Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
selbst unter dem Holtze eine geschieckte Wahl
anstellet (§. 28).

Die 2. Anmerckung.

34. Es hat nemlich nicht alles Holtz einerley Ei-
genschafften. Vitruvius (lib. 2. c. 9) mercket an/
daß das Tänninne fein grade bleibe/ aber leicht wurm-
stichicht werde/ und sich geschwinde entzünde; das Ei-
chene in der Erde wohl daure/ und im Wasser fast zu
Stein werde/ aber sich leicht in die Krümme ziehe/
und Rietze gewinne; Pappein und Linden sehr
weich seyn/ und dannenhero den Bildhauern zu
Schnietzwerck dienen; Die Erle in sumpfichtem
Boden sich wohl halte/ und ungeheure Lasten trage;
Cypressen und Fichten sich leicht sencken. Sonst hat
man auch von dem eichenen Holtze angemercket/ daß
sich eine schwartze Materie heraus ziehet/ davon die
Fische sterben.

Die 3. Anmerckung.

34. Ja auch das Holtz von einerley Art wird nicht
alles von gleicher Güte befunden. Leewenhoeck (in
Anatomia rerum cum animatarum, tum inani-
matarum p.
245) behauptet/ daß das Holtz/ welches
geschwinde wächst und dicke wird/ stärcker/ fester und
dauerhaffter sey/ als das langsam wächst und dicke
wird/ und folgends das Holtz besser sey/ welches brei-
ter/ als welches schmaale Jahre hat: ingleichen p.
44. daß das Holtz/ welches inwendig hohl ist/
leicht faule. Und Alberti lib. 2. c. 7. hält das Holtz
an erhabenen Oertern für trockener und fester/ als
das in niedrigen/ abfonderlich sumpfigen und mora-
stigen. Daher wollen auch einige/ man solle das
Holtz von einerley Art alles aus einem Walde neh-
men/ damit es gleiche Zeit an dem Gebäude daure.

Der 8. Lehrsatz.

35. Das Bauholtz muß recht trocken
seyn.

Be-

Anfangs-Gruͤnde
ſelbſt unter dem Holtze eine geſchieckte Wahl
anſtellet (§. 28).

Die 2. Anmerckung.

34. Es hat nemlich nicht alles Holtz einerley Ei-
genſchafften. Vitruvius (lib. 2. c. 9) mercket an/
daß das Taͤnniñe fein grade bleibe/ aber leicht wurm-
ſtichicht werde/ und ſich geſchwinde entzuͤnde; das Ei-
chene in der Erde wohl daure/ und im Waſſer faſt zu
Stein werde/ aber ſich leicht in die Kruͤmme ziehe/
und Rietze gewinne; Pappein und Linden ſehr
weich ſeyn/ und dannenhero den Bildhauern zu
Schnietzwerck dienen; Die Erle in ſumpfichtem
Boden ſich wohl halte/ und ungeheure Laſten trage;
Cypreſſen und Fichten ſich leicht ſencken. Sonſt hat
man auch von dem eichenen Holtze angemercket/ daß
ſich eine ſchwartze Materie heraus ziehet/ davon die
Fiſche ſterben.

Die 3. Anmerckung.

34. Ja auch das Holtz von einerley Art wird nicht
alles von gleicher Guͤte befunden. Leewenhoeck (in
Anatomia rerum cum animatarum, tum inani-
matarum p.
245) behauptet/ daß das Holtz/ welches
geſchwinde waͤchſt und dicke wird/ ſtaͤrcker/ feſter und
dauerhaffter ſey/ als das langſam waͤchſt und dicke
wird/ und folgends das Holtz beſſer ſey/ welches brei-
ter/ als welches ſchmaale Jahre hat: ingleichen p.
44. daß das Holtz/ welches inwendig hohl iſt/
leicht faule. Und Alberti lib. 2. c. 7. haͤlt das Holtz
an erhabenen Oertern fuͤr trockener und feſter/ als
das in niedrigen/ abfonderlich ſumpfigen und mora-
ſtigen. Daher wollen auch einige/ man ſolle das
Holtz von einerley Art alles aus einem Walde neh-
men/ damit es gleiche Zeit an dem Gebaͤude daure.

Der 8. Lehrſatz.

35. Das Bauholtz muß recht trocken
ſeyn.

Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0414" n="282"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t unter dem Holtze eine ge&#x017F;chieckte Wahl<lb/>
an&#x017F;tellet (§. 28).</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Die 2. Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>34. Es hat nemlich nicht alles Holtz einerley Ei-<lb/>
gen&#x017F;chafften. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vitruvius</hi> (lib. 2. c.</hi> 9) mercket an/<lb/>
daß das Ta&#x0364;nnin&#x0303;e fein grade bleibe/ aber leicht wurm-<lb/>
&#x017F;tichicht werde/ und &#x017F;ich ge&#x017F;chwinde entzu&#x0364;nde; das Ei-<lb/>
chene in der Erde wohl daure/ und im Wa&#x017F;&#x017F;er fa&#x017F;t zu<lb/>
Stein werde/ aber &#x017F;ich leicht in die Kru&#x0364;mme ziehe/<lb/>
und Rietze gewinne; Pappein und Linden &#x017F;ehr<lb/>
weich &#x017F;eyn/ und dannenhero den Bildhauern zu<lb/>
Schnietzwerck dienen; Die Erle in &#x017F;umpfichtem<lb/>
Boden &#x017F;ich wohl halte/ und ungeheure La&#x017F;ten trage;<lb/>
Cypre&#x017F;&#x017F;en und Fichten &#x017F;ich leicht &#x017F;encken. Son&#x017F;t hat<lb/>
man auch von dem eichenen Holtze angemercket/ daß<lb/>
&#x017F;ich eine &#x017F;chwartze Materie heraus ziehet/ davon die<lb/>
Fi&#x017F;che &#x017F;terben.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Die 3. Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>34. Ja auch das Holtz von einerley Art wird nicht<lb/>
alles von gleicher Gu&#x0364;te befunden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Leewenhoeck</hi> (in<lb/>
Anatomia rerum cum animatarum, tum inani-<lb/>
matarum p.</hi> 245) behauptet/ daß das Holtz/ welches<lb/>
ge&#x017F;chwinde wa&#x0364;ch&#x017F;t und dicke wird/ &#x017F;ta&#x0364;rcker/ fe&#x017F;ter und<lb/>
dauerhaffter &#x017F;ey/ als das lang&#x017F;am wa&#x0364;ch&#x017F;t und dicke<lb/>
wird/ und folgends das Holtz be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey/ welches brei-<lb/>
ter/ als welches &#x017F;chmaale Jahre hat: ingleichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">p.</hi></hi><lb/>
44. daß das Holtz/ welches inwendig hohl i&#x017F;t/<lb/>
leicht faule. Und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alberti</hi> lib. 2. c.</hi> 7. ha&#x0364;lt das Holtz<lb/>
an erhabenen Oertern fu&#x0364;r trockener und fe&#x017F;ter/ als<lb/>
das in niedrigen/ abfonderlich &#x017F;umpfigen und mora-<lb/>
&#x017F;tigen. Daher wollen auch einige/ man &#x017F;olle das<lb/>
Holtz von einerley Art alles aus einem Walde neh-<lb/>
men/ damit es gleiche Zeit an dem Geba&#x0364;ude daure.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Der 8. Lehr&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
              <p>35. <hi rendition="#fr">Das Bauholtz muß recht trocken<lb/>
&#x017F;eyn.</hi></p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0414] Anfangs-Gruͤnde ſelbſt unter dem Holtze eine geſchieckte Wahl anſtellet (§. 28). Die 2. Anmerckung. 34. Es hat nemlich nicht alles Holtz einerley Ei- genſchafften. Vitruvius (lib. 2. c. 9) mercket an/ daß das Taͤnniñe fein grade bleibe/ aber leicht wurm- ſtichicht werde/ und ſich geſchwinde entzuͤnde; das Ei- chene in der Erde wohl daure/ und im Waſſer faſt zu Stein werde/ aber ſich leicht in die Kruͤmme ziehe/ und Rietze gewinne; Pappein und Linden ſehr weich ſeyn/ und dannenhero den Bildhauern zu Schnietzwerck dienen; Die Erle in ſumpfichtem Boden ſich wohl halte/ und ungeheure Laſten trage; Cypreſſen und Fichten ſich leicht ſencken. Sonſt hat man auch von dem eichenen Holtze angemercket/ daß ſich eine ſchwartze Materie heraus ziehet/ davon die Fiſche ſterben. Die 3. Anmerckung. 34. Ja auch das Holtz von einerley Art wird nicht alles von gleicher Guͤte befunden. Leewenhoeck (in Anatomia rerum cum animatarum, tum inani- matarum p. 245) behauptet/ daß das Holtz/ welches geſchwinde waͤchſt und dicke wird/ ſtaͤrcker/ feſter und dauerhaffter ſey/ als das langſam waͤchſt und dicke wird/ und folgends das Holtz beſſer ſey/ welches brei- ter/ als welches ſchmaale Jahre hat: ingleichen p. 44. daß das Holtz/ welches inwendig hohl iſt/ leicht faule. Und Alberti lib. 2. c. 7. haͤlt das Holtz an erhabenen Oertern fuͤr trockener und feſter/ als das in niedrigen/ abfonderlich ſumpfigen und mora- ſtigen. Daher wollen auch einige/ man ſolle das Holtz von einerley Art alles aus einem Walde neh- men/ damit es gleiche Zeit an dem Gebaͤude daure. Der 8. Lehrſatz. 35. Das Bauholtz muß recht trocken ſeyn. Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/414
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/414>, abgerufen am 23.04.2024.