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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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Vierundzwanzigste Vorlesung.


Heinrich Heine verdient in doppelter Hinsicht die
Aufmerksamkeit der deutschen Prosaisten, sowohl
wegen der Tugenden, als der Fehler seines Stils,
die eben so viel Lichter und Schatten seines Ge¬
nius sind. Im Allgemeinen verdient er aber
durchaus die Auszeichnung, die wir ihm vor an¬
dern großen Prosaisten zu Theil werden lassen,
als Charakterbild der neuen Prosa zu gelten; we¬
der Goethe, noch Jean Paul, noch irgend ein
anderer von den ausgezeichneten Geistern der jüngst
vergangenen ästhetischen Epoche ist geeignet, den
Geist der Zeit und der neuesten Bewegungen aus
der Abspiegelung ihrer Prosawerke erkennen zu las¬
sen. Es liegt eine Kluft zwischen uns und jenen
Werken, die dem gewöhnlichen Auge unsichtbar

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Vierundzwanzigſte Vorleſung.


Heinrich Heine verdient in doppelter Hinſicht die
Aufmerkſamkeit der deutſchen Proſaiſten, ſowohl
wegen der Tugenden, als der Fehler ſeines Stils,
die eben ſo viel Lichter und Schatten ſeines Ge¬
nius ſind. Im Allgemeinen verdient er aber
durchaus die Auszeichnung, die wir ihm vor an¬
dern großen Proſaiſten zu Theil werden laſſen,
als Charakterbild der neuen Proſa zu gelten; we¬
der Goethe, noch Jean Paul, noch irgend ein
anderer von den ausgezeichneten Geiſtern der juͤngſt
vergangenen aͤſthetiſchen Epoche iſt geeignet, den
Geiſt der Zeit und der neueſten Bewegungen aus
der Abſpiegelung ihrer Proſawerke erkennen zu laſ¬
ſen. Es liegt eine Kluft zwiſchen uns und jenen
Werken, die dem gewoͤhnlichen Auge unſichtbar

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[291/0305] Vierundzwanzigſte Vorleſung. Heinrich Heine verdient in doppelter Hinſicht die Aufmerkſamkeit der deutſchen Proſaiſten, ſowohl wegen der Tugenden, als der Fehler ſeines Stils, die eben ſo viel Lichter und Schatten ſeines Ge¬ nius ſind. Im Allgemeinen verdient er aber durchaus die Auszeichnung, die wir ihm vor an¬ dern großen Proſaiſten zu Theil werden laſſen, als Charakterbild der neuen Proſa zu gelten; we¬ der Goethe, noch Jean Paul, noch irgend ein anderer von den ausgezeichneten Geiſtern der juͤngſt vergangenen aͤſthetiſchen Epoche iſt geeignet, den Geiſt der Zeit und der neueſten Bewegungen aus der Abſpiegelung ihrer Proſawerke erkennen zu laſ¬ ſen. Es liegt eine Kluft zwiſchen uns und jenen Werken, die dem gewoͤhnlichen Auge unſichtbar 19 *

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/305>, abgerufen am 28.03.2024.