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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
Weite der Sonne von der Erde TS fin-
den (§. 34 Trig.) W. Z. E.
Die 1. Anmerckung.

561. Man könte auch den Ort des Mondens aus
den Astronomischen Tabellen ausrenchnen; allein weil
dieselben in Kleinigkeiten noch trügen können/ und in
gegenwärtiger Sache die gantze Rechnung auf etwas
geringes ankommet; ist es besser/ daß man sie durch die
Sphärische Trigonometrie verrichtet.

Die 2. Anmerckung.

562. Es ist aber sehr schweer die Zeit gnau zu fin-
den/ da der Mond halb erleuchtet ist. Derowegen
heisset Ricciolus die Zeit mercken/ da man zweifelhaft
wird/ ob der Mond nicht schon die Helfte erleuchtet
ist/ und wiederumb da man anfängt gewiß zu werden/
er sey schon über die Helfte erleuchtet; die mittlere
Zeit aber für den Augenblick annehmen/ da er halb er-
leuchtet worden. Allein weil man es hier so leichte
versehen kan/ hat Cassini einen richtigeren Weg. er-
dacht/ der in den Leipziger-Actis 1685 p. 470 & seqq.
beschrieben stehet.

Die 3. Anmerckung.

563. Je gnauer man aber die Distantz der Sonne
zu suchen sich bemühet/ je grösser kommet sie heraus/
also daß die alten Astronomi alle dieselbe unstreitig
viel zu kleine ansetzen. Wendelinus hat durch die in ge-
genwärtiger Aufgabe beschriebene Art die parallaxin
der Sonne oder den Winnckel TSI 14 Secunden ge-
funden/ und Cassini auf seine Art nur 10 Secunden/
mit welchem Flammstädt übereinkommet/ da
ihn Ricciolus selbst noch 25' macht. Es ist aber nö-
thig/ daß die Methode des Cassini in etwas erklähret
werde/ welches ich in der folgenden Aufgabe thun
wil.

Die
Anfangs-Gruͤnde
Weite der Sonne von der Erde TS fin-
den (§. 34 Trig.) W. Z. E.
Die 1. Anmerckung.

561. Man koͤnte auch den Ort des Mondens aus
den Aſtronomiſchen Tabellen ausrẽchnen; allein weil
dieſelben in Kleinigkeiten noch truͤgen koͤnnen/ und in
gegenwaͤrtiger Sache die gantze Rechnung auf etwas
geringes ankommet; iſt es beſſer/ daß man ſie durch die
Sphaͤriſche Trigonometrie verrichtet.

Die 2. Anmerckung.

562. Es iſt aber ſehr ſchweer die Zeit gnau zu fin-
den/ da der Mond halb erleuchtet iſt. Derowegen
heiſſet Ricciolus die Zeit mercken/ da man zweifelhaft
wird/ ob der Mond nicht ſchon die Helfte erleuchtet
iſt/ und wiederumb da man anfaͤngt gewiß zu werden/
er ſey ſchon uͤber die Helfte erleuchtet; die mittlere
Zeit aber fuͤr den Augenblick annehmen/ da er halb er-
leuchtet worden. Allein weil man es hier ſo leichte
verſehen kan/ hat Caſſini einen richtigeren Weg. er-
dacht/ der in den Leipziger-Actis 1685 p. 470 & ſeqq.
beſchrieben ſtehet.

Die 3. Anmerckung.

563. Je gnauer man aber die Diſtantz der Sonne
zu ſuchen ſich bemuͤhet/ je groͤſſer kommet ſie heraus/
alſo daß die alten Aſtronomi alle dieſelbe unſtreitig
viel zu kleine anſetzen. Wendelinus hat durch die in ge-
genwaͤrtiger Aufgabe beſchriebene Art die parallaxin
der Sonne oder den Wiñckel TSI 14 Secunden ge-
funden/ und Casſini auf ſeine Art nur 10 Secunden/
mit welchem Flammſtaͤdt uͤbereinkommet/ da
ihn Ricciolus ſelbſt noch 25′ macht. Es iſt aber noͤ-
thig/ daß die Methode des Casſini in etwas erklaͤhret
werde/ welches ich in der folgenden Aufgabe thun
wil.

Die
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[422/0446] Anfangs-Gruͤnde Weite der Sonne von der Erde TS fin- den (§. 34 Trig.) W. Z. E. Die 1. Anmerckung. 561. Man koͤnte auch den Ort des Mondens aus den Aſtronomiſchen Tabellen ausrẽchnen; allein weil dieſelben in Kleinigkeiten noch truͤgen koͤnnen/ und in gegenwaͤrtiger Sache die gantze Rechnung auf etwas geringes ankommet; iſt es beſſer/ daß man ſie durch die Sphaͤriſche Trigonometrie verrichtet. Die 2. Anmerckung. 562. Es iſt aber ſehr ſchweer die Zeit gnau zu fin- den/ da der Mond halb erleuchtet iſt. Derowegen heiſſet Ricciolus die Zeit mercken/ da man zweifelhaft wird/ ob der Mond nicht ſchon die Helfte erleuchtet iſt/ und wiederumb da man anfaͤngt gewiß zu werden/ er ſey ſchon uͤber die Helfte erleuchtet; die mittlere Zeit aber fuͤr den Augenblick annehmen/ da er halb er- leuchtet worden. Allein weil man es hier ſo leichte verſehen kan/ hat Caſſini einen richtigeren Weg. er- dacht/ der in den Leipziger-Actis 1685 p. 470 & ſeqq. beſchrieben ſtehet. Die 3. Anmerckung. 563. Je gnauer man aber die Diſtantz der Sonne zu ſuchen ſich bemuͤhet/ je groͤſſer kommet ſie heraus/ alſo daß die alten Aſtronomi alle dieſelbe unſtreitig viel zu kleine anſetzen. Wendelinus hat durch die in ge- genwaͤrtiger Aufgabe beſchriebene Art die parallaxin der Sonne oder den Wiñckel TSI 14 Secunden ge- funden/ und Casſini auf ſeine Art nur 10 Secunden/ mit welchem Flammſtaͤdt uͤbereinkommet/ da ihn Ricciolus ſelbſt noch 25′ macht. Es iſt aber noͤ- thig/ daß die Methode des Casſini in etwas erklaͤhret werde/ welches ich in der folgenden Aufgabe thun wil. Die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/446>, abgerufen am 29.03.2024.