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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
als daß dasjenige/ welches in dem Lehrsatze von einem
Ofen erfordert worden/ der Absicht gemäß sey/ die
man bey demselben haben kan/ wenn man das Holtz
zu spahren sucht/ und allso nach den Regeln der Klug-
heit nichts überflüßiges thun wil. Unerachtet man
aber an Orten/ da das Holtz in der Menge ist/ nicht
viel nach dieser Absicht fragen dörfte; so hat es doch
mehr als zuviel Oerter in der Welt/ da man gar ger-
ne das Holtz spaaren würde/ wenn man nur Mittel
und Wege dazu wüste. Daß alles dasjenige möglich
sey/ was in dem Lehrsatze erfordret wird; haben wir
noch nicht beweisen wollen. Allein nachdem wir er-
kandt/ daß es dasjenige sey/ welches man bey einem
Ofen wünschen könte: so wird nun ferner nöthig seyn/
daß wir uns bekümmern/ ob und wie es zu erhalten
stehe.

Die 2. Anmerckung.

363. Unsere gemeine Kachel-Oefen haben diese
Vollkommenheit nicht/ die in dem Lehrsatze erfordert
wird. Denn in der Asche bleiben öfters viel Kohlen
zurücke/ und mit dem Rauche gehet der Ruß hinaus/
der sich in dem Schorsteine anhänget/ und fast wie
Schwefel brennet. Wenn man einheitzet/ gehet ei-
ne geraume Zeit hin/ ehe der Ofen warm wird/ und
noch mehr/ ehe die Wärme in das Zimmer kommet.
Mit dem Rauche gehet der gröste Theil der Wärme
zum Ofenloche heraus/ wie man empfindet/ wenn man
die Hand vor dasselbe hält. Und wenn bey dem Ofen
schon eine unerträgliche Hietze ist/ spühret man bey
den Fenstern sonderlich in groffen Zimmern noch gar
keine Wärme. Daher werden sie vor unvollkom-
men zu erklähren seyn/ wenn wir erwiesen haben/ daß
die in dem Lehrsatze prätendirte und vermöge des Be-
weises der Absicht gemässe Eigenschaften eines Ofens
nicht unmöglich sind.

Die
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der Bau-Kunſt.
als daß dasjenige/ welches in dem Lehrſatze von einem
Ofen erfordert worden/ der Abſicht gemaͤß ſey/ die
man bey demſelben haben kan/ wenn man das Holtz
zu ſpahren ſucht/ und allſo nach den Regeln der Klug-
heit nichts uͤberfluͤßiges thun wil. Unerachtet man
aber an Orten/ da das Holtz in der Menge iſt/ nicht
viel nach dieſer Abſicht fragen doͤrfte; ſo hat es doch
mehr als zuviel Oerter in der Welt/ da man gar ger-
ne das Holtz ſpaaren wuͤrde/ wenn man nur Mittel
und Wege dazu wuͤſte. Daß alles dasjenige moͤglich
ſey/ was in dem Lehrſatze erfordret wird; haben wir
noch nicht beweiſen wollen. Allein nachdem wir er-
kandt/ daß es dasjenige ſey/ welches man bey einem
Ofen wuͤnſchen koͤnte: ſo wird nun ferner noͤthig ſeyn/
daß wir uns bekuͤmmern/ ob und wie es zu erhalten
ſtehe.

Die 2. Anmerckung.

363. Unſere gemeine Kachel-Oefen haben dieſe
Vollkommenheit nicht/ die in dem Lehrſatze erfordert
wird. Denn in der Aſche bleiben oͤfters viel Kohlen
zuruͤcke/ und mit dem Rauche gehet der Ruß hinaus/
der ſich in dem Schorſteine anhaͤnget/ und faſt wie
Schwefel brennet. Wenn man einheitzet/ gehet ei-
ne geraume Zeit hin/ ehe der Ofen warm wird/ und
noch mehr/ ehe die Waͤrme in das Zimmer kommet.
Mit dem Rauche gehet der groͤſte Theil der Waͤrme
zum Ofenloche heraus/ wie man empfindet/ wenn man
die Hand vor daſſelbe haͤlt. Und wenn bey dem Ofen
ſchon eine unertraͤgliche Hietze iſt/ ſpuͤhret man bey
den Fenſtern ſonderlich in groffen Zimmern noch gar
keine Waͤrme. Daher werden ſie vor unvollkom-
men zu erklaͤhren ſeyn/ wenn wir erwieſen haben/ daß
die in dem Lehrſatze praͤtendirte und vermoͤge des Be-
weiſes der Abſicht gemaͤſſe Eigenſchaften eines Ofens
nicht unmoͤglich ſind.

Die
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[441/0573] der Bau-Kunſt. als daß dasjenige/ welches in dem Lehrſatze von einem Ofen erfordert worden/ der Abſicht gemaͤß ſey/ die man bey demſelben haben kan/ wenn man das Holtz zu ſpahren ſucht/ und allſo nach den Regeln der Klug- heit nichts uͤberfluͤßiges thun wil. Unerachtet man aber an Orten/ da das Holtz in der Menge iſt/ nicht viel nach dieſer Abſicht fragen doͤrfte; ſo hat es doch mehr als zuviel Oerter in der Welt/ da man gar ger- ne das Holtz ſpaaren wuͤrde/ wenn man nur Mittel und Wege dazu wuͤſte. Daß alles dasjenige moͤglich ſey/ was in dem Lehrſatze erfordret wird; haben wir noch nicht beweiſen wollen. Allein nachdem wir er- kandt/ daß es dasjenige ſey/ welches man bey einem Ofen wuͤnſchen koͤnte: ſo wird nun ferner noͤthig ſeyn/ daß wir uns bekuͤmmern/ ob und wie es zu erhalten ſtehe. Die 2. Anmerckung. 363. Unſere gemeine Kachel-Oefen haben dieſe Vollkommenheit nicht/ die in dem Lehrſatze erfordert wird. Denn in der Aſche bleiben oͤfters viel Kohlen zuruͤcke/ und mit dem Rauche gehet der Ruß hinaus/ der ſich in dem Schorſteine anhaͤnget/ und faſt wie Schwefel brennet. Wenn man einheitzet/ gehet ei- ne geraume Zeit hin/ ehe der Ofen warm wird/ und noch mehr/ ehe die Waͤrme in das Zimmer kommet. Mit dem Rauche gehet der groͤſte Theil der Waͤrme zum Ofenloche heraus/ wie man empfindet/ wenn man die Hand vor daſſelbe haͤlt. Und wenn bey dem Ofen ſchon eine unertraͤgliche Hietze iſt/ ſpuͤhret man bey den Fenſtern ſonderlich in groffen Zimmern noch gar keine Waͤrme. Daher werden ſie vor unvollkom- men zu erklaͤhren ſeyn/ wenn wir erwieſen haben/ daß die in dem Lehrſatze praͤtendirte und vermoͤge des Be- weiſes der Abſicht gemaͤſſe Eigenſchaften eines Ofens nicht unmoͤglich ſind. Die E e 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/573>, abgerufen am 28.03.2024.