Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite


Zweites Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der
Gemeinheiten in Absicht auf die
Viehzucht.

§. 10.

Die Grundsäule eines blühenden Ackerbaues
ist die Viehzucht in mehr als einerlei Ab-
sicht. Auf sie beruhet das ganze Glück des
Landwirths. Nirgend aber kann nach der bis-
herigen alten Art zu wirthschaften, die Vieh-
zucht ansehnlich und stark werden, wenn kein
reicher Vorrath von Graswuchs vorhanden
ist. Dieses ist der Naturfehler unserer Mark.
An denen meisten Oertern haben wir einen
Ueberfluß an pflugbaren Acker und einen Man-
gel an Wiesewachs. Denn ich nenne das
schon einen wirklichen Mangel an Wiesewachs,
wenn selbiges in Vergleichung mit denen zu
bestellenden Aeckern nicht in einem solchen Ver-
hältniß stehet, daß der Landmann so vieles
Vieh halten kann als nöthig ist, sein Feld im
reichem Maaß gehörig zu düngen. Was fol-
get hieraus anders, als daß ofte der meiste
Theil des Ackers entweder ohne Dünger bestel-
let werden muß, oder daß man selbigen mit

karger


Zweites Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der
Gemeinheiten in Abſicht auf die
Viehzucht.

§. 10.

Die Grundſaͤule eines bluͤhenden Ackerbaues
iſt die Viehzucht in mehr als einerlei Ab-
ſicht. Auf ſie beruhet das ganze Gluͤck des
Landwirths. Nirgend aber kann nach der bis-
herigen alten Art zu wirthſchaften, die Vieh-
zucht anſehnlich und ſtark werden, wenn kein
reicher Vorrath von Graswuchs vorhanden
iſt. Dieſes iſt der Naturfehler unſerer Mark.
An denen meiſten Oertern haben wir einen
Ueberfluß an pflugbaren Acker und einen Man-
gel an Wieſewachs. Denn ich nenne das
ſchon einen wirklichen Mangel an Wieſewachs,
wenn ſelbiges in Vergleichung mit denen zu
beſtellenden Aeckern nicht in einem ſolchen Ver-
haͤltniß ſtehet, daß der Landmann ſo vieles
Vieh halten kann als noͤthig iſt, ſein Feld im
reichem Maaß gehoͤrig zu duͤngen. Was fol-
get hieraus anders, als daß ofte der meiſte
Theil des Ackers entweder ohne Duͤnger beſtel-
let werden muß, oder daß man ſelbigen mit

karger
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0040" n="22"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweites Capitel.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Vortheile der Aufhebung der<lb/>
Gemeinheiten in Ab&#x017F;icht auf die<lb/>
Viehzucht.</hi> </hi> </p>
          </argument><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Grund&#x017F;a&#x0364;ule eines blu&#x0364;henden Ackerbaues<lb/>
i&#x017F;t die Viehzucht in mehr als einerlei Ab-<lb/>
&#x017F;icht. Auf &#x017F;ie beruhet das ganze Glu&#x0364;ck des<lb/>
Landwirths. Nirgend aber kann nach der bis-<lb/>
herigen alten Art zu wirth&#x017F;chaften, die Vieh-<lb/>
zucht an&#x017F;ehnlich und &#x017F;tark werden, wenn kein<lb/>
reicher Vorrath von Graswuchs vorhanden<lb/>
i&#x017F;t. Die&#x017F;es i&#x017F;t der Naturfehler un&#x017F;erer <hi rendition="#fr">Mark.</hi><lb/>
An denen mei&#x017F;ten Oertern haben wir einen<lb/>
Ueberfluß an pflugbaren Acker und einen Man-<lb/>
gel an Wie&#x017F;ewachs. Denn ich nenne das<lb/>
&#x017F;chon einen wirklichen Mangel an Wie&#x017F;ewachs,<lb/>
wenn &#x017F;elbiges in Vergleichung mit denen zu<lb/>
be&#x017F;tellenden Aeckern nicht in einem &#x017F;olchen Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß &#x017F;tehet, daß der Landmann &#x017F;o vieles<lb/>
Vieh halten kann als no&#x0364;thig i&#x017F;t, &#x017F;ein Feld im<lb/>
reichem Maaß geho&#x0364;rig zu du&#x0364;ngen. Was fol-<lb/>
get hieraus anders, als daß ofte der mei&#x017F;te<lb/>
Theil des Ackers entweder ohne Du&#x0364;nger be&#x017F;tel-<lb/>
let werden muß, oder daß man &#x017F;elbigen mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">karger</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0040] Zweites Capitel. Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht auf die Viehzucht. §. 10. Die Grundſaͤule eines bluͤhenden Ackerbaues iſt die Viehzucht in mehr als einerlei Ab- ſicht. Auf ſie beruhet das ganze Gluͤck des Landwirths. Nirgend aber kann nach der bis- herigen alten Art zu wirthſchaften, die Vieh- zucht anſehnlich und ſtark werden, wenn kein reicher Vorrath von Graswuchs vorhanden iſt. Dieſes iſt der Naturfehler unſerer Mark. An denen meiſten Oertern haben wir einen Ueberfluß an pflugbaren Acker und einen Man- gel an Wieſewachs. Denn ich nenne das ſchon einen wirklichen Mangel an Wieſewachs, wenn ſelbiges in Vergleichung mit denen zu beſtellenden Aeckern nicht in einem ſolchen Ver- haͤltniß ſtehet, daß der Landmann ſo vieles Vieh halten kann als noͤthig iſt, ſein Feld im reichem Maaß gehoͤrig zu duͤngen. Was fol- get hieraus anders, als daß ofte der meiſte Theil des Ackers entweder ohne Duͤnger beſtel- let werden muß, oder daß man ſelbigen mit karger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/40
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/40>, abgerufen am 29.03.2024.