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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

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§. 36.

Noch ein Vortheil beim Ackerbau ist dieser,
daß man sich, so oft man kann, Gelegenheit ver-
schaffe, ein Stück seines Feldes einige Jahre
lang mit dem Getreidebau zu verschonen. Hie-
durch gewinnet solches an seinen innern Werth
erstaunend viel. Vielleicht mag diese Bemer-
kung den Liebhabern der Ackerruhe (§. 21.)
zur Behauptung ihres Satzes Anlaß gegeben
haben: daß man eben deswegen das Land
jährlich müsse Braache liegen lassen. Allein
nicht ein Jahr, auch noch nicht zwei Jahre
machen die Sache aus, sondern es ist eine län-
gere Zeit nöthig, um ein sogenanntes Neu-
bruch
zu erhalten. Hernach so braucht es
gar nicht, den Acker wie bei der alten Braache
ganz unbestellt liegen zu lassen, sondern er kann
andere Pflanzen, die einige Jahre dauren, her-
vorbringen; genug, wenn er nur kein Getreide
trägt. Unter diesen Pflanzen sind bei der
landwirthschaft die allerschicklichsten Graß-
und Futterkräuter. Jn Ebenen und niedri-
gen Gegenden bringt die Natur vor sich gutes
Graß in Menge hervor, welches wie wir oben
gesehen, im Hollsteinschen und Mecklen-
burgschen
der Grund der dasigen Koppel-
wirthschaft (§. 12.) ist. Auf hohen Feldern
aber können wir dieses durch die Ansäung der
Futterkräuter bewirken. Jn beiden Fällen

bleibt
§. 36.

Noch ein Vortheil beim Ackerbau iſt dieſer,
daß man ſich, ſo oft man kann, Gelegenheit ver-
ſchaffe, ein Stuͤck ſeines Feldes einige Jahre
lang mit dem Getreidebau zu verſchonen. Hie-
durch gewinnet ſolches an ſeinen innern Werth
erſtaunend viel. Vielleicht mag dieſe Bemer-
kung den Liebhabern der Ackerruhe (§. 21.)
zur Behauptung ihres Satzes Anlaß gegeben
haben: daß man eben deswegen das Land
jaͤhrlich muͤſſe Braache liegen laſſen. Allein
nicht ein Jahr, auch noch nicht zwei Jahre
machen die Sache aus, ſondern es iſt eine laͤn-
gere Zeit noͤthig, um ein ſogenanntes Neu-
bruch
zu erhalten. Hernach ſo braucht es
gar nicht, den Acker wie bei der alten Braache
ganz unbeſtellt liegen zu laſſen, ſondern er kann
andere Pflanzen, die einige Jahre dauren, her-
vorbringen; genug, wenn er nur kein Getreide
traͤgt. Unter dieſen Pflanzen ſind bei der
landwirthſchaft die allerſchicklichſten Graß-
und Futterkraͤuter. Jn Ebenen und niedri-
gen Gegenden bringt die Natur vor ſich gutes
Graß in Menge hervor, welches wie wir oben
geſehen, im Hollſteinſchen und Mecklen-
burgſchen
der Grund der daſigen Koppel-
wirthſchaft (§. 12.) iſt. Auf hohen Feldern
aber koͤnnen wir dieſes durch die Anſaͤung der
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[62/0080] §. 36. Noch ein Vortheil beim Ackerbau iſt dieſer, daß man ſich, ſo oft man kann, Gelegenheit ver- ſchaffe, ein Stuͤck ſeines Feldes einige Jahre lang mit dem Getreidebau zu verſchonen. Hie- durch gewinnet ſolches an ſeinen innern Werth erſtaunend viel. Vielleicht mag dieſe Bemer- kung den Liebhabern der Ackerruhe (§. 21.) zur Behauptung ihres Satzes Anlaß gegeben haben: daß man eben deswegen das Land jaͤhrlich muͤſſe Braache liegen laſſen. Allein nicht ein Jahr, auch noch nicht zwei Jahre machen die Sache aus, ſondern es iſt eine laͤn- gere Zeit noͤthig, um ein ſogenanntes Neu- bruch zu erhalten. Hernach ſo braucht es gar nicht, den Acker wie bei der alten Braache ganz unbeſtellt liegen zu laſſen, ſondern er kann andere Pflanzen, die einige Jahre dauren, her- vorbringen; genug, wenn er nur kein Getreide traͤgt. Unter dieſen Pflanzen ſind bei der landwirthſchaft die allerſchicklichſten Graß- und Futterkraͤuter. Jn Ebenen und niedri- gen Gegenden bringt die Natur vor ſich gutes Graß in Menge hervor, welches wie wir oben geſehen, im Hollſteinſchen und Mecklen- burgſchen der Grund der daſigen Koppel- wirthſchaft (§. 12.) iſt. Auf hohen Feldern aber koͤnnen wir dieſes durch die Anſaͤung der Futterkraͤuter bewirken. Jn beiden Faͤllen bleibt

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Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/80>, abgerufen am 19.04.2024.