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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Heyrath.
neulich die Gräntze bezogen ward/ so mochte sich
der liebe Herr an Labans Tochter vergaffet haben/
damit ist er heimlich davon gewischt/ und ich ha-
be jhm/ als ein ander Schelm und Dieb das Ge-
leite zur Hinter-Thür gegeben.

(Indem er dieses redet/ kömt Haso her-
zugeschlichen/ und trit jhm hinter
den Rücken/ und kehret sich allemahl
nach seiner Wendung/ daß sie einan-
der keinmahl ins Gesichte kommen.
)

Es ist gewagt/ und ich wolte nicht gern/ daß mich
jemand verrathen solte/ aber den Weg liesse ich
mir gerne verrathen/ daß ich einmahl das rechte
Loch zu Jacobs Hauß-Thüre finden könte. Wo
ich lange suche/ so verlier ich meine Complimenten/
wie neulich unser Amptman/ der prügelte die Bau-
ren auf dem Felde herum/ und in allen Eyfer ver-
lohr er seine Balsam-Büchse/ und er weiß die
Stunde nicht/ daß ich sie gefunden habe: Ja wol
habe ich Ursache an die Balsam-Büchse zugeden-
cken/ es kömt mir ein fauler Geruch dort aus dem
Strauche heraus/ es muß ein garstiger Vogel sein
Gehecke dahinter gebauet haben.

Haso. (Ad Spectatores.)
Da kriege ich den rechtschuldigen/ der mich in
meinem Amte verdringen wil/ es wird schlim mit
jhm ablauffen.
Moph.
Heyrath.
neulich die Graͤntze bezogen ward/ ſo mochte ſich
der liebe Herr an Labans Tochter vergaffet haben/
damit iſt er heimlich davon gewiſcht/ und ich ha-
be jhm/ als ein ander Schelm und Dieb das Ge-
leite zur Hinter-Thuͤr gegeben.

(Indem er dieſes redet/ koͤmt Haſo her-
zugeſchlichen/ und trit jhm hinter
den Ruͤcken/ und kehret ſich allemahl
nach ſeiner Wendung/ daß ſie einan-
der keinmahl ins Geſichte kommen.
)

Es iſt gewagt/ und ich wolte nicht gern/ daß mich
jemand verrathen ſolte/ aber den Weg lieſſe ich
mir gerne verrathen/ daß ich einmahl das rechte
Loch zu Jacobs Hauß-Thuͤre finden koͤnte. Wo
ich lange ſuche/ ſo verlier ich meine Complimenten/
wie neulich unſer Amptman/ der pruͤgelte die Bau-
ren auf dem Felde herum/ und in allen Eyfer ver-
lohr er ſeine Balſam-Buͤchſe/ und er weiß die
Stunde nicht/ daß ich ſie gefunden habe: Ja wol
habe ich Urſache an die Balſam-Buͤchſe zugeden-
cken/ es koͤmt mir ein fauler Geruch dort aus dem
Strauche heraus/ es muß ein garſtiger Vogel ſein
Gehecke dahinter gebauet haben.

Haſo. (Ad Spectatores.)
Da kriege ich den rechtſchuldigen/ der mich in
meinem Amte verdringen wil/ es wird ſchlim mit
jhm ablauffen.
Moph.
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[43/0064] Heyrath. neulich die Graͤntze bezogen ward/ ſo mochte ſich der liebe Herr an Labans Tochter vergaffet haben/ damit iſt er heimlich davon gewiſcht/ und ich ha- be jhm/ als ein ander Schelm und Dieb das Ge- leite zur Hinter-Thuͤr gegeben. (Indem er dieſes redet/ koͤmt Haſo her- zugeſchlichen/ und trit jhm hinter den Ruͤcken/ und kehret ſich allemahl nach ſeiner Wendung/ daß ſie einan- der keinmahl ins Geſichte kommen.) Es iſt gewagt/ und ich wolte nicht gern/ daß mich jemand verrathen ſolte/ aber den Weg lieſſe ich mir gerne verrathen/ daß ich einmahl das rechte Loch zu Jacobs Hauß-Thuͤre finden koͤnte. Wo ich lange ſuche/ ſo verlier ich meine Complimenten/ wie neulich unſer Amptman/ der pruͤgelte die Bau- ren auf dem Felde herum/ und in allen Eyfer ver- lohr er ſeine Balſam-Buͤchſe/ und er weiß die Stunde nicht/ daß ich ſie gefunden habe: Ja wol habe ich Urſache an die Balſam-Buͤchſe zugeden- cken/ es koͤmt mir ein fauler Geruch dort aus dem Strauche heraus/ es muß ein garſtiger Vogel ſein Gehecke dahinter gebauet haben. Haſo. (Ad Spectatores.) Da kriege ich den rechtſchuldigen/ der mich in meinem Amte verdringen wil/ es wird ſchlim mit jhm ablauffen. Moph.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/64>, abgerufen am 28.03.2024.