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Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

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der Spiel-Sünde.
Würffeln umb einen Ochsen zu wer-
fen. Zween Bauren wurden auff die-
sem Spiel-Platze erstochen/ der Ambt-
mann ward selber kranck/ und lag hart
darnieder/ war auch nie kräncker/ als am
Sonntage/ und konte doch keinen Soli-
tag sterben. Dieser Ambtmann soll offt
gesagt haben: Wenn man am Sonnta-
ge vor Mittage das Wort höret/ kan
darnach nichts sündliches oder hinderli-
ches seyn. Worauff der Pfarrer gesagt:
Es stehet geschrieben: Du solt den gan-
zen Tag heiligen.
Der Schösser aber
antwortete spöttlich: Es stehet ja ge-
schrieben/ doch stehet mehr geschrie-
ben/ und wird nicht gehalten. Jst
solch Spiel halten unrecht am Sab-
bath/ so gebe GOtt/ daß ich keines
mehr erlebe/ hat auch keines mehr
erlebet/ sondern starb zuvor dahin.
Wenceßl. Bergmans in bestraffter Zun-
gen. Sünde/ p. 84 n. 7. Ach GOtt! wenn
doch die sichere/ ruchlose/ böse und blinde
Welt die Augen auffthun wolte/ oder
könte/ so würde sie sehen/ daß der Teu-
fel nie mehr Jammer und grösser Her-
zeleid stifftet/ als bey denen Sonntäg-

lichen
C 2

der Spiel-Suͤnde.
Wuͤrffeln umb einen Ochſen zu wer-
fen. Zween Bauren wurden auff die-
ſem Spiel-Platze erſtochen/ der Ambt-
mann ward ſelber kranck/ und lag hart
darnieder/ war auch nie kraͤncker/ als am
Sonntage/ und konte doch keinen Soli-
tag ſterben. Dieſer Ambtmann ſoll offt
geſagt haben: Wenn man am Sonnta-
ge vor Mittage das Wort hoͤret/ kan
darnach nichts ſuͤndliches oder hinderli-
ches ſeyn. Worauff der Pfarrer geſagt:
Es ſtehet geſchrieben: Du ſolt den gan-
zen Tag heiligen.
Der Schoͤſſer aber
antwortete ſpoͤttlich: Es ſtehet ja ge-
ſchrieben/ doch ſtehet mehr geſchrie-
ben/ und wird nicht gehalten. Jſt
ſolch Spiel halten unrecht am Sab-
bath/ ſo gebe GOtt/ daß ich keines
mehr erlebe/ hat auch keines mehr
erlebet/ ſondern ſtarb zuvor dahin.
Wenceßl. Bergmans in beſtraffter Zun-
gen. Suͤnde/ p. 84 n. 7. Ach GOtt! wenn
doch die ſichere/ ruchloſe/ boͤſe und blinde
Welt die Augen auffthun wolte/ oder
koͤnte/ ſo wuͤrde ſie ſehen/ daß der Teu-
fel nie mehr Jammer und groͤſſer Her-
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[35/0039] der Spiel-Suͤnde. Wuͤrffeln umb einen Ochſen zu wer- fen. Zween Bauren wurden auff die- ſem Spiel-Platze erſtochen/ der Ambt- mann ward ſelber kranck/ und lag hart darnieder/ war auch nie kraͤncker/ als am Sonntage/ und konte doch keinen Soli- tag ſterben. Dieſer Ambtmann ſoll offt geſagt haben: Wenn man am Sonnta- ge vor Mittage das Wort hoͤret/ kan darnach nichts ſuͤndliches oder hinderli- ches ſeyn. Worauff der Pfarrer geſagt: Es ſtehet geſchrieben: Du ſolt den gan- zen Tag heiligen. Der Schoͤſſer aber antwortete ſpoͤttlich: Es ſtehet ja ge- ſchrieben/ doch ſtehet mehr geſchrie- ben/ und wird nicht gehalten. Jſt ſolch Spiel halten unrecht am Sab- bath/ ſo gebe GOtt/ daß ich keines mehr erlebe/ hat auch keines mehr erlebet/ ſondern ſtarb zuvor dahin. Wenceßl. Bergmans in beſtraffter Zun- gen. Suͤnde/ p. 84 n. 7. Ach GOtt! wenn doch die ſichere/ ruchloſe/ boͤſe und blinde Welt die Augen auffthun wolte/ oder koͤnte/ ſo wuͤrde ſie ſehen/ daß der Teu- fel nie mehr Jammer und groͤſſer Her- zeleid ſtifftet/ als bey denen Sonntaͤg- lichen C 2

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Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/39>, abgerufen am 16.04.2024.