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Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].

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einem anderen Orte noch ärger ist? Es kostet ja
oft große Selbstüberwindung, mit seiner Umgebung
im Frieden zu leben.

"Sich selbst bekämpfen, ist der schwerste Krieg, Sich selbst besiegen, ist der schönste Sieg."

Wer längere Zeit in recht widrigen Verhält-
nissen gelebt hat, kann nicht bloß größere Ver-
dienste für den Himmel erwerben, sondern auch in
der Tugend ganz bedeutende Fortschritte machen.
Als Ignatius von Loyola, der Stifter des Jesuiten-
ordens, am Sterben lag, sprach er zu seinen
Söhnen: "Ich will beten im Himmel, auf daß ihr
stets verfolgt werdet."
Ein schönes Vermächtnis,
möchte mancher denken. Es erfüllte sich. Niemand
ist mehr gehaßt und verfolgt als die Jesuiten. Der
Orden gleicht einem Nußbaum: je mehr Früchte
er trägt, desto wilder schlagen böse Buben mit
Prügeln auf ihn los. Um so herrlicher und größer
find daher die Verdienste der "Gesellschaft Jesu."
So möge auch jeder Jüngling in Widerwärtig-
keiten drin singen das schöne Lied:

"Giebst, Herr, du mir Leiden, Gern nehm' ich sie all, Die himmlischen Freuden Erwarten mich dann.
Nur her mit dem Kreuze Mit Nagel und Kron'; Ein ewiger Himmel Wird droben mein Lohn

einem anderen Orte noch ärger ist? Es kostet ja
oft große Selbstüberwindung, mit seiner Umgebung
im Frieden zu leben.

„Sich selbst bekämpfen, ist der schwerste Krieg, Sich selbst besiegen, ist der schönste Sieg.“

Wer längere Zeit in recht widrigen Verhält-
nissen gelebt hat, kann nicht bloß größere Ver-
dienste für den Himmel erwerben, sondern auch in
der Tugend ganz bedeutende Fortschritte machen.
Als Ignatius von Loyola, der Stifter des Jesuiten-
ordens, am Sterben lag, sprach er zu seinen
Söhnen: „Ich will beten im Himmel, auf daß ihr
stets verfolgt werdet.“
Ein schönes Vermächtnis,
möchte mancher denken. Es erfüllte sich. Niemand
ist mehr gehaßt und verfolgt als die Jesuiten. Der
Orden gleicht einem Nußbaum: je mehr Früchte
er trägt, desto wilder schlagen böse Buben mit
Prügeln auf ihn los. Um so herrlicher und größer
find daher die Verdienste der „Gesellschaft Jesu.“
So möge auch jeder Jüngling in Widerwärtig-
keiten drin singen das schöne Lied:

„Giebst, Herr, du mir Leiden, Gern nehm' ich sie all, Die himmlischen Freuden Erwarten mich dann.
Nur her mit dem Kreuze Mit Nagel und Kron'; Ein ewiger Himmel Wird droben mein Lohn
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[61/0067] einem anderen Orte noch ärger ist? Es kostet ja oft große Selbstüberwindung, mit seiner Umgebung im Frieden zu leben. „Sich selbst bekämpfen, ist der schwerste Krieg, Sich selbst besiegen, ist der schönste Sieg.“ Wer längere Zeit in recht widrigen Verhält- nissen gelebt hat, kann nicht bloß größere Ver- dienste für den Himmel erwerben, sondern auch in der Tugend ganz bedeutende Fortschritte machen. Als Ignatius von Loyola, der Stifter des Jesuiten- ordens, am Sterben lag, sprach er zu seinen Söhnen: „Ich will beten im Himmel, auf daß ihr stets verfolgt werdet.“ Ein schönes Vermächtnis, möchte mancher denken. Es erfüllte sich. Niemand ist mehr gehaßt und verfolgt als die Jesuiten. Der Orden gleicht einem Nußbaum: je mehr Früchte er trägt, desto wilder schlagen böse Buben mit Prügeln auf ihn los. Um so herrlicher und größer find daher die Verdienste der „Gesellschaft Jesu.“ So möge auch jeder Jüngling in Widerwärtig- keiten drin singen das schöne Lied: „Giebst, Herr, du mir Leiden, Gern nehm' ich sie all, Die himmlischen Freuden Erwarten mich dann. Nur her mit dem Kreuze Mit Nagel und Kron'; Ein ewiger Himmel Wird droben mein Lohn

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Zitationshilfe: Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901], S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wetzel_reisebegleiter_1901/67>, abgerufen am 19.04.2024.