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Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

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Comica.
Steff.
Ihr sollet bald begraben seyn/
Oder wolt jhr da liegen?
Fab. Nein.
Steff.
So nehm ich euch wol auf den Rücken/
Doch dürffet ihr mich nicht schr drücken.
Ach Herr Fabian, ich kan euch nicht tragen/ kriecht
nur sachte hin/ so mögen die Leute dencken/ als hät-
te ich euch geschlept.

Fab. Was? Ich bin kein Schind-Aaß/ daß ich
mich sol schleppen lassen. Wer mich nicht tragen
wil/ der lasse mich liegen.

Steff. Ihr sehet aber meine Unmögligkeit.
Fab. Aber was kan ich davor? sol ich mich schimpf-
fen lassen/ als eine todte Kuh?

Steff. Ich wil euch einen Revers drüber geben/
daß euch alles an euren Ehren sol unschädlich seyn.

Fab. Es steht da geschrieben/ einer sol den andern
tragen.

Steff. Aber das Brieffgen soll dabey seyn: Wo
der ander kan.

Fab. Könt ihr nicht/ so kan ich.
(Er nimt Steffen auf den Buckel/ und
läufft davon.)

Vex. Die Leiche trägt sich selber zu Grabe.
Acut. Nicht allein sich selber/ sondern auch der
gantze Trauer-Proceß liegt ihm darzu auf dem Bu-
ckel.

Vex. Die Comoedie praesentiret Wunder-Dinge.
Acut.
Comica.
Steff.
Ihr ſollet bald begraben ſeyn/
Oder wolt jhr da liegen?
Fab. Nein.
Steff.
So nehm ich euch wol auf den Ruͤcken/
Doch duͤrffet ihr mich nicht ſchr druͤcken.
Ach Herr Fabian, ich kan euch nicht tragen/ kriecht
nur ſachte hin/ ſo moͤgen die Leute dencken/ als haͤt-
te ich euch geſchlept.

Fab. Was? Ich bin kein Schind-Aaß/ daß ich
mich ſol ſchleppen laſſen. Wer mich nicht tragen
wil/ der laſſe mich liegen.

Steff. Ihr ſehet aber meine Unmoͤgligkeit.
Fab. Aber was kan ich davor? ſol ich mich ſchimpf-
fen laſſen/ als eine todte Kuh?

Steff. Ich wil euch einen Revers druͤber geben/
daß euch alles an euren Ehren ſol unſchaͤdlich ſeyn.

Fab. Es ſteht da geſchrieben/ einer ſol den andern
tragen.

Steff. Aber das Brieffgen ſoll dabey ſeyn: Wo
der ander kan.

Fab. Koͤnt ihr nicht/ ſo kan ich.
(Er nimt Steffen auf den Buckel/ und
laͤufft davon.)

Vex. Die Leiche traͤgt ſich ſelber zu Grabe.
Acut. Nicht allein ſich ſelber/ ſondern auch der
gantze Trauer-Proceß liegt ihm darzu auf dem Bu-
ckel.

Vex. Die Comœdie præſentiret Wundeꝛ-Dinge.
Acut.
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[331[329]/0670] Comica. Steff. Ihr ſollet bald begraben ſeyn/ Oder wolt jhr da liegen? Fab. Nein. Steff. So nehm ich euch wol auf den Ruͤcken/ Doch duͤrffet ihr mich nicht ſchr druͤcken. Ach Herr Fabian, ich kan euch nicht tragen/ kriecht nur ſachte hin/ ſo moͤgen die Leute dencken/ als haͤt- te ich euch geſchlept. Fab. Was? Ich bin kein Schind-Aaß/ daß ich mich ſol ſchleppen laſſen. Wer mich nicht tragen wil/ der laſſe mich liegen. Steff. Ihr ſehet aber meine Unmoͤgligkeit. Fab. Aber was kan ich davor? ſol ich mich ſchimpf- fen laſſen/ als eine todte Kuh? Steff. Ich wil euch einen Revers druͤber geben/ daß euch alles an euren Ehren ſol unſchaͤdlich ſeyn. Fab. Es ſteht da geſchrieben/ einer ſol den andern tragen. Steff. Aber das Brieffgen ſoll dabey ſeyn: Wo der ander kan. Fab. Koͤnt ihr nicht/ ſo kan ich. (Er nimt Steffen auf den Buckel/ und laͤufft davon.) Vex. Die Leiche traͤgt ſich ſelber zu Grabe. Acut. Nicht allein ſich ſelber/ ſondern auch der gantze Trauer-Proceß liegt ihm darzu auf dem Bu- ckel. Vex. Die Comœdie præſentiret Wundeꝛ-Dinge. Acut.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 331[329]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/670>, abgerufen am 28.03.2024.