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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.

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II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen
cles und Timarchides an einem Aesculapius 1); Menächmus und Sol-
das
an einer Diana 2); Dionysius und Polycles, (welcher wegen sei-
ner Musen in Erzt 3) berühmt war) an einer Juno; und von dergleichen
Werken, die mehr als einen Vater gehabt, könnte man ein langes Ver-
zeichniß machen 4). Jn der Jnsel Delos war eine Jsis, an welcher drey
Künstler von Athen, Dionysodorus, Moschion und Ladamas, des
Adamas Söhne, gearbeitet hatten, wie die Jnschrift zu dieser Statue,
welche zu Venedig ist, beweiset 5). Zu Rom war im sechzehnten Jahrhun-
derte ein Hercules von zween Meistern gearbeitet, wie eine Jnschrift, wel-
che an dieser Statue stand, anzeiget: ich fand dieselbe in einem Plinius,
Basler Ausgabe von 1525. mit geschriebenen Anmerkungen vom Fulvius
Ursinus
und Barthol. Aegius, in der Bibliothek des Herrn von Stosch
zu Florenz. Die Jnschrift ist folgende:

Jn der drey und achtzigsten Olympias scheint Phidias die Statue
des Olympischen Jupiters geendiget zu haben, und Plinius hat glaublich
die Zeit seines Flors, welche er in diese Olympias setzet, in Absicht der
Vollendung dieses großen Werks bestimmet. Es hatte derselbe seine Kunst
vornehmlich den Göttern und den Helden gewidmet 6), und es fand sich zu
Elis unter den Statuen der Sieger nur eine einzige von ihm gearbeitet:
sie stellet den schönen Pantarces vor, in welchen der Künstler verliebt

war,
1) Pausan. L. 10. p. 886. l. 30.
2) Idem L. 7. p. 570. l. 1.
3) conf. Lipf. Var. Lect. L. 2. c. 24.
4) conf. Chishul. Inscr. Sig. p. 47.
5) Opusc. Scientif. Tom. 15. p. 205. Corsini Not. Graec. Diss. 6. p. 120.
6) Pausan. L. 10. p. 821. l. 17. seq. et lin. 26.

II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
cles und Timarchides an einem Aeſculapius 1); Menaͤchmus und Sol-
das
an einer Diana 2); Dionyſius und Polycles, (welcher wegen ſei-
ner Muſen in Erzt 3) beruͤhmt war) an einer Juno; und von dergleichen
Werken, die mehr als einen Vater gehabt, koͤnnte man ein langes Ver-
zeichniß machen 4). Jn der Jnſel Delos war eine Jſis, an welcher drey
Kuͤnſtler von Athen, Dionyſodorus, Moſchion und Ladamas, des
Adamas Soͤhne, gearbeitet hatten, wie die Jnſchrift zu dieſer Statue,
welche zu Venedig iſt, beweiſet 5). Zu Rom war im ſechzehnten Jahrhun-
derte ein Hercules von zween Meiſtern gearbeitet, wie eine Jnſchrift, wel-
che an dieſer Statue ſtand, anzeiget: ich fand dieſelbe in einem Plinius,
Basler Ausgabe von 1525. mit geſchriebenen Anmerkungen vom Fulvius
Urſinus
und Barthol. Aegius, in der Bibliothek des Herrn von Stoſch
zu Florenz. Die Jnſchrift iſt folgende:

Jn der drey und achtzigſten Olympias ſcheint Phidias die Statue
des Olympiſchen Jupiters geendiget zu haben, und Plinius hat glaublich
die Zeit ſeines Flors, welche er in dieſe Olympias ſetzet, in Abſicht der
Vollendung dieſes großen Werks beſtimmet. Es hatte derſelbe ſeine Kunſt
vornehmlich den Goͤttern und den Helden gewidmet 6), und es fand ſich zu
Elis unter den Statuen der Sieger nur eine einzige von ihm gearbeitet:
ſie ſtellet den ſchoͤnen Pantarces vor, in welchen der Kuͤnſtler verliebt

war,
1) Pauſan. L. 10. p. 886. l. 30.
2) Idem L. 7. p. 570. l. 1.
3) conf. Lipf. Var. Lect. L. 2. c. 24.
4) conf. Chishul. Inſcr. Sig. p. 47.
5) Opuſc. Scientif. Tom. 15. p. 205. Corſini Not. Graec. Diſſ. 6. p. 120.
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[332/0020] II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden cles und Timarchides an einem Aeſculapius 1); Menaͤchmus und Sol- das an einer Diana 2); Dionyſius und Polycles, (welcher wegen ſei- ner Muſen in Erzt 3) beruͤhmt war) an einer Juno; und von dergleichen Werken, die mehr als einen Vater gehabt, koͤnnte man ein langes Ver- zeichniß machen 4). Jn der Jnſel Delos war eine Jſis, an welcher drey Kuͤnſtler von Athen, Dionyſodorus, Moſchion und Ladamas, des Adamas Soͤhne, gearbeitet hatten, wie die Jnſchrift zu dieſer Statue, welche zu Venedig iſt, beweiſet 5). Zu Rom war im ſechzehnten Jahrhun- derte ein Hercules von zween Meiſtern gearbeitet, wie eine Jnſchrift, wel- che an dieſer Statue ſtand, anzeiget: ich fand dieſelbe in einem Plinius, Basler Ausgabe von 1525. mit geſchriebenen Anmerkungen vom Fulvius Urſinus und Barthol. Aegius, in der Bibliothek des Herrn von Stoſch zu Florenz. Die Jnſchrift iſt folgende: Jn der drey und achtzigſten Olympias ſcheint Phidias die Statue des Olympiſchen Jupiters geendiget zu haben, und Plinius hat glaublich die Zeit ſeines Flors, welche er in dieſe Olympias ſetzet, in Abſicht der Vollendung dieſes großen Werks beſtimmet. Es hatte derſelbe ſeine Kunſt vornehmlich den Goͤttern und den Helden gewidmet 6), und es fand ſich zu Elis unter den Statuen der Sieger nur eine einzige von ihm gearbeitet: ſie ſtellet den ſchoͤnen Pantarces vor, in welchen der Kuͤnſtler verliebt war, 1) Pauſan. L. 10. p. 886. l. 30. 2) Idem L. 7. p. 570. l. 1. 3) conf. Lipf. Var. Lect. L. 2. c. 24. 4) conf. Chishul. Inſcr. Sig. p. 47. 5) Opuſc. Scientif. Tom. 15. p. 205. Corſini Not. Graec. Diſſ. 6. p. 120. 6) Pauſan. L. 10. p. 821. l. 17. ſeq. et lin. 26.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/20>, abgerufen am 28.03.2024.