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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
sen seyn/ wenn der gute Liebhaber auf den Morgen
seine liebe Braut betrachten wird.

Dark. Ich fürchte nur/ der schlaue Gast wird
noch auf den Abend seine Wahre besehen wollen.

Lot. Wir lassen seinetwegen die bißherige Ge-
wohnheit nicht abkommen. Die Braut muß an
dem Hochzeit-Tage mit verdeckten Gesichte ge-
hen/ weil man doch versichert ist/ daß die Jung-
ferliche Schamhafftigkeit bey so vielen offentlichen
Blicken gar zu sehr in Versuchung geführet wird.

Dark. Es wird dem guten Menschen gehen/ als
wie meinem Nachbar/ der wolte was unbesehens
im Sacke kauffen/ und wie er dachte/ er hätte ei-
nen Hasen/ so hatte er eine Katze. Aber was wird
unterdessen die rechte Braut machen? Wie wenn
sie mit offenen Gesichte die gantze Masqverade ver-
derbete?

Lot. Dieser Punct ist auch schon beygeleget.
Wir wollen sie heute an einen Orte vexieren/ weil
es sonst Gebrauch ist/ daß eine vornehme Braut
mit Salben und köstlichen Specereyen etliche Ta-
ge zuvor geputzt wird.

Dark. Ich halte Lea wird wol ungesalbet mit
dem Brautigam zu Bette gehen.

Lot. Und meiner Schwester Rahel wird die heu-
tige Salbung an der künfftigen Hochzeit keinem
Schaden thun.

Dark. Nun kan ich wol sagen/ daß an mir ein
lustiger Hochzeit Gast wird zu hoffen seyn.
Lot.
Heyrath.
ſen ſeyn/ wenn der gute Liebhaber auf den Morgen
ſeine liebe Braut betrachten wird.

Dark. Ich fuͤrchte nur/ der ſchlaue Gaſt wird
noch auf den Abend ſeine Wahre beſehen wollen.

Lot. Wir laſſen ſeinetwegen die bißherige Ge-
wohnheit nicht abkommen. Die Braut muß an
dem Hochzeit-Tage mit verdeckten Geſichte ge-
hen/ weil man doch verſichert iſt/ daß die Jung-
ferliche Schamhafftigkeit bey ſo vielen offentlichen
Blicken gar zu ſehr in Verſuchung gefuͤhret wird.

Dark. Es wird dem guten Menſchen gehen/ als
wie meinem Nachbar/ der wolte was unbeſehens
im Sacke kauffen/ und wie er dachte/ er haͤtte ei-
nen Haſen/ ſo hatte er eine Katze. Aber was wird
unterdeſſen die rechte Braut machen? Wie wenn
ſie mit offenen Geſichte die gantze Maſqverade ver-
derbete?

Lot. Dieſer Punct iſt auch ſchon beygeleget.
Wir wollen ſie heute an einen Orte vexieren/ weil
es ſonſt Gebrauch iſt/ daß eine vornehme Braut
mit Salben und koͤſtlichen Specereyen etliche Ta-
ge zuvor geputzt wird.

Dark. Ich halte Lea wird wol ungeſalbet mit
dem Brautigam zu Bette gehen.

Lot. Und meiner Schweſter Rahel wird die heu-
tige Salbung an der kuͤnfftigen Hochzeit keinem
Schaden thun.

Dark. Nun kan ich wol ſagen/ daß an mir ein
luſtiger Hochzeit Gaſt wird zu hoffen ſeyn.
Lot.
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[95/0116] Heyrath. ſen ſeyn/ wenn der gute Liebhaber auf den Morgen ſeine liebe Braut betrachten wird. Dark. Ich fuͤrchte nur/ der ſchlaue Gaſt wird noch auf den Abend ſeine Wahre beſehen wollen. Lot. Wir laſſen ſeinetwegen die bißherige Ge- wohnheit nicht abkommen. Die Braut muß an dem Hochzeit-Tage mit verdeckten Geſichte ge- hen/ weil man doch verſichert iſt/ daß die Jung- ferliche Schamhafftigkeit bey ſo vielen offentlichen Blicken gar zu ſehr in Verſuchung gefuͤhret wird. Dark. Es wird dem guten Menſchen gehen/ als wie meinem Nachbar/ der wolte was unbeſehens im Sacke kauffen/ und wie er dachte/ er haͤtte ei- nen Haſen/ ſo hatte er eine Katze. Aber was wird unterdeſſen die rechte Braut machen? Wie wenn ſie mit offenen Geſichte die gantze Maſqverade ver- derbete? Lot. Dieſer Punct iſt auch ſchon beygeleget. Wir wollen ſie heute an einen Orte vexieren/ weil es ſonſt Gebrauch iſt/ daß eine vornehme Braut mit Salben und koͤſtlichen Specereyen etliche Ta- ge zuvor geputzt wird. Dark. Ich halte Lea wird wol ungeſalbet mit dem Brautigam zu Bette gehen. Lot. Und meiner Schweſter Rahel wird die heu- tige Salbung an der kuͤnfftigen Hochzeit keinem Schaden thun. Dark. Nun kan ich wol ſagen/ daß an mir ein luſtiger Hochzeit Gaſt wird zu hoffen ſeyn. Lot.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/116>, abgerufen am 18.04.2024.