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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
ward; thue ich einen Blick in die Schlaff-Kam-
mer/ so möchte mir das Hertze vor Angst zersprin-
gen/ daß ich die Freude nicht an hellen Tage wie-
derholen sol/ welche mir in der finstern Nacht so
wol gegönnet war. Ach! die Liebe ist ein grosser
Jammer; aber ein solcher Witwenstand/ wie der
Meinige/ der ist mit keinen Thränen gnugsam zu
beweinen. Was hilfft mich der Müßiggang an
diesen Orte? Es ist Zeit daß ich dem übrigen Hauf-
fen nacheyle/ und zum wenigsten meine Bestän-
digkeit aus diesem Lauffe zu erkennen gebe.

Fünffter Handlung
Zehender Aufftrit.
Raphael mit den übrigen Engeln.
Raphael.
Ihr Geister/ folget mir in diesen stillen Wald/
Hier hat ein GOttes Freund bißher den Auffenhalt.
Beschützet seinen Gang und trägt jhn auf den
Händen.
Denn GOtt ist selbst geneigt sein Unheil abzu-
wenden.
Ihr kennt den Jacob wol/ der auf den Felde schlieff/
Als jhn Meßias dort von einer Leiter rieff.
Wir waren auch darbey/ und stiegen auf und nieder/
Drum denckt an seinen Schutz denn er bedarff es
wieder.
Sechs

Heyrath.
ward; thue ich einen Blick in die Schlaff-Kam-
mer/ ſo moͤchte mir das Hertze vor Angſt zerſprin-
gen/ daß ich die Freude nicht an hellen Tage wie-
derholen ſol/ welche mir in der finſtern Nacht ſo
wol gegoͤnnet war. Ach! die Liebe iſt ein groſſer
Jammer; aber ein ſolcher Witwenſtand/ wie der
Meinige/ der iſt mit keinen Thraͤnen gnugſam zu
beweinen. Was hilfft mich der Muͤßiggang an
dieſen Orte? Es iſt Zeit daß ich dem uͤbrigen Hauf-
fen nacheyle/ und zum wenigſten meine Beſtaͤn-
digkeit aus dieſem Lauffe zu erkennen gebe.

Fuͤnffter Handlung
Zehender Aufftrit.
Raphael mit den uͤbrigen Engeln.
Raphael.
Ihr Geiſter/ folget mir in dieſen ſtillen Wald/
Hier hat ein GOttes Freund bißher den Auffenhalt.
Beſchuͤtzet ſeinen Gang und traͤgt jhn auf den
Haͤnden.
Denn GOtt iſt ſelbſt geneigt ſein Unheil abzu-
wenden.
Ihr keñt den Jacob wol/ der auf den Felde ſchlieff/
Als jhn Meßias dort von einer Leiter rieff.
Wir waren auch darbey/ und ſtiegen auf und nieder/
Drum denckt an ſeinen Schutz denn er bedarff es
wieder.
Sechs
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[199/0220] Heyrath. ward; thue ich einen Blick in die Schlaff-Kam- mer/ ſo moͤchte mir das Hertze vor Angſt zerſprin- gen/ daß ich die Freude nicht an hellen Tage wie- derholen ſol/ welche mir in der finſtern Nacht ſo wol gegoͤnnet war. Ach! die Liebe iſt ein groſſer Jammer; aber ein ſolcher Witwenſtand/ wie der Meinige/ der iſt mit keinen Thraͤnen gnugſam zu beweinen. Was hilfft mich der Muͤßiggang an dieſen Orte? Es iſt Zeit daß ich dem uͤbrigen Hauf- fen nacheyle/ und zum wenigſten meine Beſtaͤn- digkeit aus dieſem Lauffe zu erkennen gebe. Fuͤnffter Handlung Zehender Aufftrit. Raphael mit den uͤbrigen Engeln. Raphael. Ihr Geiſter/ folget mir in dieſen ſtillen Wald/ Hier hat ein GOttes Freund bißher den Auffenhalt. Beſchuͤtzet ſeinen Gang und traͤgt jhn auf den Haͤnden. Denn GOtt iſt ſelbſt geneigt ſein Unheil abzu- wenden. Ihr keñt den Jacob wol/ der auf den Felde ſchlieff/ Als jhn Meßias dort von einer Leiter rieff. Wir waren auch darbey/ und ſtiegen auf und nieder/ Drum denckt an ſeinen Schutz denn er bedarff es wieder. Sechs

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/220>, abgerufen am 29.03.2024.