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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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der Dioptrick.
sius aber zu erst öffentlich gelehret (Dioptric. cap. 2.
§. 7. p. m.
88.) und wir unten in der Algebra ausfüh-
ren wollen Wenn die Refraction aus der Luft in
das Glaß geschiehet/ so verhält sich nach dem Herrn
Nevvton der Sinus des Inclinations Winckels zu
dem Sinu des gebrochenen Winckels wie 300 zu 193/
das ist/ bey nahe wie 14 zu 9. Geschiehet aber die
Refraction aus dem Glase in die Luft/ so ist dieselbe
wie 193 zu 300/ das ist/ bey nahe wie 9 zu 14. Vid.
Molyneux (Dioptricks part. 1. p. 4.)
weil aber eben
dieser Nevvton gefunden/ daß die Strahlen des Lich-
tes nicht alle auf einerley Art gebrochen werden (§.
63 Optic.); so ist solches Gesetze der Strahlen-
Brechung nur von dem mittleren Lichte zuverstehen/
welches nemlich zwieschen der grösten und keinesten
Refraction die mittlere leidet.

Die 2. Anmerckung.

6. Kepler suchte Anfangs die Proportion in
den Winckeln und befand/ daß/ wenn der Inclina-
tions-
Winckel unter 30 Graden war/ bey nahe der
Strahl gegen das Perpendicul umb 1/3 desselben ge-
brochen werde/ wenn er aus der Luft in das Glaß
fähret; hingegen umb die Helfte desselben von dem
Perpendicul/ wenn der Strahl aus dem Glase in die
Luft gehet: worinnen ihm die meisten gefolget.

Die 3. Anmerckung.

7. Sonst hat Nevvton in seiner Opticks (part.
3. prop. 10 p. m. 73)
angegeben/ die Proporti-
on der Sinuum des Inclinations-Winckels und des ge-
brochenen Winckels sey in der Luft wie 3851 zu
3850/ im Glase wie 31 zu 20/ im Regen-Wasser
wie 529 zu 396/ im hoch rectificirten Spiritu Vini
wie 100 zu 73/ im Baum-Oele wie 22 zu 15/ im
Diamante wie 100 zu 41.

Die

der Dioptrick.
ſius aber zu erſt oͤffentlich gelehret (Dioptric. cap. 2.
§. 7. p. m.
88.) und wir unten in der Algebra ausfuͤh-
ren wollen Wenn die Refraction aus der Luft in
das Glaß geſchiehet/ ſo verhaͤlt ſich nach dem Herrn
Nevvton der Sinus des Inclinations Winckels zu
dem Sinu des gebrochenen Winckels wie 300 zu 193/
das iſt/ bey nahe wie 14 zu 9. Geſchiehet aber die
Refraction aus dem Glaſe in die Luft/ ſo iſt dieſelbe
wie 193 zu 300/ das iſt/ bey nahe wie 9 zu 14. Vid.
Molyneux (Dioptricks part. 1. p. 4.)
weil aber eben
dieſer Nevvton gefunden/ daß die Strahlen des Lich-
tes nicht alle auf einerley Art gebrochen werden (§.
63 Optic.); ſo iſt ſolches Geſetze der Strahlen-
Brechung nur von dem mittleren Lichte zuverſtehen/
welches nemlich zwieſchen der groͤſten und keineſten
Refraction die mittlere leidet.

Die 2. Anmerckung.

6. Kepler ſuchte Anfangs die Proportion in
den Winckeln und befand/ daß/ wenn der Inclina-
tions-
Winckel unter 30 Graden war/ bey nahe der
Strahl gegen das Perpendicul umb ⅓ deſſelben ge-
brochen werde/ wenn er aus der Luft in das Glaß
faͤhret; hingegen umb die Helfte deſſelben von dem
Perpendicul/ wenn der Strahl aus dem Glaſe in die
Luft gehet: worinnen ihm die meiſten gefolget.

Die 3. Anmerckung.

7. Sonſt hat Nevvton in ſeiner Opticks (part.
3. prop. 10 p. m. 73)
angegeben/ die Proporti-
on der Sinuum des Inclinations-Winckels und des ge-
brochenen Winckels ſey in der Luft wie 3851 zu
3850/ im Glaſe wie 31 zu 20/ im Regen-Waſſer
wie 529 zu 396/ im hoch rectificirten Spiritu Vini
wie 100 zu 73/ im Baum-Oele wie 22 zu 15/ im
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[69/0081] der Dioptrick. ſius aber zu erſt oͤffentlich gelehret (Dioptric. cap. 2. §. 7. p. m. 88.) und wir unten in der Algebra ausfuͤh- ren wollen Wenn die Refraction aus der Luft in das Glaß geſchiehet/ ſo verhaͤlt ſich nach dem Herrn Nevvton der Sinus des Inclinations Winckels zu dem Sinu des gebrochenen Winckels wie 300 zu 193/ das iſt/ bey nahe wie 14 zu 9. Geſchiehet aber die Refraction aus dem Glaſe in die Luft/ ſo iſt dieſelbe wie 193 zu 300/ das iſt/ bey nahe wie 9 zu 14. Vid. Molyneux (Dioptricks part. 1. p. 4.) weil aber eben dieſer Nevvton gefunden/ daß die Strahlen des Lich- tes nicht alle auf einerley Art gebrochen werden (§. 63 Optic.); ſo iſt ſolches Geſetze der Strahlen- Brechung nur von dem mittleren Lichte zuverſtehen/ welches nemlich zwieſchen der groͤſten und keineſten Refraction die mittlere leidet. Die 2. Anmerckung. 6. Kepler ſuchte Anfangs die Proportion in den Winckeln und befand/ daß/ wenn der Inclina- tions-Winckel unter 30 Graden war/ bey nahe der Strahl gegen das Perpendicul umb ⅓ deſſelben ge- brochen werde/ wenn er aus der Luft in das Glaß faͤhret; hingegen umb die Helfte deſſelben von dem Perpendicul/ wenn der Strahl aus dem Glaſe in die Luft gehet: worinnen ihm die meiſten gefolget. Die 3. Anmerckung. 7. Sonſt hat Nevvton in ſeiner Opticks (part. 3. prop. 10 p. m. 73) angegeben/ die Proporti- on der Sinuum des Inclinations-Winckels und des ge- brochenen Winckels ſey in der Luft wie 3851 zu 3850/ im Glaſe wie 31 zu 20/ im Regen-Waſſer wie 529 zu 396/ im hoch rectificirten Spiritu Vini wie 100 zu 73/ im Baum-Oele wie 22 zu 15/ im Diamante wie 100 zu 41. Die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/81>, abgerufen am 28.03.2024.