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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
Monds stärcker ist als gegen ihr Ende/ ja
immer nach und nach abnimmet (§. 265).
Dergleichen flüßige Materie/ die unsere Er-
de umbgiebet/ ist die Luft (§. 23. 24 Aero-
metr. & §. 180 Astron.
) Derowegen ist
auch umb den Mond herumb Luft. Und
da wir befinden/ daß unsere Luft unten di-
cker/ oben dünner ist wegen ihrer Schweere
und Elastischen Kraft (§. 17. 23 Aerom.);
so schliessen wir auch billich/ daß die Monds-
Luft schweer und Elastisch sey: welches das
erste war.

Es ist aber die Monds-Luft nicht immer
gleich durchsichtig (§. 291. 292) verursachet
ein Zittern im Rande der Sonne (§. 265) und
verwandelt zuweilen die rundte Figur der
Sterne in eine Oval-Figur (§. 293). Da
nun dieses alles in unserer Luft geschiehet/
wenn viel Dünste in ihr anzutreffen (§. 266.
295); so ist kein Zweifel/ daß nicht auch die
Monds-Luft zu der Zeit mit vielen Dünsten
angefüllet sey/ wenn man dergleichen Din-
ge in ihr wahr nimmet: welches das andere
war.

Allein da die Luft zu anderer Zeit wieder-
umb reine ist (§. 294); so müssen die Aus-
dünstungen aus ihr wieder in den Mond her-
ab gestürtzt werden/ und allso fället entweder
ein Thau oder Schnee/ oder es regnet: wel-
ches das dritte war.

Der

Anfangs-Gruͤnde
Monds ſtaͤrcker iſt als gegen ihr Ende/ ja
immer nach und nach abnimmet (§. 265).
Dergleichen fluͤßige Materie/ die unſere Er-
de umbgiebet/ iſt die Luft (§. 23. 24 Aëro-
metr. & §. 180 Aſtron.
) Derowegen iſt
auch umb den Mond herumb Luft. Und
da wir befinden/ daß unſere Luft unten di-
cker/ oben duͤnner iſt wegen ihrer Schweere
und Elaſtiſchen Kraft (§. 17. 23 Aërom.);
ſo ſchlieſſen wir auch billich/ daß die Monds-
Luft ſchweer und Elaſtiſch ſey: welches das
erſte war.

Es iſt aber die Monds-Luft nicht immer
gleich durchſichtig (§. 291. 292) verurſachet
ein Zittern im Rande der Sonne (§. 265) und
verwandelt zuweilen die rundte Figur der
Sterne in eine Oval-Figur (§. 293). Da
nun dieſes alles in unſerer Luft geſchiehet/
wenn viel Duͤnſte in ihr anzutreffen (§. 266.
295); ſo iſt kein Zweifel/ daß nicht auch die
Monds-Luft zu der Zeit mit vielen Duͤnſten
angefuͤllet ſey/ wenn man dergleichen Din-
ge in ihr wahr nimmet: welches das andere
war.

Allein da die Luft zu anderer Zeit wieder-
umb reine iſt (§. 294); ſo muͤſſen die Aus-
duͤnſtungen aus ihr wieder in den Mond her-
ab geſtuͤrtzt werden/ und allſo faͤllet entweder
ein Thau oder Schnee/ oder es regnet: wel-
ches das dritte war.

Der
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[302/0326] Anfangs-Gruͤnde Monds ſtaͤrcker iſt als gegen ihr Ende/ ja immer nach und nach abnimmet (§. 265). Dergleichen fluͤßige Materie/ die unſere Er- de umbgiebet/ iſt die Luft (§. 23. 24 Aëro- metr. & §. 180 Aſtron.) Derowegen iſt auch umb den Mond herumb Luft. Und da wir befinden/ daß unſere Luft unten di- cker/ oben duͤnner iſt wegen ihrer Schweere und Elaſtiſchen Kraft (§. 17. 23 Aërom.); ſo ſchlieſſen wir auch billich/ daß die Monds- Luft ſchweer und Elaſtiſch ſey: welches das erſte war. Es iſt aber die Monds-Luft nicht immer gleich durchſichtig (§. 291. 292) verurſachet ein Zittern im Rande der Sonne (§. 265) und verwandelt zuweilen die rundte Figur der Sterne in eine Oval-Figur (§. 293). Da nun dieſes alles in unſerer Luft geſchiehet/ wenn viel Duͤnſte in ihr anzutreffen (§. 266. 295); ſo iſt kein Zweifel/ daß nicht auch die Monds-Luft zu der Zeit mit vielen Duͤnſten angefuͤllet ſey/ wenn man dergleichen Din- ge in ihr wahr nimmet: welches das andere war. Allein da die Luft zu anderer Zeit wieder- umb reine iſt (§. 294); ſo muͤſſen die Aus- duͤnſtungen aus ihr wieder in den Mond her- ab geſtuͤrtzt werden/ und allſo faͤllet entweder ein Thau oder Schnee/ oder es regnet: wel- ches das dritte war. Der

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/326>, abgerufen am 28.03.2024.