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Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764.

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4. Kap. Von der Eintstehungsart
bey sich die Entstehungsart derselben am deutlich-
sten sehen läst. Jch habe mich eben dieser Theile
schon in dem vorhergehenden zur Erklärung der
Gefäße und der Bläschen bedient, und daher die
ganze Beobachtung schon eben daselbst beschrie-
ben. Jch wiederhole also aus derselben jetzo nur
dieses, daß die Saamenkapsel sowohl als der Saa-
men in ihren ersten Anfängen sich unter der Ge-
stalt kleiner runder Tropfen zeigen, die aus einer
halbflüßigen klebrichten und durchsichtigen Ma-
terie bestehen, welche sich wie alle klebrichte halb-
flüßige Materien thun, in ordentliche Faden
auseinander ziehen lassen. Kein einziger voll-
kommner organischer Theil einer Pflanze hat diese
Eigenschaft; man nehme welchen man wolle, so
wird sich ein jeder zerbrechen oder zerdrücken las-
sen, und wird elastisch seyn. Dieses Auseinan-
derziehen aber ist die Eigenschaft der vegetabili-
schen und animalischen Säfte, die noch nicht in
einen vollkommnen organischen Theil übergegan-
gen sind. Nun sage ich also, man soll diese
aus einem etwas zähen und klebrichten Safte be-
stehende Tropfen auch für weiter nichts als für sol-
che Tropfen halten; so wird wegen der Entste-
hungsart dieser Theile kein Zweifel mehr übrig
seyn.

§. 48.
Erklärung
der Entste-
hungsart die-
ser Theile

Es ist bey den Pflanzen so wohl
als bey den Thieren etwas sehr gemei-
nes, daß Säfte, die in den Gefäs-
sen, oder in den Zellen derselben ent-

hal-

4. Kap. Von der Eintſtehungsart
bey ſich die Entſtehungsart derſelben am deutlich-
ſten ſehen laͤſt. Jch habe mich eben dieſer Theile
ſchon in dem vorhergehenden zur Erklaͤrung der
Gefaͤße und der Blaͤschen bedient, und daher die
ganze Beobachtung ſchon eben daſelbſt beſchrie-
ben. Jch wiederhole alſo aus derſelben jetzo nur
dieſes, daß die Saamenkapſel ſowohl als der Saa-
men in ihren erſten Anfaͤngen ſich unter der Ge-
ſtalt kleiner runder Tropfen zeigen, die aus einer
halbfluͤßigen klebrichten und durchſichtigen Ma-
terie beſtehen, welche ſich wie alle klebrichte halb-
fluͤßige Materien thun, in ordentliche Faden
auseinander ziehen laſſen. Kein einziger voll-
kommner organiſcher Theil einer Pflanze hat dieſe
Eigenſchaft; man nehme welchen man wolle, ſo
wird ſich ein jeder zerbrechen oder zerdruͤcken laſ-
ſen, und wird elaſtiſch ſeyn. Dieſes Auseinan-
derziehen aber iſt die Eigenſchaft der vegetabili-
ſchen und animaliſchen Saͤfte, die noch nicht in
einen vollkommnen organiſchen Theil uͤbergegan-
gen ſind. Nun ſage ich alſo, man ſoll dieſe
aus einem etwas zaͤhen und klebrichten Safte be-
ſtehende Tropfen auch fuͤr weiter nichts als fuͤr ſol-
che Tropfen halten; ſo wird wegen der Entſte-
hungsart dieſer Theile kein Zweifel mehr uͤbrig
ſeyn.

§. 48.
Erklärung
der Entſte-
hungsart die-
ſer Theile

Es iſt bey den Pflanzen ſo wohl
als bey den Thieren etwas ſehr gemei-
nes, daß Saͤfte, die in den Gefaͤſ-
ſen, oder in den Zellen derſelben ent-

hal-
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[188/0210] 4. Kap. Von der Eintſtehungsart bey ſich die Entſtehungsart derſelben am deutlich- ſten ſehen laͤſt. Jch habe mich eben dieſer Theile ſchon in dem vorhergehenden zur Erklaͤrung der Gefaͤße und der Blaͤschen bedient, und daher die ganze Beobachtung ſchon eben daſelbſt beſchrie- ben. Jch wiederhole alſo aus derſelben jetzo nur dieſes, daß die Saamenkapſel ſowohl als der Saa- men in ihren erſten Anfaͤngen ſich unter der Ge- ſtalt kleiner runder Tropfen zeigen, die aus einer halbfluͤßigen klebrichten und durchſichtigen Ma- terie beſtehen, welche ſich wie alle klebrichte halb- fluͤßige Materien thun, in ordentliche Faden auseinander ziehen laſſen. Kein einziger voll- kommner organiſcher Theil einer Pflanze hat dieſe Eigenſchaft; man nehme welchen man wolle, ſo wird ſich ein jeder zerbrechen oder zerdruͤcken laſ- ſen, und wird elaſtiſch ſeyn. Dieſes Auseinan- derziehen aber iſt die Eigenſchaft der vegetabili- ſchen und animaliſchen Saͤfte, die noch nicht in einen vollkommnen organiſchen Theil uͤbergegan- gen ſind. Nun ſage ich alſo, man ſoll dieſe aus einem etwas zaͤhen und klebrichten Safte be- ſtehende Tropfen auch fuͤr weiter nichts als fuͤr ſol- che Tropfen halten; ſo wird wegen der Entſte- hungsart dieſer Theile kein Zweifel mehr uͤbrig ſeyn. §. 48. Es iſt bey den Pflanzen ſo wohl als bey den Thieren etwas ſehr gemei- nes, daß Saͤfte, die in den Gefaͤſ- ſen, oder in den Zellen derſelben ent- hal-

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Zitationshilfe: Wolff, Caspar Friedrich: Theorie von der Generation. Berlin, 1764, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_theorie_1764/210>, abgerufen am 28.03.2024.