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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
Ang. Es muß alles auf den Holtz-Hauffen; so
gar seine zwo schöne Carossen/ samt vier köstlichen
Pferden und zwey Maul-Eseln/ denen sie das Ein-
geweide auß dem Leibe rissen/ und solches nebst den
todten Aessern in die Gluth worffen/ welche mit et-
lichen Fässern Oel zu guter Nahrung gebracht
ward.

Ghir. Es ist grausam genung.
Ang. Ein Diener offenbarte tausend Cronen/
welche in dem Miste verborgen waren/ und also
muste dieses Gold auch in den grossen Schmeltz-
Tiegel.

Ghir. Wo wird die wunderschöne Bibliothec
geblieben seyn?

Ang. Ach/ das wird am meisten beklagt: So
viel 1000. Cronen als sie gekostet hat/ so unbarm-
hertzig hat sie auf den grossen Feuer-Hauffen folgen
müssen.

Chir. Es ist ein allgemeines Unglück/ welches
die meisten Bibliothecken verderbet und viel gelehr-
te Schrifften der Nachwelt aus den Augen geris-
sen hat.

Ang. Aber wil sich niemand erbarmen/ daß die
andern Raritäten von Neapolis nicht auf einmahl
zu Grunde gehen?

Phil. Ich mercke wohl/ wer itzo bey dem Pöbel
was erhalten wil/ der muß ein Geistlicher seyn.

Ghir. Ja es muß ein Ertz-Bischoff seyn.
Rhil. So wollen wir keinen Fleiß sparen. Ihr
an-
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MASANIELLO.
Ang. Es muß alles auf den Holtz-Hauffen; ſo
gar ſeine zwo ſchoͤne Caroſſen/ ſamt vier koͤſtlichen
Pferden und zwey Maul-Eſeln/ denen ſie das Ein-
geweide auß dem Leibe riſſen/ und ſolches nebſt den
todten Aeſſern in die Gluth worffen/ welche mit et-
lichen Faͤſſern Oel zu guter Nahrung gebracht
ward.

Ghir. Es iſt grauſam genung.
Ang. Ein Diener offenbarte tauſend Cronen/
welche in dem Miſte verborgen waren/ und alſo
muſte dieſes Gold auch in den groſſen Schmeltz-
Tiegel.

Ghir. Wo wird die wunderſchoͤne Bibliothec
geblieben ſeyn?

Ang. Ach/ das wird am meiſten beklagt: So
viel 1000. Cronen als ſie gekoſtet hat/ ſo unbarm-
hertzig hat ſie auf den groſſen Feuer-Hauffen folgen
muͤſſen.

Chir. Es iſt ein allgemeines Ungluͤck/ welches
die meiſten Bibliothecken verderbet und viel gelehr-
te Schrifften der Nachwelt aus den Augen geriſ-
ſen hat.

Ang. Aber wil ſich niemand erbarmen/ daß die
andern Raritäten von Neapolis nicht auf einmahl
zu Grunde gehen?

Phil. Ich mercke wohl/ wer itzo bey dem Poͤbel
was erhalten wil/ der muß ein Geiſtlicher ſeyn.

Ghir. Ja es muß ein Ertz-Biſchoff ſeyn.
Rhil. So wollen wir keinen Fleiß ſparen. Ihr
an-
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[87/0428] MASANIELLO. Ang. Es muß alles auf den Holtz-Hauffen; ſo gar ſeine zwo ſchoͤne Caroſſen/ ſamt vier koͤſtlichen Pferden und zwey Maul-Eſeln/ denen ſie das Ein- geweide auß dem Leibe riſſen/ und ſolches nebſt den todten Aeſſern in die Gluth worffen/ welche mit et- lichen Faͤſſern Oel zu guter Nahrung gebracht ward. Ghir. Es iſt grauſam genung. Ang. Ein Diener offenbarte tauſend Cronen/ welche in dem Miſte verborgen waren/ und alſo muſte dieſes Gold auch in den groſſen Schmeltz- Tiegel. Ghir. Wo wird die wunderſchoͤne Bibliothec geblieben ſeyn? Ang. Ach/ das wird am meiſten beklagt: So viel 1000. Cronen als ſie gekoſtet hat/ ſo unbarm- hertzig hat ſie auf den groſſen Feuer-Hauffen folgen muͤſſen. Chir. Es iſt ein allgemeines Ungluͤck/ welches die meiſten Bibliothecken verderbet und viel gelehr- te Schrifften der Nachwelt aus den Augen geriſ- ſen hat. Ang. Aber wil ſich niemand erbarmen/ daß die andern Raritäten von Neapolis nicht auf einmahl zu Grunde gehen? Phil. Ich mercke wohl/ wer itzo bey dem Poͤbel was erhalten wil/ der muß ein Geiſtlicher ſeyn. Ghir. Ja es muß ein Ertz-Biſchoff ſeyn. Rhil. So wollen wir keinen Fleiß ſparen. Ihr an- F f 4

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/428>, abgerufen am 28.03.2024.