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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
Der 2. Zusatz.

114. Es ist aber aus dem Beweise klahr/
daß der Baumeister überall auf eine Ab-
wechßlung bedacht seyn sol/ und dannenhero
bey der Eurythmie in der Gleichheit der
Seiten dennoch auch viel Ungleichheit ver-
bergen/ die erst bey gnauer Betrachtung in
der Nähe entdecket wird.

Die 1. Anmerckung.

115. Wenn man diese Regel recht anzubringen
weiß/ so erhält man/ daß seine Wercke umb so viel
mehr gefallen/ ie gnauer und länger man sie betrach-
tet und darinnen ie länger ie mehr Schönheiten von
verständigen Anschauern entdecket werden.

Die 2. Anmerckung.

116. Jn dem Architrab/ wenn er nicht zierlich seyn
sol/ kan man wohl 2 Platten unmittelbahr über ein-
ander dulden/ weil derselbe nach der Länge gelegte
Balcken vorstellet (§. 100). Und ist derselbe unter
dem Worte Gesimse in unserem Lehrsatze eigentlich
nicht mitbegriefen/ als den wir nur auf das Fuß-
Postement-Schaft- und Haupt-Gesimse nebst dem
Capitäle erstrecken.

Der 15. Lehrsatz.

117. Der Würfel/ Schaft und FrießTab. II.
Fig.
11.

sollen an ihre Ober- und Unter-Plätt-
lein ab- und an-laufen/ das ist/ durch ei-
nen Qvadranten des Circuls
AC mit
ihnen verknüpft werden.

Beweiß.

Der Baumeister sol dem Ansehen der
Stärcke nichts vergeben (§. 73. 16. 9). De-

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der Bau-Kunſt.
Der 2. Zuſatz.

114. Es iſt aber aus dem Beweiſe klahr/
daß der Baumeiſter uͤberall auf eine Ab-
wechßlung bedacht ſeyn ſol/ und dannenhero
bey der Eurythmie in der Gleichheit der
Seiten dennoch auch viel Ungleichheit ver-
bergen/ die erſt bey gnauer Betrachtung in
der Naͤhe entdecket wird.

Die 1. Anmerckung.

115. Wenn man dieſe Regel recht anzubringen
weiß/ ſo erhaͤlt man/ daß ſeine Wercke umb ſo viel
mehr gefallen/ ie gnauer und laͤnger man ſie betrach-
tet und darinnen ie laͤnger ie mehr Schoͤnheiten von
verſtaͤndigen Anſchauern entdecket werden.

Die 2. Anmerckung.

116. Jn dem Architrab/ wenn er nicht zierlich ſeyn
ſol/ kan man wohl 2 Platten unmittelbahr uͤber ein-
ander dulden/ weil derſelbe nach der Laͤnge gelegte
Balcken vorſtellet (§. 100). Und iſt derſelbe unter
dem Worte Geſimſe in unſerem Lehrſatze eigentlich
nicht mitbegriefen/ als den wir nur auf das Fuß-
Poſtement-Schaft- und Haupt-Geſimſe nebſt dem
Capitaͤle erſtrecken.

Der 15. Lehrſatz.

117. Der Wuͤrfel/ Schaft und FrießTab. II.
Fig.
11.

ſollen an ihre Ober- und Unter-Plaͤtt-
lein ab- und an-laufen/ das iſt/ durch ei-
nen Qvadranten des Circuls
AC mit
ihnen verknuͤpft werden.

Beweiß.

Der Baumeiſter ſol dem Anſehen der
Staͤrcke nichts vergeben (§. 73. 16. 9). De-

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[313/0445] der Bau-Kunſt. Der 2. Zuſatz. 114. Es iſt aber aus dem Beweiſe klahr/ daß der Baumeiſter uͤberall auf eine Ab- wechßlung bedacht ſeyn ſol/ und dannenhero bey der Eurythmie in der Gleichheit der Seiten dennoch auch viel Ungleichheit ver- bergen/ die erſt bey gnauer Betrachtung in der Naͤhe entdecket wird. Die 1. Anmerckung. 115. Wenn man dieſe Regel recht anzubringen weiß/ ſo erhaͤlt man/ daß ſeine Wercke umb ſo viel mehr gefallen/ ie gnauer und laͤnger man ſie betrach- tet und darinnen ie laͤnger ie mehr Schoͤnheiten von verſtaͤndigen Anſchauern entdecket werden. Die 2. Anmerckung. 116. Jn dem Architrab/ wenn er nicht zierlich ſeyn ſol/ kan man wohl 2 Platten unmittelbahr uͤber ein- ander dulden/ weil derſelbe nach der Laͤnge gelegte Balcken vorſtellet (§. 100). Und iſt derſelbe unter dem Worte Geſimſe in unſerem Lehrſatze eigentlich nicht mitbegriefen/ als den wir nur auf das Fuß- Poſtement-Schaft- und Haupt-Geſimſe nebſt dem Capitaͤle erſtrecken. Der 15. Lehrſatz. 117. Der Wuͤrfel/ Schaft und Frieß ſollen an ihre Ober- und Unter-Plaͤtt- lein ab- und an-laufen/ das iſt/ durch ei- nen Qvadranten des Circuls AC mit ihnen verknuͤpft werden. Tab. II. Fig. 11. Beweiß. Der Baumeiſter ſol dem Anſehen der Staͤrcke nichts vergeben (§. 73. 16. 9). De- rowe- U 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/445>, abgerufen am 23.04.2024.