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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Faust durch viel Sviten, Doublen,
Fantasi
en/ Contrapuncte und der-
gleichen in das Geschicke bringen/
ob er gleich die meisten passagen in
der geistlichen Music nicht gebrau-
chen kan. Denn er hat so viel
davon/ daß er die Faust zu einen
saubern Griffe gewehnet/ und
hernach in der grösten Einfalt ei-
ne Manier nach der andern gantz
unvermerckt anbringen/ und dem
Liede gar einen andern Geist ge-
ben kan/ als wenn ein ungeübter
Pursche mit den plumpen Fin-
gern als ein Drescher auff das
Clavier fällt. Und nunmehr wür-
de von der Geistlichen Music auff
den geistlichen Redner die Appli-
cation
leicht zu machen seyn/ wenn
ich nicht um geliebter Kürtze willen
des Papiers schonte.

LXVII.

Bey dem Tantz-Boden
fält mir etwas ein/ daß einem redli-

chen

Fauſt durch viel Sviten, Doublen,
Fantaſi
en/ Contrapuncte und der-
gleichen in das Geſchicke bringen/
ob er gleich die meiſten paſſagen in
der geiſtlichen Muſic nicht gebrau-
chen kan. Denn er hat ſo viel
davon/ daß er die Fauſt zu einen
ſaubern Griffe gewehnet/ und
hernach in der groͤſten Einfalt ei-
ne Manier nach der andern gantz
unvermerckt anbringen/ und dem
Liede gar einen andern Geiſt ge-
ben kan/ als wenn ein ungeuͤbter
Purſche mit den plumpen Fin-
gern als ein Dreſcher auff das
Clavier faͤllt. Und nunmehr wuͤr-
de von der Geiſtlichen Muſic auff
den geiſtlichen Redner die Appli-
cation
leicht zu machen ſeyn/ wenn
ich nicht um geliebter Kuͤrtze willen
des Papiers ſchonte.

LXVII.

Bey dem Tantz-Boden
faͤlt mir etwas ein/ daß einem redli-

chen
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[0066] Fauſt durch viel Sviten, Doublen, Fantaſien/ Contrapuncte und der- gleichen in das Geſchicke bringen/ ob er gleich die meiſten paſſagen in der geiſtlichen Muſic nicht gebrau- chen kan. Denn er hat ſo viel davon/ daß er die Fauſt zu einen ſaubern Griffe gewehnet/ und hernach in der groͤſten Einfalt ei- ne Manier nach der andern gantz unvermerckt anbringen/ und dem Liede gar einen andern Geiſt ge- ben kan/ als wenn ein ungeuͤbter Purſche mit den plumpen Fin- gern als ein Dreſcher auff das Clavier faͤllt. Und nunmehr wuͤr- de von der Geiſtlichen Muſic auff den geiſtlichen Redner die Appli- cation leicht zu machen ſeyn/ wenn ich nicht um geliebter Kuͤrtze willen des Papiers ſchonte. LXVII. Bey dem Tantz-Boden faͤlt mir etwas ein/ daß einem redli- chen

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/66>, abgerufen am 29.03.2024.