſte ich mit einem geringen Verwalterdienſtgen vor- lieb nehmen/ von welchem diß accidens war/ daß ich die Mahlzeit bey Hofe mit haben ſolte. Jch ließ es gut ſeyn/ und legte mich mit mei- ner alten Schachtel alle Abend zu Bette/ als hātte ich die Junge nie lieb gehabt. Doch war diß meine Plage/ daß ich allen Gaͤſten Ge- ſellſchafft leiſten muſte/ dann wer Luſt zu ſauf- fen hatte/ dem ſolte ich zu Gefallen das Tann- zapffen-Vier in den Leib gieſſen/ davon ward ich endlich ſo ungeſund/ daß ich meinem Leibe keinen Rath wuſte/ zu groſſen Gluͤcke kam eine Rechts Sache zu Ende/ davon ich 2000. Thl. participirte/ und meine alte Kachel ſtarb in Kindesnoͤthen. Alſo ward ich wieder frey/ und behelffe mich numehr auf mein Geld ſo gut ich kan. Aber ach! bin ich nicht ein Narr geweſen/ ach haͤtt ich einen Curator angenom- men/ ach haͤtte ich was rechtes gelernt ach D v

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/87>, abgerufen am 24.04.2024.