Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Heyrath.
Bar. Die Betler wissen die meisten Zeitungen.
Ist nicht etwan ein fremder Herr vor wenig Ta-
gen hier durch passiret?

Moph. Wir Betler machen keinen Unterscheid.
Wer uns was giebet/ der ist ein gnädiger Herr.

Bar. Du Hunds-Kopf/ weistu du auch/ wer dich
fragt?

Moph. Wenn ich eine Gabe kriege/ so ist es ein
gnädiger Herr.

Ahim. Wie geht dieses zu? Scheinet es doch
als wäre mir die Sprache bekandt. Halt guter
Freund wie sieht es denn unter dem Mantel aus?

Moph. Herr gar schlecht/ ich darff mich gewiß
in der elenden Kleidung nicht sehen lassen.

Bar. Bestie/ wilstu du ungehorsam seyn? Lege
den Mantel von dir/ oder ich wil dich mit meinem
Fusse zerknirschen.

Ahim. Hilff Himmel/ es ist unser Bewicht/ der
sich mit dem Printzen hat unsichtbar gemacht.

Bar. Was verhindert mich/ daß ich sein Blut
auf diesem Felde herum spritze? Allein dessentwe-
gen soltu etliche Stunden langsamer sterben/ da-
mit wir das boßhafftige Beginnen aus deinem
Maule erfahren können. Wo ist Printz Kemuel?
Wilstu nicht reden? oder sol ich dir die Worte mit
meinem Schwerdte abfodern?

Moph. Ich wil euch gerne einen gnädigen Her-
ren heissen/ wenn jhr mir gleich kein Geld gebet:
nö-
Heyrath.
Bar. Die Betler wiſſen die meiſten Zeitungen.
Iſt nicht etwan ein fremder Herr vor wenig Ta-
gen hier durch paſſiret?

Moph. Wir Betler machen keinen Unterſcheid.
Wer uns was giebet/ der iſt ein gnaͤdiger Herr.

Bar. Du Hunds-Kopf/ weiſtu du auch/ wer dich
fragt?

Moph. Wenn ich eine Gabe kriege/ ſo iſt es ein
gnaͤdiger Herr.

Ahim. Wie geht dieſes zu? Scheinet es doch
als waͤre mir die Sprache bekandt. Halt guter
Freund wie ſieht es denn unter dem Mantel aus?

Moph. Herr gar ſchlecht/ ich darff mich gewiß
in der elenden Kleidung nicht ſehen laſſen.

Bar. Beſtie/ wilſtu du ungehorſam ſeyn? Lege
den Mantel von dir/ oder ich wil dich mit meinem
Fuſſe zerknirſchen.

Ahim. Hilff Himmel/ es iſt unſer Bewicht/ der
ſich mit dem Printzen hat unſichtbar gemacht.

Bar. Was verhindert mich/ daß ich ſein Blut
auf dieſem Felde herum ſpritze? Allein deſſentwe-
gen ſoltu etliche Stunden langſamer ſterben/ da-
mit wir das boßhafftige Beginnen aus deinem
Maule erfahren koͤnnen. Wo iſt Printz Kemuel?
Wilſtu nicht reden? oder ſol ich dir die Worte mit
meinem Schwerdte abfodern?

Moph. Ich wil euch gerne einen gnaͤdigen Her-
ren heiſſen/ wenn jhr mir gleich kein Geld gebet:
noͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0128" n="107"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Heyrath.</hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Die Betler wi&#x017F;&#x017F;en die mei&#x017F;ten Zeitungen.<lb/>
I&#x017F;t nicht etwan ein fremder Herr vor wenig Ta-<lb/>
gen hier durch <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;iret?</hi></p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Moph.</hi> </speaker>
              <p>Wir Betler machen keinen Unter&#x017F;cheid.<lb/>
Wer uns was giebet/ der i&#x017F;t ein gna&#x0364;diger Herr.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Du Hunds-Kopf/ wei&#x017F;tu du auch/ wer dich<lb/>
fragt?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Moph.</hi> </speaker>
              <p>Wenn ich eine Gabe kriege/ &#x017F;o i&#x017F;t es ein<lb/>
gna&#x0364;diger Herr.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ahim.</hi> </speaker>
              <p>Wie geht die&#x017F;es zu? Scheinet es doch<lb/>
als wa&#x0364;re mir die Sprache bekandt. Halt guter<lb/>
Freund wie &#x017F;ieht es denn unter dem Mantel aus?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Moph.</hi> </speaker>
              <p>Herr gar &#x017F;chlecht/ ich darff mich gewiß<lb/>
in der elenden Kleidung nicht &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Be&#x017F;tie/ wil&#x017F;tu du ungehor&#x017F;am &#x017F;eyn? Lege<lb/>
den Mantel von dir/ oder ich wil dich mit meinem<lb/>
Fu&#x017F;&#x017F;e zerknir&#x017F;chen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ahim.</hi> </speaker>
              <p>Hilff Himmel/ es i&#x017F;t un&#x017F;er Bewicht/ der<lb/>
&#x017F;ich mit dem Printzen hat un&#x017F;ichtbar gemacht.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Bar.</hi> </speaker>
              <p>Was verhindert mich/ daß ich &#x017F;ein Blut<lb/>
auf die&#x017F;em Felde herum &#x017F;pritze? Allein de&#x017F;&#x017F;entwe-<lb/>
gen &#x017F;oltu etliche Stunden lang&#x017F;amer &#x017F;terben/ da-<lb/>
mit wir das boßhafftige Beginnen aus deinem<lb/>
Maule erfahren ko&#x0364;nnen. Wo i&#x017F;t Printz <hi rendition="#aq">Kemuel?</hi><lb/>
Wil&#x017F;tu nicht reden? oder &#x017F;ol ich dir die Worte mit<lb/>
meinem Schwerdte abfodern?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Moph.</hi> </speaker>
              <p>Ich wil euch gerne einen gna&#x0364;digen Her-<lb/>
ren hei&#x017F;&#x017F;en/ wenn jhr mir gleich kein Geld gebet:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">no&#x0364;-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0128] Heyrath. Bar. Die Betler wiſſen die meiſten Zeitungen. Iſt nicht etwan ein fremder Herr vor wenig Ta- gen hier durch paſſiret? Moph. Wir Betler machen keinen Unterſcheid. Wer uns was giebet/ der iſt ein gnaͤdiger Herr. Bar. Du Hunds-Kopf/ weiſtu du auch/ wer dich fragt? Moph. Wenn ich eine Gabe kriege/ ſo iſt es ein gnaͤdiger Herr. Ahim. Wie geht dieſes zu? Scheinet es doch als waͤre mir die Sprache bekandt. Halt guter Freund wie ſieht es denn unter dem Mantel aus? Moph. Herr gar ſchlecht/ ich darff mich gewiß in der elenden Kleidung nicht ſehen laſſen. Bar. Beſtie/ wilſtu du ungehorſam ſeyn? Lege den Mantel von dir/ oder ich wil dich mit meinem Fuſſe zerknirſchen. Ahim. Hilff Himmel/ es iſt unſer Bewicht/ der ſich mit dem Printzen hat unſichtbar gemacht. Bar. Was verhindert mich/ daß ich ſein Blut auf dieſem Felde herum ſpritze? Allein deſſentwe- gen ſoltu etliche Stunden langſamer ſterben/ da- mit wir das boßhafftige Beginnen aus deinem Maule erfahren koͤnnen. Wo iſt Printz Kemuel? Wilſtu nicht reden? oder ſol ich dir die Worte mit meinem Schwerdte abfodern? Moph. Ich wil euch gerne einen gnaͤdigen Her- ren heiſſen/ wenn jhr mir gleich kein Geld gebet: noͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/128
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/128>, abgerufen am 24.04.2024.