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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Absurda
durchgereiset/ und hätte ihn hingeleget; aber weil
die Mittel nicht da waren/ so kunte er seinen König-
lichen Stand nicht außführen/ und deßwegen bin ich
ein Todtengräber worden/ wenn ich irgend ein alt
Königlich Begräbnis mit einem Schatze finde/ daß
ich hernach meinen Königlichen Stand anfangen
kan.

Sigh. Haben die Leute zur Eselswiese so einen vor-
nehmen Todtengräber/ so wil ich gerne sehen/ was
der Gerichts-Schultze vor einen Stammbaum hat.

Kil. Es geht/ wie dort geschrieben steht: Die
Knechte reiten/ und die Herren gehn zu Fusse.

Sigh. Aber wo seyd ihr gleichwol hinter die Sprün-
ge kommen/ daß ihr euch unterstehet eine Comoedie
zu machen?

Kil. Herr/ in unserm Lande schreiben die Leute so
feine Sprüchelgen an die Särge/ die habe ich mir
alle in ein Buch zusammen geschrieben/ und mich
deucht/ je mehr ich drinnen lese/ desto hurtiger wer-
de ich was neues zu machen.

Sigh. Es läst sich hören. Aber von was handelt
die Comoedie?

Kil Von Daniel in der Löwen-Grube.
Sigh. Wie seyd ihr auff diese Materie kommen?
Kil. Ich dachte/ wenn irgend die Comoedie sol-
te gespielet werden/ so könte ich als ein Todten grä-
ber/ die Löwengrube selber graben/ und dürffte nicht
lange andere Leute ansprechen: denn ich habe einen
Kopff vor mich/ und ehe ich lange bitten wil/ so lasse
ichs bleiben.
Sigh.
Absurda
durchgereiſet/ und haͤtte ihn hingeleget; aber weil
die Mittel nicht da waren/ ſo kunte er ſeinen Koͤnig-
lichen Stand nicht außfuͤhren/ und deßwegen bin ich
ein Todtengraͤber worden/ wenn ich irgend ein alt
Koͤniglich Begraͤbnis mit einem Schatze finde/ daß
ich hernach meinen Koͤniglichen Stand anfangen
kan.

Sigh. Haben die Leute zur Eſelswieſe ſo einen vor-
nehmen Todtengraͤber/ ſo wil ich gerne ſehen/ was
der Gerichts-Schultze vor einen Stammbaum hat.

Kil. Es geht/ wie dort geſchrieben ſteht: Die
Knechte reiten/ und die Herren gehn zu Fuſſe.

Sigh. Aber wo ſeyd ihr gleichwol hinter die Spruͤn-
ge kommen/ daß ihr euch unterſtehet eine Comœdie
zu machen?

Kil. Herr/ in unſerm Lande ſchreiben die Leute ſo
feine Spruͤchelgen an die Saͤrge/ die habe ich mir
alle in ein Buch zuſammen geſchrieben/ und mich
deucht/ je mehr ich drinnen leſe/ deſto hurtiger wer-
de ich was neues zu machen.

Sigh. Es laͤſt ſich hoͤren. Aber von was handelt
die Comœdie?

Kil Von Daniel in der Loͤwen-Grube.
Sigh. Wie ſeyd ihr auff dieſe Materie kommen?
Kil. Ich dachte/ wenn irgend die Comœdie ſol-
te geſpielet werden/ ſo koͤnte ich als ein Todten graͤ-
ber/ die Loͤwengrube ſelber graben/ und duͤrffte nicht
lange andere Leute anſprechen: denn ich habe einen
Kopff vor mich/ und ehe ich lange bitten wil/ ſo laſſe
ichs bleiben.
Sigh.
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[266[264]/0605] Absurda durchgereiſet/ und haͤtte ihn hingeleget; aber weil die Mittel nicht da waren/ ſo kunte er ſeinen Koͤnig- lichen Stand nicht außfuͤhren/ und deßwegen bin ich ein Todtengraͤber worden/ wenn ich irgend ein alt Koͤniglich Begraͤbnis mit einem Schatze finde/ daß ich hernach meinen Koͤniglichen Stand anfangen kan. Sigh. Haben die Leute zur Eſelswieſe ſo einen vor- nehmen Todtengraͤber/ ſo wil ich gerne ſehen/ was der Gerichts-Schultze vor einen Stammbaum hat. Kil. Es geht/ wie dort geſchrieben ſteht: Die Knechte reiten/ und die Herren gehn zu Fuſſe. Sigh. Aber wo ſeyd ihr gleichwol hinter die Spruͤn- ge kommen/ daß ihr euch unterſtehet eine Comœdie zu machen? Kil. Herr/ in unſerm Lande ſchreiben die Leute ſo feine Spruͤchelgen an die Saͤrge/ die habe ich mir alle in ein Buch zuſammen geſchrieben/ und mich deucht/ je mehr ich drinnen leſe/ deſto hurtiger wer- de ich was neues zu machen. Sigh. Es laͤſt ſich hoͤren. Aber von was handelt die Comœdie? Kil Von Daniel in der Loͤwen-Grube. Sigh. Wie ſeyd ihr auff dieſe Materie kommen? Kil. Ich dachte/ wenn irgend die Comœdie ſol- te geſpielet werden/ ſo koͤnte ich als ein Todten graͤ- ber/ die Loͤwengrube ſelber graben/ und duͤrffte nicht lange andere Leute anſprechen: denn ich habe einen Kopff vor mich/ und ehe ich lange bitten wil/ ſo laſſe ichs bleiben. Sigh.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 266[264]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/605>, abgerufen am 28.03.2024.