Meine Herren. Sie wollen mir die Ehre ge¬ ben, meinen Vorträgen über Aesthetik beizuwoh¬ nen. Ich freue mich über Ihre Zahl und ich bemerke mit Vergnügen, aber nicht ohne Gefühl meiner unzulänglichen Kräfte und Hülfsmittel, die Theilnahme und Aufmerksamkeit, womit Sie der Eröffnung dieser in mehr als einer Hinsicht be¬ denklichen Vorträge entgegensehen. Es ist zwar das, was die Seele, das Prinzip der Aesthetik ausmacht, nämlich das Schöne, die Form, die Gestalt schon im Alterthum von den tiefsinnigsten Weisen behandelt worden; allein wie abstechend von dieser Behandlung ist die heutige Form einer akademischen Disziplin, in welcher die Aesthetik seit Baumgartens Zeit in Deutschland aufgetreten ist. Selbst der Name rührt aus dieser Zeit her,
Wienbarg, ästhet. Feldz. 1
Erſte Vorleſung.
Meine Herren. Sie wollen mir die Ehre ge¬ ben, meinen Vortraͤgen uͤber Aeſthetik beizuwoh¬ nen. Ich freue mich uͤber Ihre Zahl und ich bemerke mit Vergnuͤgen, aber nicht ohne Gefuͤhl meiner unzulaͤnglichen Kraͤfte und Huͤlfsmittel, die Theilnahme und Aufmerkſamkeit, womit Sie der Eroͤffnung dieſer in mehr als einer Hinſicht be¬ denklichen Vortraͤge entgegenſehen. Es iſt zwar das, was die Seele, das Prinzip der Aeſthetik ausmacht, naͤmlich das Schoͤne, die Form, die Geſtalt ſchon im Alterthum von den tiefſinnigſten Weiſen behandelt worden; allein wie abſtechend von dieſer Behandlung iſt die heutige Form einer akademiſchen Disziplin, in welcher die Aeſthetik ſeit Baumgartens Zeit in Deutſchland aufgetreten iſt. Selbſt der Name ruͤhrt aus dieſer Zeit her,
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 1
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[[1]/0015]
Erſte Vorleſung.
Meine Herren. Sie wollen mir die Ehre ge¬
ben, meinen Vortraͤgen uͤber Aeſthetik beizuwoh¬
nen. Ich freue mich uͤber Ihre Zahl und ich
bemerke mit Vergnuͤgen, aber nicht ohne Gefuͤhl
meiner unzulaͤnglichen Kraͤfte und Huͤlfsmittel, die
Theilnahme und Aufmerkſamkeit, womit Sie der
Eroͤffnung dieſer in mehr als einer Hinſicht be¬
denklichen Vortraͤge entgegenſehen. Es iſt zwar
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ausmacht, naͤmlich das Schoͤne, die Form, die
Geſtalt ſchon im Alterthum von den tiefſinnigſten
Weiſen behandelt worden; allein wie abſtechend
von dieſer Behandlung iſt die heutige Form einer
akademiſchen Disziplin, in welcher die Aeſthetik
ſeit Baumgartens Zeit in Deutſchland aufgetreten
iſt. Selbſt der Name ruͤhrt aus dieſer Zeit her,
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 1
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/15>, abgerufen am 18.04.2024.
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