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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst
Beweiß.

Man hat in iedem Gebäude gewiesse
Verrichtungen vorzunehmen (§. 4). De-
rowegen muß es so aufgeführet werden/ daß
man dieselben ungehindert und ohne Ver-
druß darinnen vornehmen kan (§. 4). Sol-
chergestalt muß es beqvem gebauet werden
(§. 7). W. Z. E.

Der 3. Lehrsatz.

16. Ein Gebäude muß schön und zier-
lich gebauet werden.

Beweiß.

Denn es muß mit den Haupt-Absichten
des Bauherrens völlig übereinstimmen (§.
1.) und allso seine wesentliche Vollkommen-
heit haben (§. 8). Wenn man aber diese
wahrnimmt/ verursacht sie in uns ein Gefal-
len/ und allso nennen wir das Gebäude schö-
ne (§. 9). Und weil ein Schein des Man-
gels einer zur Vollkommenheit des Gebäu-
des nöthigen Sache leicht zu einem Vorur-
theile Anlaß geben kan/ als wenn dem Ge-
bäude an seiner Vollkommenheit etwas feh-
lete/ und dadurch ein Mießfallen in Betrach-
tung des Gebäudes entstehen würde (§. 10);
so muß der Baumeister bey einem Gebäude
auch dasjenige anbringen/ welches auch nur
einen unvermeidlichen Schein der Nothwen-
digkeit hat/ umb dergleichen Vorurtheile zu
verhindern/ in die man verfallen kan/ auch

wenn
S 2
der Bau-Kunſt
Beweiß.

Man hat in iedem Gebaͤude gewieſſe
Verrichtungen vorzunehmen (§. 4). De-
rowegen muß es ſo aufgefuͤhret werden/ daß
man dieſelben ungehindert und ohne Ver-
druß darinnen vornehmen kan (§. 4). Sol-
chergeſtalt muß es beqvem gebauet werden
(§. 7). W. Z. E.

Der 3. Lehrſatz.

16. Ein Gebaͤude muß ſchoͤn und zier-
lich gebauet werden.

Beweiß.

Denn es muß mit den Haupt-Abſichten
des Bauherrens voͤllig uͤbereinſtimmen (§.
1.) und allſo ſeine weſentliche Vollkommen-
heit haben (§. 8). Wenn man aber dieſe
wahrnimmt/ verurſacht ſie in uns ein Gefal-
len/ und allſo nennen wir das Gebaͤude ſchoͤ-
ne (§. 9). Und weil ein Schein des Man-
gels einer zur Vollkommenheit des Gebaͤu-
des noͤthigen Sache leicht zu einem Vorur-
theile Anlaß geben kan/ als wenn dem Ge-
baͤude an ſeiner Vollkommenheit etwas feh-
lete/ und dadurch ein Mießfallen in Betrach-
tung des Gebaͤudes entſtehen wuͤrde (§. 10);
ſo muß der Baumeiſter bey einem Gebaͤude
auch dasjenige anbringen/ welches auch nur
einen unvermeidlichen Schein der Nothwen-
digkeit hat/ umb dergleichen Vorurtheile zu
verhindern/ in die man verfallen kan/ auch

wenn
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[275/0407] der Bau-Kunſt Beweiß. Man hat in iedem Gebaͤude gewieſſe Verrichtungen vorzunehmen (§. 4). De- rowegen muß es ſo aufgefuͤhret werden/ daß man dieſelben ungehindert und ohne Ver- druß darinnen vornehmen kan (§. 4). Sol- chergeſtalt muß es beqvem gebauet werden (§. 7). W. Z. E. Der 3. Lehrſatz. 16. Ein Gebaͤude muß ſchoͤn und zier- lich gebauet werden. Beweiß. Denn es muß mit den Haupt-Abſichten des Bauherrens voͤllig uͤbereinſtimmen (§. 1.) und allſo ſeine weſentliche Vollkommen- heit haben (§. 8). Wenn man aber dieſe wahrnimmt/ verurſacht ſie in uns ein Gefal- len/ und allſo nennen wir das Gebaͤude ſchoͤ- ne (§. 9). Und weil ein Schein des Man- gels einer zur Vollkommenheit des Gebaͤu- des noͤthigen Sache leicht zu einem Vorur- theile Anlaß geben kan/ als wenn dem Ge- baͤude an ſeiner Vollkommenheit etwas feh- lete/ und dadurch ein Mießfallen in Betrach- tung des Gebaͤudes entſtehen wuͤrde (§. 10); ſo muß der Baumeiſter bey einem Gebaͤude auch dasjenige anbringen/ welches auch nur einen unvermeidlichen Schein der Nothwen- digkeit hat/ umb dergleichen Vorurtheile zu verhindern/ in die man verfallen kan/ auch wenn S 2

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/407>, abgerufen am 29.03.2024.