Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

der Dioptrick.
des Objectiv-Glases zustehen kommet; so
werdet ihr weit entlegene Sachen dadurch
in der Nähe und vergrössert sehen können:
welches man verlangete.

Beweiß.

Die Strahlen des Lichtes/ welche auf das
Objectiv-Glaß fallen/ werden von demsel-
ben dergestalt gebrochen/ daß sie in der Wei-
te entweder des Diameters oder halben
Diameters ihrer erhabenen Fläche wieder
in einem Puncte zu sammen kommen wür-
den/ wenn sie von einem ausgangen sind/ wo
ihr nicht durch ein anderes Glaß solches hin-
dertet (§. 14. 25). Da ihr nun/ ehe diese
Vereinigung geschiehet/ ein Hohl-Glaß dar-
zwieschen setzet; so fallen die Strahlen/ die
von einem Puncte herkommen in dasselbe so
viel schiefer ein/ je weiter das Objectiv-Glaß
weg ist/ das ist/ je von einer grösseren Kugel-
Fläche seine Rundung ist. Derowegen
werden sie in dem Durchgange durch das
Hohl-Glaß umb so viel weiter aus einander
gebracht/ je kleiner der Diameter der Höh-
lung ist (§. 35) und fallen nicht anders in das
Auge als wenn sie von einer grossen in der
Nähe gelegenen Sache herkämen: fol-
gends müssen sie auch die Sache im Auge als
groß und nahe gelegen abbilden. Solcher
gestalt sehet ihr durch dieses Fern-Glaß die

weit

der Dioptrick.
des Objectiv-Glaſes zuſtehen kommet; ſo
werdet ihr weit entlegene Sachen dadurch
in der Naͤhe und vergroͤſſert ſehen koͤnnen:
welches man verlangete.

Beweiß.

Die Strahlen des Lichtes/ welche auf das
Objectiv-Glaß fallen/ werden von demſel-
ben dergeſtalt gebrochen/ daß ſie in der Wei-
te entweder des Diameters oder halben
Diameters ihrer erhabenen Flaͤche wieder
in einem Puncte zu ſammen kommen wuͤr-
den/ wenn ſie von einem ausgangen ſind/ wo
ihr nicht durch ein anderes Glaß ſolches hin-
dertet (§. 14. 25). Da ihr nun/ ehe dieſe
Vereinigung geſchiehet/ ein Hohl-Glaß dar-
zwieſchen ſetzet; ſo fallen die Strahlen/ die
von einem Puncte herkommen in daſſelbe ſo
viel ſchiefer ein/ je weiter das Objectiv-Glaß
weg iſt/ das iſt/ je von einer groͤſſeren Kugel-
Flaͤche ſeine Rundung iſt. Derowegen
werden ſie in dem Durchgange durch das
Hohl-Glaß umb ſo viel weiter aus einander
gebracht/ je kleiner der Diameter der Hoͤh-
lung iſt (§. 35) und fallen nicht anders in das
Auge als wenn ſie von einer groſſen in der
Naͤhe gelegenen Sache herkaͤmen: fol-
gends muͤſſen ſie auch die Sache im Auge als
groß und nahe gelegen abbilden. Solcher
geſtalt ſehet ihr durch dieſes Fern-Glaß die

weit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0099" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Dioptrick.</hi></fw><lb/>
des Objectiv-Gla&#x017F;es zu&#x017F;tehen kommet; &#x017F;o<lb/>
werdet ihr weit entlegene Sachen dadurch<lb/>
in der Na&#x0364;he und vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen:<lb/>
welches man verlangete.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
              <p>Die Strahlen des Lichtes/ welche auf das<lb/>
Objectiv-Glaß fallen/ werden von dem&#x017F;el-<lb/>
ben derge&#x017F;talt gebrochen/ daß &#x017F;ie in der Wei-<lb/>
te entweder des Diameters oder halben<lb/>
Diameters ihrer erhabenen Fla&#x0364;che wieder<lb/>
in einem Puncte zu &#x017F;ammen kommen wu&#x0364;r-<lb/>
den/ wenn &#x017F;ie von einem ausgangen &#x017F;ind/ wo<lb/>
ihr nicht durch ein anderes Glaß &#x017F;olches hin-<lb/>
dertet (§. 14. 25). Da ihr nun/ ehe die&#x017F;e<lb/>
Vereinigung ge&#x017F;chiehet/ ein Hohl-Glaß dar-<lb/>
zwie&#x017F;chen &#x017F;etzet; &#x017F;o fallen die Strahlen/ die<lb/>
von einem Puncte herkommen in da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;o<lb/>
viel &#x017F;chiefer ein/ je weiter das Objectiv-Glaß<lb/>
weg i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/ je von einer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Kugel-<lb/>
Fla&#x0364;che &#x017F;eine Rundung i&#x017F;t. Derowegen<lb/>
werden &#x017F;ie in dem Durchgange durch das<lb/>
Hohl-Glaß umb &#x017F;o viel weiter aus einander<lb/>
gebracht/ je kleiner der Diameter der Ho&#x0364;h-<lb/>
lung i&#x017F;t (§. 35) und fallen nicht anders in das<lb/>
Auge als wenn &#x017F;ie von einer gro&#x017F;&#x017F;en in der<lb/>
Na&#x0364;he gelegenen Sache herka&#x0364;men: fol-<lb/>
gends mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch die Sache im Auge als<lb/>
groß und nahe gelegen abbilden. Solcher<lb/>
ge&#x017F;talt &#x017F;ehet ihr durch die&#x017F;es Fern-Glaß die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weit</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] der Dioptrick. des Objectiv-Glaſes zuſtehen kommet; ſo werdet ihr weit entlegene Sachen dadurch in der Naͤhe und vergroͤſſert ſehen koͤnnen: welches man verlangete. Beweiß. Die Strahlen des Lichtes/ welche auf das Objectiv-Glaß fallen/ werden von demſel- ben dergeſtalt gebrochen/ daß ſie in der Wei- te entweder des Diameters oder halben Diameters ihrer erhabenen Flaͤche wieder in einem Puncte zu ſammen kommen wuͤr- den/ wenn ſie von einem ausgangen ſind/ wo ihr nicht durch ein anderes Glaß ſolches hin- dertet (§. 14. 25). Da ihr nun/ ehe dieſe Vereinigung geſchiehet/ ein Hohl-Glaß dar- zwieſchen ſetzet; ſo fallen die Strahlen/ die von einem Puncte herkommen in daſſelbe ſo viel ſchiefer ein/ je weiter das Objectiv-Glaß weg iſt/ das iſt/ je von einer groͤſſeren Kugel- Flaͤche ſeine Rundung iſt. Derowegen werden ſie in dem Durchgange durch das Hohl-Glaß umb ſo viel weiter aus einander gebracht/ je kleiner der Diameter der Hoͤh- lung iſt (§. 35) und fallen nicht anders in das Auge als wenn ſie von einer groſſen in der Naͤhe gelegenen Sache herkaͤmen: fol- gends muͤſſen ſie auch die Sache im Auge als groß und nahe gelegen abbilden. Solcher geſtalt ſehet ihr durch dieſes Fern-Glaß die weit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/99
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/99>, abgerufen am 19.04.2024.