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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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MASANIELLO.
Car. Meine Schönste/ ich bin der Hertzog von
Caraffa, welchen der rasende Pöbel nunmehr zu ei-
nem blutigen Opffer aufsuchet. Ist es nun mög-
lich/ daß ich unter dem Schatten meiner Gebieterin
so lange kan verborgen bleiben/ biß sich die trübe
Wolcke verziehen möchte/ so wil ich hier mein Hertz
und mein Vermögen zu Pfande geben/ daß sie all-
zeit die Helffte meines Glückes in jhrem Besitze ha-
ben soll.

Bard. Ach weh! jhr Gnaden/ warum soll so ein
theures Haupt so schlecht verwahret seyn? Ich be-
kenne meine Schwachheit/ wofern ich von dem
Pöbel möchte angesprungen werden.

Card. Bey itzigen Zeiten ist ein geringes Hauß
zur Sicherheit viel beqvemer als ein Fürstl. Pal-
last. Und also bitt ich noch einmahl/ sie verdiene
die Ehre/ daß ein Hertzog bey jhr auf den Knien
um sein Leben bitten muß?

Bar. Ihr Gnaden beschämen mich mit einer Eh-
re/ welche mir zu leisten oblieget. Ich bin eine ge-
treue Dienerin/ und so lange das Bett in meiner
Kammer nicht zu reden anfängt/ so lange sollen jhr
Gnaden keine Lebens Gefahr zubesorgen haben.

Car. Ach meine Schöne/ was vor hohen Danck
werde ich deswegen schuldig seyn? Doch anitzo
folg ich nur/ wohin mich jhr süsser Befehl beglei-
ten wird.

Bar. Die Kammer ist offen/ sie verfügen sich
hinein/ ehe sich ein Verräther angiebt.
Car.
I i 2
MASANIELLO.
Car. Meine Schoͤnſte/ ich bin der Hertzog von
Caraffa, welchen der raſende Poͤbel nunmehr zu ei-
nem blutigen Opffer aufſuchet. Iſt es nun moͤg-
lich/ daß ich unter dem Schatten meiner Gebieterin
ſo lange kan verborgen bleiben/ biß ſich die truͤbe
Wolcke verziehen moͤchte/ ſo wil ich hier mein Hertz
und mein Vermoͤgen zu Pfande geben/ daß ſie all-
zeit die Helffte meines Gluͤckes in jhrem Beſitze ha-
ben ſoll.

Bard. Ach weh! jhr Gnaden/ warum ſoll ſo ein
theures Haupt ſo ſchlecht verwahret ſeyn? Ich be-
kenne meine Schwachheit/ wofern ich von dem
Poͤbel moͤchte angeſprungen werden.

Card. Bey itzigen Zeiten iſt ein geringes Hauß
zur Sicherheit viel beqvemer als ein Fuͤrſtl. Pal-
laſt. Und alſo bitt ich noch einmahl/ ſie verdiene
die Ehre/ daß ein Hertzog bey jhr auf den Knien
um ſein Leben bitten muß?

Bar. Ihr Gnaden beſchaͤmen mich mit einer Eh-
re/ welche mir zu leiſten oblieget. Ich bin eine ge-
treue Dienerin/ und ſo lange das Bett in meiner
Kammer nicht zu reden anfaͤngt/ ſo lange ſollen jhr
Gnaden keine Lebens Gefahr zubeſorgen haben.

Car. Ach meine Schoͤne/ was vor hohen Danck
werde ich deswegen ſchuldig ſeyn? Doch anitzo
folg ich nur/ wohin mich jhr ſuͤſſer Befehl beglei-
ten wird.

Bar. Die Kammer iſt offen/ ſie verfuͤgen ſich
hinein/ ehe ſich ein Verraͤther angiebt.
Car.
I i 2
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[131/0472] MASANIELLO. Car. Meine Schoͤnſte/ ich bin der Hertzog von Caraffa, welchen der raſende Poͤbel nunmehr zu ei- nem blutigen Opffer aufſuchet. Iſt es nun moͤg- lich/ daß ich unter dem Schatten meiner Gebieterin ſo lange kan verborgen bleiben/ biß ſich die truͤbe Wolcke verziehen moͤchte/ ſo wil ich hier mein Hertz und mein Vermoͤgen zu Pfande geben/ daß ſie all- zeit die Helffte meines Gluͤckes in jhrem Beſitze ha- ben ſoll. Bard. Ach weh! jhr Gnaden/ warum ſoll ſo ein theures Haupt ſo ſchlecht verwahret ſeyn? Ich be- kenne meine Schwachheit/ wofern ich von dem Poͤbel moͤchte angeſprungen werden. Card. Bey itzigen Zeiten iſt ein geringes Hauß zur Sicherheit viel beqvemer als ein Fuͤrſtl. Pal- laſt. Und alſo bitt ich noch einmahl/ ſie verdiene die Ehre/ daß ein Hertzog bey jhr auf den Knien um ſein Leben bitten muß? Bar. Ihr Gnaden beſchaͤmen mich mit einer Eh- re/ welche mir zu leiſten oblieget. Ich bin eine ge- treue Dienerin/ und ſo lange das Bett in meiner Kammer nicht zu reden anfaͤngt/ ſo lange ſollen jhr Gnaden keine Lebens Gefahr zubeſorgen haben. Car. Ach meine Schoͤne/ was vor hohen Danck werde ich deswegen ſchuldig ſeyn? Doch anitzo folg ich nur/ wohin mich jhr ſuͤſſer Befehl beglei- ten wird. Bar. Die Kammer iſt offen/ ſie verfuͤgen ſich hinein/ ehe ſich ein Verraͤther angiebt. Car. I i 2

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/472>, abgerufen am 23.04.2024.