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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

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2. Was nun den nöthigen Unterricht an-
langet, den der ungelehrte Bauer freilich vor-
her erhalten muß, wenn er Hecken anpflanzen
soll, so gilt hier eben der Vorschlag, dessen vorher
(§. 53.) bei den Futterkräutern Meldung ge-
schehen ist, und der von dem besten Erfolg und
Nutzen sein wird.

§. 57.
Zehnter Einwurf.

Beides die Hecken und die dazwischen
gepflanzten hochstämmigen Bäume, sind
sowohl mit ihren Schatten als mit ihren
Wurzeln dem Getreide höchst schädlich, in-
dem unter den erstern das Korn an seinem
Wachsthum und Gedeien leidet, die Wur-
zeln hingegen sich weit in den Acker hinein
verbreiten und denselben auszehren.

Antwort.

1. Weil man bemerket hat, daß unter dick-
stehenden Bäumen wenige Gewächse nicht recht
fort wollen, sondern ein schwaches und kränk-
liches Ansehen haben, und nie zu der gehörigen
Grösse und Fruchtbarkeit gelangen, als andere
die im Freien stehen, so hat man diesen Um-
stand sehr unrecht dem Schatten der Bäume
beigemessen, und daher behauptet, daß dieser
schädlich sei. Allein nicht der Schatten, son-
dern hauptsächlich der Mangel der Luft ist nebst

anderen

2. Was nun den noͤthigen Unterricht an-
langet, den der ungelehrte Bauer freilich vor-
her erhalten muß, wenn er Hecken anpflanzen
ſoll, ſo gilt hier eben der Vorſchlag, deſſen vorher
(§. 53.) bei den Futterkraͤutern Meldung ge-
ſchehen iſt, und der von dem beſten Erfolg und
Nutzen ſein wird.

§. 57.
Zehnter Einwurf.

Beides die Hecken und die dazwiſchen
gepflanzten hochſtaͤmmigen Baͤume, ſind
ſowohl mit ihren Schatten als mit ihren
Wurzeln dem Getreide hoͤchſt ſchaͤdlich, in-
dem unter den erſtern das Korn an ſeinem
Wachsthum und Gedeien leidet, die Wur-
zeln hingegen ſich weit in den Acker hinein
verbreiten und denſelben auszehren.

Antwort.

1. Weil man bemerket hat, daß unter dick-
ſtehenden Baͤumen wenige Gewaͤchſe nicht recht
fort wollen, ſondern ein ſchwaches und kraͤnk-
liches Anſehen haben, und nie zu der gehoͤrigen
Groͤſſe und Fruchtbarkeit gelangen, als andere
die im Freien ſtehen, ſo hat man dieſen Um-
ſtand ſehr unrecht dem Schatten der Baͤume
beigemeſſen, und daher behauptet, daß dieſer
ſchaͤdlich ſei. Allein nicht der Schatten, ſon-
dern hauptſaͤchlich der Mangel der Luft iſt nebſt

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[107/0125] 2. Was nun den noͤthigen Unterricht an- langet, den der ungelehrte Bauer freilich vor- her erhalten muß, wenn er Hecken anpflanzen ſoll, ſo gilt hier eben der Vorſchlag, deſſen vorher (§. 53.) bei den Futterkraͤutern Meldung ge- ſchehen iſt, und der von dem beſten Erfolg und Nutzen ſein wird. §. 57. Zehnter Einwurf. Beides die Hecken und die dazwiſchen gepflanzten hochſtaͤmmigen Baͤume, ſind ſowohl mit ihren Schatten als mit ihren Wurzeln dem Getreide hoͤchſt ſchaͤdlich, in- dem unter den erſtern das Korn an ſeinem Wachsthum und Gedeien leidet, die Wur- zeln hingegen ſich weit in den Acker hinein verbreiten und denſelben auszehren. Antwort. 1. Weil man bemerket hat, daß unter dick- ſtehenden Baͤumen wenige Gewaͤchſe nicht recht fort wollen, ſondern ein ſchwaches und kraͤnk- liches Anſehen haben, und nie zu der gehoͤrigen Groͤſſe und Fruchtbarkeit gelangen, als andere die im Freien ſtehen, ſo hat man dieſen Um- ſtand ſehr unrecht dem Schatten der Baͤume beigemeſſen, und daher behauptet, daß dieſer ſchaͤdlich ſei. Allein nicht der Schatten, ſon- dern hauptſaͤchlich der Mangel der Luft iſt nebſt anderen

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Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/125>, abgerufen am 29.03.2024.