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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Zweytes Stück.
Von der Römischen Männer-Kleidung.

Das zweyte Stück dieses Capitels soll, wie angezeiget ist, kurze An-Zweytes Stück
Von der Rö-
mischen Män-
ner-Kleidung.

merkungen enthalten, über die Form der Römischen Männer-
Kleidung, (denn die Kunst hat vornehmlich mit der Form zu thun) und
zwar so viel ohne Figuren kann verstanden werden: das mehreste gilt zu-
gleich von der Griechischen Männer-Kleidung. Unter der Männlichen
Kleidung begreife ich zugleich die Bewaffnung des Körpers, ohne mich
in Untersuchung ihrer Waffen einzulassen. Zuerst ist von derjenigen Be-
kleidung, welche den Leib insbesondere bedeckete, und hernach von der
Bekleidung einzelner Theile, zu reden.

Das Unterkleid wurde von einigen Völkern der ältesten Zeiten alsI.
Bekleidung
des Leibes.

eine Weibliche Tracht angesehen 1), und die ältesten Römer hatten nichts,
als ihre Toga, auf den bloßen Leib geworfen 2); so waren die StatuenA.
Das Unter-
kleid.

des Romulus und des Camillus auf dem Capitolio vorgestellet 3).
Noch in späteren Zeiten giengen diejenigen, welche auf dem Campo
Martio sich zu Ehrenstellen dem Volke vorstelleten, ohne Unterkleid 4),
um ihre Wunden auf der Brust, als Beweise ihrer Tapferkeit, zu zeigen.
Ueberhaupt aber war nachher das Unterkleid, so wie den Griechen, die
Cynischen Philosophen ausgenommen, also allen Römern gemein, und
wir wissen vom Augustus, daß derselbe im Winter an vier Unterkleider
auf einmal angeleget. An Statuen, Brustbildern, und auf erhobenen
Arbeiten, ist das Unterkleid nur allein am Halse und auf der Brust sicht-
bar, weil die Figuren mit einem Mantel, oder mit der Toga, vorgestellet

sind,
1) Herodot. L. 1. p. 40. l. 33.
2) Gell. Noct. Att. L. 7. c. 12.
3) Cic. Orat. pro M. Scauro.
4) Plutarch. `Romaika, p. 492. l. 31.


Zweytes Stuͤck.
Von der Roͤmiſchen Maͤnner-Kleidung.

Das zweyte Stuͤck dieſes Capitels ſoll, wie angezeiget iſt, kurze An-Zweytes Stuͤck
Von der Roͤ-
miſchen Maͤn-
ner-Kleidung.

merkungen enthalten, uͤber die Form der Roͤmiſchen Maͤnner-
Kleidung, (denn die Kunſt hat vornehmlich mit der Form zu thun) und
zwar ſo viel ohne Figuren kann verſtanden werden: das mehreſte gilt zu-
gleich von der Griechiſchen Maͤnner-Kleidung. Unter der Maͤnnlichen
Kleidung begreife ich zugleich die Bewaffnung des Koͤrpers, ohne mich
in Unterſuchung ihrer Waffen einzulaſſen. Zuerſt iſt von derjenigen Be-
kleidung, welche den Leib insbeſondere bedeckete, und hernach von der
Bekleidung einzelner Theile, zu reden.

Das Unterkleid wurde von einigen Voͤlkern der aͤlteſten Zeiten alsI.
Bekleidung
des Leibes.

eine Weibliche Tracht angeſehen 1), und die aͤlteſten Roͤmer hatten nichts,
als ihre Toga, auf den bloßen Leib geworfen 2); ſo waren die StatuenA.
Das Unter-
kleid.

des Romulus und des Camillus auf dem Capitolio vorgeſtellet 3).
Noch in ſpaͤteren Zeiten giengen diejenigen, welche auf dem Campo
Martio ſich zu Ehrenſtellen dem Volke vorſtelleten, ohne Unterkleid 4),
um ihre Wunden auf der Bruſt, als Beweiſe ihrer Tapferkeit, zu zeigen.
Ueberhaupt aber war nachher das Unterkleid, ſo wie den Griechen, die
Cyniſchen Philoſophen ausgenommen, alſo allen Roͤmern gemein, und
wir wiſſen vom Auguſtus, daß derſelbe im Winter an vier Unterkleider
auf einmal angeleget. An Statuen, Bruſtbildern, und auf erhobenen
Arbeiten, iſt das Unterkleid nur allein am Halſe und auf der Bruſt ſicht-
bar, weil die Figuren mit einem Mantel, oder mit der Toga, vorgeſtellet

ſind,
1) Herodot. L. 1. p. 40. l. 33.
2) Gell. Noct. Att. L. 7. c. 12.
3) Cic. Orat. pro M. Scauro.
4) Plutarch. ῾Ρωμαϊκὰ, p. 492. l. 31.
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[303/0353] Zweytes Stuͤck. Von der Roͤmiſchen Maͤnner-Kleidung. Das zweyte Stuͤck dieſes Capitels ſoll, wie angezeiget iſt, kurze An- merkungen enthalten, uͤber die Form der Roͤmiſchen Maͤnner- Kleidung, (denn die Kunſt hat vornehmlich mit der Form zu thun) und zwar ſo viel ohne Figuren kann verſtanden werden: das mehreſte gilt zu- gleich von der Griechiſchen Maͤnner-Kleidung. Unter der Maͤnnlichen Kleidung begreife ich zugleich die Bewaffnung des Koͤrpers, ohne mich in Unterſuchung ihrer Waffen einzulaſſen. Zuerſt iſt von derjenigen Be- kleidung, welche den Leib insbeſondere bedeckete, und hernach von der Bekleidung einzelner Theile, zu reden. Zweytes Stuͤck Von der Roͤ- miſchen Maͤn- ner-Kleidung. Das Unterkleid wurde von einigen Voͤlkern der aͤlteſten Zeiten als eine Weibliche Tracht angeſehen 1), und die aͤlteſten Roͤmer hatten nichts, als ihre Toga, auf den bloßen Leib geworfen 2); ſo waren die Statuen des Romulus und des Camillus auf dem Capitolio vorgeſtellet 3). Noch in ſpaͤteren Zeiten giengen diejenigen, welche auf dem Campo Martio ſich zu Ehrenſtellen dem Volke vorſtelleten, ohne Unterkleid 4), um ihre Wunden auf der Bruſt, als Beweiſe ihrer Tapferkeit, zu zeigen. Ueberhaupt aber war nachher das Unterkleid, ſo wie den Griechen, die Cyniſchen Philoſophen ausgenommen, alſo allen Roͤmern gemein, und wir wiſſen vom Auguſtus, daß derſelbe im Winter an vier Unterkleider auf einmal angeleget. An Statuen, Bruſtbildern, und auf erhobenen Arbeiten, iſt das Unterkleid nur allein am Halſe und auf der Bruſt ſicht- bar, weil die Figuren mit einem Mantel, oder mit der Toga, vorgeſtellet ſind, I. Bekleidung des Leibes. A. Das Unter- kleid. 1) Herodot. L. 1. p. 40. l. 33. 2) Gell. Noct. Att. L. 7. c. 12. 3) Cic. Orat. pro M. Scauro. 4) Plutarch. ῾Ρωμαϊκὰ, p. 492. l. 31.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/353>, abgerufen am 24.04.2024.