Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Dorf dahin führet, und den man eine Vieh-
trift nennet. Oft nimmt dieser Weg seine
Richtung durch die fruchtbarsten Felder, und
man muß also ein großes Stück Acker dazu
verschwenden, das man mit Früchten bestellen
könnte. Jch kenne Dörfer die eine Viehtrift
von beinahe eine halbe Meile lang durch den
besten Weitzen-Acker halten müssen, welche
mit denen auf beiden Seiten aufgeworfenen
Graben 5 bis 6 Ruthen breit ist. Wenn man
dieses Stück Land nach der Morgen-Zahl oder
nach der möglichen Aussaat überschlagen, und
den Ertrag davon nur nach einen mäßigen An-
schlag zu Gelde rechnen wolte, so würde man
eine ansehnliche Summe heraus bringen, die
man bei einer Berechnung der Viehnutzung
davon abziehen müste, und man würde erstau-
nen, daß dieser bisher vor nichts gerechnete
Umstand einen so wichtigen Artikel ausmachet.
Abermahls ein Schade von großem Belange,
den der Vertheidiger der Viehnutzung eingeste-
hen muß.

2) Den Beschluß dieser verdrießlichen Un-
tersuchung soll endlich der Ruin des jungen
Holzes machen, welcher mit der Viehweide
fast unzertrennlich ist. Derjenige Eigenthü-
mer eines Gutes, dem an den Holzanbau ge-
legen ist, oder derjenige Förster der gewissen-
haft sein will, wird mir Recht geben, wie

schwer

Dorf dahin fuͤhret, und den man eine Vieh-
trift nennet. Oft nimmt dieſer Weg ſeine
Richtung durch die fruchtbarſten Felder, und
man muß alſo ein großes Stuͤck Acker dazu
verſchwenden, das man mit Fruͤchten beſtellen
koͤnnte. Jch kenne Doͤrfer die eine Viehtrift
von beinahe eine halbe Meile lang durch den
beſten Weitzen-Acker halten muͤſſen, welche
mit denen auf beiden Seiten aufgeworfenen
Graben 5 bis 6 Ruthen breit iſt. Wenn man
dieſes Stuͤck Land nach der Morgen-Zahl oder
nach der moͤglichen Auſſaat uͤberſchlagen, und
den Ertrag davon nur nach einen maͤßigen An-
ſchlag zu Gelde rechnen wolte, ſo wuͤrde man
eine anſehnliche Summe heraus bringen, die
man bei einer Berechnung der Viehnutzung
davon abziehen muͤſte, und man wuͤrde erſtau-
nen, daß dieſer bisher vor nichts gerechnete
Umſtand einen ſo wichtigen Artikel ausmachet.
Abermahls ein Schade von großem Belange,
den der Vertheidiger der Viehnutzung eingeſte-
hen muß.

2) Den Beſchluß dieſer verdrießlichen Un-
terſuchung ſoll endlich der Ruin des jungen
Holzes machen, welcher mit der Viehweide
faſt unzertrennlich iſt. Derjenige Eigenthuͤ-
mer eines Gutes, dem an den Holzanbau ge-
legen iſt, oder derjenige Foͤrſter der gewiſſen-
haft ſein will, wird mir Recht geben, wie

ſchwer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0036" n="18"/>
Dorf dahin fu&#x0364;hret, und den man eine Vieh-<lb/>
trift nennet. Oft nimmt die&#x017F;er Weg &#x017F;eine<lb/>
Richtung durch die fruchtbar&#x017F;ten Felder, und<lb/>
man muß al&#x017F;o ein großes Stu&#x0364;ck Acker dazu<lb/>
ver&#x017F;chwenden, das man mit Fru&#x0364;chten be&#x017F;tellen<lb/>
ko&#x0364;nnte. Jch kenne Do&#x0364;rfer die eine Viehtrift<lb/>
von beinahe eine halbe Meile lang durch den<lb/>
be&#x017F;ten Weitzen-Acker halten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welche<lb/>
mit denen auf beiden Seiten aufgeworfenen<lb/>
Graben 5 bis 6 Ruthen breit i&#x017F;t. Wenn man<lb/>
die&#x017F;es Stu&#x0364;ck Land nach der Morgen-Zahl oder<lb/>
nach der mo&#x0364;glichen Au&#x017F;&#x017F;aat u&#x0364;ber&#x017F;chlagen, und<lb/>
den Ertrag davon nur nach einen ma&#x0364;ßigen An-<lb/>
&#x017F;chlag zu Gelde rechnen wolte, &#x017F;o wu&#x0364;rde man<lb/>
eine an&#x017F;ehnliche Summe heraus bringen, die<lb/>
man bei einer Berechnung der Viehnutzung<lb/>
davon abziehen mu&#x0364;&#x017F;te, und man wu&#x0364;rde er&#x017F;tau-<lb/>
nen, daß die&#x017F;er bisher vor nichts gerechnete<lb/>
Um&#x017F;tand einen &#x017F;o wichtigen Artikel ausmachet.<lb/>
Abermahls ein Schade von großem Belange,<lb/>
den der Vertheidiger der Viehnutzung einge&#x017F;te-<lb/>
hen muß.</p><lb/>
            <p>2) Den Be&#x017F;chluß die&#x017F;er verdrießlichen Un-<lb/>
ter&#x017F;uchung &#x017F;oll endlich der Ruin des jungen<lb/>
Holzes machen, welcher mit der Viehweide<lb/>
fa&#x017F;t unzertrennlich i&#x017F;t. Derjenige Eigenthu&#x0364;-<lb/>
mer eines Gutes, dem an den Holzanbau ge-<lb/>
legen i&#x017F;t, oder derjenige Fo&#x0364;r&#x017F;ter der gewi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
haft &#x017F;ein will, wird mir Recht geben, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwer</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0036] Dorf dahin fuͤhret, und den man eine Vieh- trift nennet. Oft nimmt dieſer Weg ſeine Richtung durch die fruchtbarſten Felder, und man muß alſo ein großes Stuͤck Acker dazu verſchwenden, das man mit Fruͤchten beſtellen koͤnnte. Jch kenne Doͤrfer die eine Viehtrift von beinahe eine halbe Meile lang durch den beſten Weitzen-Acker halten muͤſſen, welche mit denen auf beiden Seiten aufgeworfenen Graben 5 bis 6 Ruthen breit iſt. Wenn man dieſes Stuͤck Land nach der Morgen-Zahl oder nach der moͤglichen Auſſaat uͤberſchlagen, und den Ertrag davon nur nach einen maͤßigen An- ſchlag zu Gelde rechnen wolte, ſo wuͤrde man eine anſehnliche Summe heraus bringen, die man bei einer Berechnung der Viehnutzung davon abziehen muͤſte, und man wuͤrde erſtau- nen, daß dieſer bisher vor nichts gerechnete Umſtand einen ſo wichtigen Artikel ausmachet. Abermahls ein Schade von großem Belange, den der Vertheidiger der Viehnutzung eingeſte- hen muß. 2) Den Beſchluß dieſer verdrießlichen Un- terſuchung ſoll endlich der Ruin des jungen Holzes machen, welcher mit der Viehweide faſt unzertrennlich iſt. Derjenige Eigenthuͤ- mer eines Gutes, dem an den Holzanbau ge- legen iſt, oder derjenige Foͤrſter der gewiſſen- haft ſein will, wird mir Recht geben, wie ſchwer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/36
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/36>, abgerufen am 29.03.2024.