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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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48.
Ihr, denen die Natur, beym eingang in dies leben,
Den überschwenglichen Ersaz
Für alles andre glük, den unverlierbarn schaz,
Den alles gold der Aureng-Zeben
Nicht kauffen kann, das Beste in der welt
Was sie zu geben hat, und was ins beßre leben
Euch folgt -- ein fühlend herz und reinen sinn gegeben,
Blikt hin und schaut! -- Der heil'ge vorhang fällt!
Oberon
Eilfter Gesang.

1.
Es ist nun zeit, uns auch nach Fatme umzuschauen,
Die wir, seit Rezia mit Hüon sich ins meer
Gestürzt, im schiff, allein und alles trostes leer
Gelassen, tag und nacht das schiksal ihrer Frauen
Beweinend, und ihr eignes freylich auch.
Denn ach! sie weint, sie schreyt, sie rauft ihr haar vergebens;
Er ist verweht, mit einem einzigen hauch
Verweht, der ganze Bau der ruhe ihres lebens.
2. Was
48.
Ihr, denen die Natur, beym eingang in dies leben,
Den uͤberſchwenglichen Erſaz
Fuͤr alles andre gluͤk, den unverlierbarn ſchaz,
Den alles gold der Aureng-Zeben
Nicht kauffen kann, das Beſte in der welt
Was ſie zu geben hat, und was ins beßre leben
Euch folgt — ein fuͤhlend herz und reinen ſinn gegeben,
Blikt hin und ſchaut! — Der heil'ge vorhang faͤllt!
Oberon
Eilfter Geſang.

1.
Es iſt nun zeit, uns auch nach Fatme umzuſchauen,
Die wir, ſeit Rezia mit Huͤon ſich ins meer
Geſtuͤrzt, im ſchiff, allein und alles troſtes leer
Gelaſſen, tag und nacht das ſchikſal ihrer Frauen
Beweinend, und ihr eignes freylich auch.
Denn ach! ſie weint, ſie ſchreyt, ſie rauft ihr haar vergebens;
Er iſt verweht, mit einem einzigen hauch
Verweht, der ganze Bau der ruhe ihres lebens.
2. Was
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[0224] 48. Ihr, denen die Natur, beym eingang in dies leben, Den uͤberſchwenglichen Erſaz Fuͤr alles andre gluͤk, den unverlierbarn ſchaz, Den alles gold der Aureng-Zeben Nicht kauffen kann, das Beſte in der welt Was ſie zu geben hat, und was ins beßre leben Euch folgt — ein fuͤhlend herz und reinen ſinn gegeben, Blikt hin und ſchaut! — Der heil'ge vorhang faͤllt! Oberon Eilfter Geſang. 1. Es iſt nun zeit, uns auch nach Fatme umzuſchauen, Die wir, ſeit Rezia mit Huͤon ſich ins meer Geſtuͤrzt, im ſchiff, allein und alles troſtes leer Gelaſſen, tag und nacht das ſchikſal ihrer Frauen Beweinend, und ihr eignes freylich auch. Denn ach! ſie weint, ſie ſchreyt, ſie rauft ihr haar vergebens; Er iſt verweht, mit einem einzigen hauch Verweht, der ganze Bau der ruhe ihres lebens. 2. Was

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/224>, abgerufen am 23.04.2024.