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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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der Optick.
Die 3. Anmerckung

35. Alle Veränderungen/ die in dem Auge vorge-
hen/ kan man auch in einem verfinsterten Zimmer
wahrnehmen/ wenn man durch ein geschlieffenes/ auf
einer Seite kugelrundtes/ auf der anderen aber ebenes/
oder auch auf beyden Seiten kugelrundtes Glaß (wel-
ches mit der Crystallinen Feuchtigkeit im Auge über-
ein kommet) das Licht hinein fallen lässet. Denn es
mahlen sich in einer gewiessen Weite von dem Glase
alle Sachen/ von denen Strahlen auf das Glaß fallen
können/ umbgekehret ab auf das allerdeutlichste mit
ihren natürlichen Farben und Bewegungen Und
werdet ihr auch hier wahrnehmen/ daß die Bilder
der nahen Sachen grösser sind/ als der weiten; daß
das weiße leinene Tuch oder die Wand/ darauf sich
das Bild abmahlen sol/ näher bey dem Glase seyn muß/
wenn die Sache weit weg ist/ als wenn sie nahe ist;
daß/ wenn das Glaß die Rundung einer grossen Ku-
gel hat/ die Wand weiter seyn muß/ und das Bild
größer wird/ als wenn es die Rundung einer kleinen
Kugel hat. Jhr habet nemlich die geschlieffenen rund-
ten Gläser nicht anders anzusehen/ als wann sie von
einer gläsernen Kugel abgeschniedten wären.

Die 5. Erfahrung.Tab. I.
Fig.
1.

36. Ein einiges Punct einer Sache A
kan an allen Orten b. c. d. e. f gesehen wer-
den/ wohin man aus ihm eine gerade Li-
nie ziehen kan.

Zusatz.

37. Allso wierfet jeder Punct einer jeden
Sache unzehlich viel Strahlen umb sich
aus.

Die 6. Erfahrung.

38. Leget den Spiegel an das Fenster/

und
B 3
der Optick.
Die 3. Anmerckung

35. Alle Veraͤnderungen/ die in dem Auge vorge-
hen/ kan man auch in einem verfinſterten Zimmer
wahrnehmen/ wenn man durch ein geſchlieffenes/ auf
einer Seite kugelrundtes/ auf der anderen aber ebenes/
oder auch auf beyden Seiten kugelrundtes Glaß (wel-
ches mit der Cryſtallinen Feuchtigkeit im Auge uͤber-
ein kommet) das Licht hinein fallen laͤſſet. Denn es
mahlen ſich in einer gewieſſen Weite von dem Glaſe
alle Sachen/ von denen Strahlen auf das Glaß fallen
koͤnnen/ umbgekehret ab auf das allerdeutlichſte mit
ihren natuͤrlichen Farben und Bewegungen Und
werdet ihr auch hier wahrnehmen/ daß die Bilder
der nahen Sachen groͤſſer ſind/ als der weiten; daß
das weiße leinene Tuch oder die Wand/ darauf ſich
das Bild abmahlen ſol/ naͤher bey dem Glaſe ſeyn muß/
wenn die Sache weit weg iſt/ als wenn ſie nahe iſt;
daß/ wenn das Glaß die Rundung einer groſſen Ku-
gel hat/ die Wand weiter ſeyn muß/ und das Bild
groͤßer wird/ als wenn es die Rundung einer kleinen
Kugel hat. Jhr habet nemlich die geſchlieffenen rund-
ten Glaͤſer nicht anders anzuſehen/ als wann ſie von
einer glaͤſernen Kugel abgeſchniedten waͤren.

Die 5. Erfahrung.Tab. I.
Fig.
1.

36. Ein einiges Punct einer Sache A
kan an allen Orten b. c. d. e. f geſehen wer-
den/ wohin man aus ihm eine gerade Li-
nie ziehen kan.

Zuſatz.

37. Allſo wierfet jeder Punct einer jeden
Sache unzehlich viel Strahlen umb ſich
aus.

Die 6. Erfahrung.

38. Leget den Spiegel an das Fenſter/

und
B 3
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[13/0021] der Optick. Die 3. Anmerckung 35. Alle Veraͤnderungen/ die in dem Auge vorge- hen/ kan man auch in einem verfinſterten Zimmer wahrnehmen/ wenn man durch ein geſchlieffenes/ auf einer Seite kugelrundtes/ auf der anderen aber ebenes/ oder auch auf beyden Seiten kugelrundtes Glaß (wel- ches mit der Cryſtallinen Feuchtigkeit im Auge uͤber- ein kommet) das Licht hinein fallen laͤſſet. Denn es mahlen ſich in einer gewieſſen Weite von dem Glaſe alle Sachen/ von denen Strahlen auf das Glaß fallen koͤnnen/ umbgekehret ab auf das allerdeutlichſte mit ihren natuͤrlichen Farben und Bewegungen Und werdet ihr auch hier wahrnehmen/ daß die Bilder der nahen Sachen groͤſſer ſind/ als der weiten; daß das weiße leinene Tuch oder die Wand/ darauf ſich das Bild abmahlen ſol/ naͤher bey dem Glaſe ſeyn muß/ wenn die Sache weit weg iſt/ als wenn ſie nahe iſt; daß/ wenn das Glaß die Rundung einer groſſen Ku- gel hat/ die Wand weiter ſeyn muß/ und das Bild groͤßer wird/ als wenn es die Rundung einer kleinen Kugel hat. Jhr habet nemlich die geſchlieffenen rund- ten Glaͤſer nicht anders anzuſehen/ als wann ſie von einer glaͤſernen Kugel abgeſchniedten waͤren. Die 5. Erfahrung. 36. Ein einiges Punct einer Sache A kan an allen Orten b. c. d. e. f geſehen wer- den/ wohin man aus ihm eine gerade Li- nie ziehen kan. Zuſatz. 37. Allſo wierfet jeder Punct einer jeden Sache unzehlich viel Strahlen umb ſich aus. Die 6. Erfahrung. 38. Leget den Spiegel an das Fenſter/ und B 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/21>, abgerufen am 28.03.2024.