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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Verzeichniß und Erklärung
der angebrachten Kupfer von niemals bekannt gemachten
Werken der Kunst.


No. 1. Auf dem Titelblatte stehen die fünf Helden von den berühmten Sieben in dem
Feldzuge wider Theben, nach einem Carniole des Stoßischen Musei p. 344.
gezeichnet. Dieser Stein, welcher vielleicht der seltenste und schätzbarste in der
Welt ist, wird im Dritten Capitel erkläret.
No. 2. Ueber der Zuschrift stehen die Köpfe des Diomedes und des Ulysses, von einer
alten Base in eben dem Museo genommen, und haben hier, als Bildnisse des
klügsten und des tapfersten Helden unter den Griechen vor Troja, ihre Deutung.
No. 3. Zu Ende der Zuschrift ist eine erhobene Arbeit von Figuren fast in Lebensgröße,
und auf derselben Bellerophon nebst dem Pegasus vorgestellet, als eine Deutung
auf einen Herrn, welcher die schönen Künste befördert, liebet und kennet. Die-
ses Werk steht nebst andern Sieben von gleicher Größe in dem Pallaste Spada
zu Rom, und alle acht Stücke waren in der Zeit der Blindheit, mit der gear-
beiteten Seite unterwerts gekehret, als Stufen der Treppe zu der Kirche St.
Agnese außer Rom geleget, wo dieselben bey Ausbesserung dieser Treppe im
vorigen Jahrhunderte gefunden wurden.
No. 4. Zu Anfang der Vorrede steht eine erhobene Arbeit in der Villa des Herrn
Cardinals Alex. Albani, deren Figuren an zwo Spannen hoch sind: es ist das-
selbe im Vierten Capitel angeführet. Diese Vorstellung muß bey den Alten sehr
beliebt gewesen seyn: denn es findet sich dieselbe mehrmals wiederholet, und in
gedachter Villa sind drey andere jenem völlig ähnliche Stücke.
No. 5. Zum Schluße der Vorrede steht ein Carniol des Stoßischen Musei p. 315.
n.
6. und stellet den Prometheus vor, wie er einen Menschen bildet, und zwar
eine Weibliche Figur, wie Hesiodus , und aus demselben Lucianus sagt.
Dieser Stein deutet auf den Anfang der Kunst, und ist in dieser Absicht vor
dem Ersten Capitel vorher gesetzet.
* Theogon. v. 572.
** Dial. Prometh. et Iov. p. 204.
No. 6. Das Kupfer über den Anfang des Ersten Capitels ist kein altes Denkmal,
sondern ein Entwurf von verschiedenen derselben zusammen gesetzet, weil sich
keine Vorstellung fand, die zur Deutung auf dieses Capitel bequem war. Es
sind hier die ältesten Stücke der Bildhauerey und Baukunst angedeutet. Das
Stück Säule ist von dem einen Tempel zu Pesto genommen, von welchen Ge-
bäuden ich in der Vorrede zu den Anmerkungen über die Baukunst der Alten
die erste Nachricht gegeben habe. Diese Tempel sind vermuthlich nicht lange
nach
g


Verzeichniß und Erklaͤrung
der angebrachten Kupfer von niemals bekannt gemachten
Werken der Kunſt.


No. 1. Auf dem Titelblatte ſtehen die fuͤnf Helden von den beruͤhmten Sieben in dem
Feldzuge wider Theben, nach einem Carniole des Stoßiſchen Muſei p. 344.
gezeichnet. Dieſer Stein, welcher vielleicht der ſeltenſte und ſchaͤtzbarſte in der
Welt iſt, wird im Dritten Capitel erklaͤret.
No. 2. Ueber der Zuſchrift ſtehen die Koͤpfe des Diomedes und des Ulyſſes, von einer
alten Baſe in eben dem Muſeo genommen, und haben hier, als Bildniſſe des
kluͤgſten und des tapferſten Helden unter den Griechen vor Troja, ihre Deutung.
No. 3. Zu Ende der Zuſchrift iſt eine erhobene Arbeit von Figuren faſt in Lebensgroͤße,
und auf derſelben Bellerophon nebſt dem Pegaſus vorgeſtellet, als eine Deutung
auf einen Herrn, welcher die ſchoͤnen Kuͤnſte befoͤrdert, liebet und kennet. Die-
ſes Werk ſteht nebſt andern Sieben von gleicher Groͤße in dem Pallaſte Spada
zu Rom, und alle acht Stuͤcke waren in der Zeit der Blindheit, mit der gear-
beiteten Seite unterwerts gekehret, als Stufen der Treppe zu der Kirche St.
Agneſe außer Rom geleget, wo dieſelben bey Ausbeſſerung dieſer Treppe im
vorigen Jahrhunderte gefunden wurden.
No. 4. Zu Anfang der Vorrede ſteht eine erhobene Arbeit in der Villa des Herrn
Cardinals Alex. Albani, deren Figuren an zwo Spannen hoch ſind: es iſt daſ-
ſelbe im Vierten Capitel angefuͤhret. Dieſe Vorſtellung muß bey den Alten ſehr
beliebt geweſen ſeyn: denn es findet ſich dieſelbe mehrmals wiederholet, und in
gedachter Villa ſind drey andere jenem voͤllig aͤhnliche Stuͤcke.
No. 5. Zum Schluße der Vorrede ſteht ein Carniol des Stoßiſchen Muſei p. 315.
n.
6. und ſtellet den Prometheus vor, wie er einen Menſchen bildet, und zwar
eine Weibliche Figur, wie Heſiodus , und aus demſelben Lucianus ſagt.
Dieſer Stein deutet auf den Anfang der Kunſt, und iſt in dieſer Abſicht vor
dem Erſten Capitel vorher geſetzet.
* Theogon. v. 572.
** Dial. Prometh. et Iov. p. 204.
No. 6. Das Kupfer uͤber den Anfang des Erſten Capitels iſt kein altes Denkmal,
ſondern ein Entwurf von verſchiedenen derſelben zuſammen geſetzet, weil ſich
keine Vorſtellung fand, die zur Deutung auf dieſes Capitel bequem war. Es
ſind hier die aͤlteſten Stuͤcke der Bildhauerey und Baukunſt angedeutet. Das
Stuͤck Saͤule iſt von dem einen Tempel zu Peſto genommen, von welchen Ge-
baͤuden ich in der Vorrede zu den Anmerkungen uͤber die Baukunſt der Alten
die erſte Nachricht gegeben habe. Dieſe Tempel ſind vermuthlich nicht lange
nach
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[XLIX/0047] Verzeichniß und Erklaͤrung der angebrachten Kupfer von niemals bekannt gemachten Werken der Kunſt. No. 1. Auf dem Titelblatte ſtehen die fuͤnf Helden von den beruͤhmten Sieben in dem Feldzuge wider Theben, nach einem Carniole des Stoßiſchen Muſei p. 344. gezeichnet. Dieſer Stein, welcher vielleicht der ſeltenſte und ſchaͤtzbarſte in der Welt iſt, wird im Dritten Capitel erklaͤret. No. 2. Ueber der Zuſchrift ſtehen die Koͤpfe des Diomedes und des Ulyſſes, von einer alten Baſe in eben dem Muſeo genommen, und haben hier, als Bildniſſe des kluͤgſten und des tapferſten Helden unter den Griechen vor Troja, ihre Deutung. No. 3. Zu Ende der Zuſchrift iſt eine erhobene Arbeit von Figuren faſt in Lebensgroͤße, und auf derſelben Bellerophon nebſt dem Pegaſus vorgeſtellet, als eine Deutung auf einen Herrn, welcher die ſchoͤnen Kuͤnſte befoͤrdert, liebet und kennet. Die- ſes Werk ſteht nebſt andern Sieben von gleicher Groͤße in dem Pallaſte Spada zu Rom, und alle acht Stuͤcke waren in der Zeit der Blindheit, mit der gear- beiteten Seite unterwerts gekehret, als Stufen der Treppe zu der Kirche St. Agneſe außer Rom geleget, wo dieſelben bey Ausbeſſerung dieſer Treppe im vorigen Jahrhunderte gefunden wurden. No. 4. Zu Anfang der Vorrede ſteht eine erhobene Arbeit in der Villa des Herrn Cardinals Alex. Albani, deren Figuren an zwo Spannen hoch ſind: es iſt daſ- ſelbe im Vierten Capitel angefuͤhret. Dieſe Vorſtellung muß bey den Alten ſehr beliebt geweſen ſeyn: denn es findet ſich dieſelbe mehrmals wiederholet, und in gedachter Villa ſind drey andere jenem voͤllig aͤhnliche Stuͤcke. No. 5. Zum Schluße der Vorrede ſteht ein Carniol des Stoßiſchen Muſei p. 315. n. 6. und ſtellet den Prometheus vor, wie er einen Menſchen bildet, und zwar eine Weibliche Figur, wie Heſiodus , und aus demſelben Lucianus ſagt. Dieſer Stein deutet auf den Anfang der Kunſt, und iſt in dieſer Abſicht vor dem Erſten Capitel vorher geſetzet. * Theogon. v. 572. ** Dial. Prometh. et Iov. p. 204. No. 6. Das Kupfer uͤber den Anfang des Erſten Capitels iſt kein altes Denkmal, ſondern ein Entwurf von verſchiedenen derſelben zuſammen geſetzet, weil ſich keine Vorſtellung fand, die zur Deutung auf dieſes Capitel bequem war. Es ſind hier die aͤlteſten Stuͤcke der Bildhauerey und Baukunſt angedeutet. Das Stuͤck Saͤule iſt von dem einen Tempel zu Peſto genommen, von welchen Ge- baͤuden ich in der Vorrede zu den Anmerkungen uͤber die Baukunſt der Alten die erſte Nachricht gegeben habe. Dieſe Tempel ſind vermuthlich nicht lange nach g

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. XLIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/47>, abgerufen am 28.03.2024.