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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst unter den Hetruriern.
Schaale 1), mit Hetrurischer Schrift, in dem Museo des Collegii St. Igna-
tii zu Rom.

Der Stil der Hetrurischen Künstler ist sich selbst nicht beständig gleichII.
Von den
verschiedenen
Stuffen und
Zeiten daselbst.

geblieben, sondern hat, wie der Aegyptische und Griechische, verschiedene
Stuffen und Zeiten, von den einfältigen Gestaltungen ihrer ersten Zeiten
an, bis zu dem Flor ihrer Kunst, welche sich endlich nachher durch Nach-
ahmung Griechischer Werke, wie sehr wahrscheinlich ist, verbessert, und
eine von den ältern Zeiten verschiedene Gestalt angenommen hat. Diese
verschiedene Stuffen der Hetrurischen Kunst sind wohl zu merken, und ge-
nau zu unterscheiden, um zu einem Systema in derselben zu gelangen.
Endlich nachdem die Hetrurier eine geraume Zeit den Römern unterthänig
gewesen, fiel ihre Kunst, welches sich an neun und zwanzig Schaalen von
Erzt, in dem Museo des Collegii St. Ignatii zu Rom, zeiget, unter wel-
chen diejenigen, deren Schrift sich der Römischen Schrift und Sprache nä-
hert, schlechter, als die älteren, gezeichnet und gearbeitet sind. Aus diesen
kleinen Stücken aber ist weiter nicht viel bestimmtes anzugeben, und da der
Fall der Kunst kein Stil in derselben ist, so bleibe ich bey den vorher ge-
setzten drey Zeiten.

Wir können also drey verschiedene Stile der Hetrurischen Kunst, wie
bey den Aegyptern, setzen, den Aeltern, den Nachfolgenden, und drittens
denjenigen, welcher sich durch Nachahmung der Griechen verbessert hat.
In allen drey Stilen wäre zuerst von der Zeichnung des Nackenden, und
zum zweyten von Bekleideten Figuren zu reden: da aber die Bekleidung
in ihren Arten von der Griechischen nicht sehr verschieden ist, so können
einige wenige Anmerkungen, welche besonders über dieselben, und über ihren
Schmuck zu machen wären, zu Ende dieses zweyten Stücks zusam-
mengenommen werden.

Die
1) Dempst. Etrur. tab. 4.
Winckelm Gesch. der Kunst. O

Von der Kunſt unter den Hetruriern.
Schaale 1), mit Hetruriſcher Schrift, in dem Muſeo des Collegii St. Igna-
tii zu Rom.

Der Stil der Hetruriſchen Kuͤnſtler iſt ſich ſelbſt nicht beſtaͤndig gleichII.
Von den
verſchiedenen
Stuffen und
Zeiten daſelbſt.

geblieben, ſondern hat, wie der Aegyptiſche und Griechiſche, verſchiedene
Stuffen und Zeiten, von den einfaͤltigen Geſtaltungen ihrer erſten Zeiten
an, bis zu dem Flor ihrer Kunſt, welche ſich endlich nachher durch Nach-
ahmung Griechiſcher Werke, wie ſehr wahrſcheinlich iſt, verbeſſert, und
eine von den aͤltern Zeiten verſchiedene Geſtalt angenommen hat. Dieſe
verſchiedene Stuffen der Hetruriſchen Kunſt ſind wohl zu merken, und ge-
nau zu unterſcheiden, um zu einem Syſtema in derſelben zu gelangen.
Endlich nachdem die Hetrurier eine geraume Zeit den Roͤmern unterthaͤnig
geweſen, fiel ihre Kunſt, welches ſich an neun und zwanzig Schaalen von
Erzt, in dem Muſeo des Collegii St. Ignatii zu Rom, zeiget, unter wel-
chen diejenigen, deren Schrift ſich der Roͤmiſchen Schrift und Sprache naͤ-
hert, ſchlechter, als die aͤlteren, gezeichnet und gearbeitet ſind. Aus dieſen
kleinen Stuͤcken aber iſt weiter nicht viel beſtimmtes anzugeben, und da der
Fall der Kunſt kein Stil in derſelben iſt, ſo bleibe ich bey den vorher ge-
ſetzten drey Zeiten.

Wir koͤnnen alſo drey verſchiedene Stile der Hetruriſchen Kunſt, wie
bey den Aegyptern, ſetzen, den Aeltern, den Nachfolgenden, und drittens
denjenigen, welcher ſich durch Nachahmung der Griechen verbeſſert hat.
In allen drey Stilen waͤre zuerſt von der Zeichnung des Nackenden, und
zum zweyten von Bekleideten Figuren zu reden: da aber die Bekleidung
in ihren Arten von der Griechiſchen nicht ſehr verſchieden iſt, ſo koͤnnen
einige wenige Anmerkungen, welche beſonders uͤber dieſelben, und uͤber ihren
Schmuck zu machen waͤren, zu Ende dieſes zweyten Stuͤcks zuſam-
mengenommen werden.

Die
1) Dempſt. Etrur. tab. 4.
Winckelm Geſch. der Kunſt. O
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[105/0155] Von der Kunſt unter den Hetruriern. Schaale 1), mit Hetruriſcher Schrift, in dem Muſeo des Collegii St. Igna- tii zu Rom. Der Stil der Hetruriſchen Kuͤnſtler iſt ſich ſelbſt nicht beſtaͤndig gleich geblieben, ſondern hat, wie der Aegyptiſche und Griechiſche, verſchiedene Stuffen und Zeiten, von den einfaͤltigen Geſtaltungen ihrer erſten Zeiten an, bis zu dem Flor ihrer Kunſt, welche ſich endlich nachher durch Nach- ahmung Griechiſcher Werke, wie ſehr wahrſcheinlich iſt, verbeſſert, und eine von den aͤltern Zeiten verſchiedene Geſtalt angenommen hat. Dieſe verſchiedene Stuffen der Hetruriſchen Kunſt ſind wohl zu merken, und ge- nau zu unterſcheiden, um zu einem Syſtema in derſelben zu gelangen. Endlich nachdem die Hetrurier eine geraume Zeit den Roͤmern unterthaͤnig geweſen, fiel ihre Kunſt, welches ſich an neun und zwanzig Schaalen von Erzt, in dem Muſeo des Collegii St. Ignatii zu Rom, zeiget, unter wel- chen diejenigen, deren Schrift ſich der Roͤmiſchen Schrift und Sprache naͤ- hert, ſchlechter, als die aͤlteren, gezeichnet und gearbeitet ſind. Aus dieſen kleinen Stuͤcken aber iſt weiter nicht viel beſtimmtes anzugeben, und da der Fall der Kunſt kein Stil in derſelben iſt, ſo bleibe ich bey den vorher ge- ſetzten drey Zeiten. II. Von den verſchiedenen Stuffen und Zeiten daſelbſt. Wir koͤnnen alſo drey verſchiedene Stile der Hetruriſchen Kunſt, wie bey den Aegyptern, ſetzen, den Aeltern, den Nachfolgenden, und drittens denjenigen, welcher ſich durch Nachahmung der Griechen verbeſſert hat. In allen drey Stilen waͤre zuerſt von der Zeichnung des Nackenden, und zum zweyten von Bekleideten Figuren zu reden: da aber die Bekleidung in ihren Arten von der Griechiſchen nicht ſehr verſchieden iſt, ſo koͤnnen einige wenige Anmerkungen, welche beſonders uͤber dieſelben, und uͤber ihren Schmuck zu machen waͤren, zu Ende dieſes zweyten Stuͤcks zuſam- mengenommen werden. Die 1) Dempſt. Etrur. tab. 4. Winckelm Geſch. der Kunſt. O

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/155>, abgerufen am 23.04.2024.