Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

des Menschen gegen andere.
walt anwendet. Auf diese Weise wird,
was im Kriege erlaubt ist, von dem unterschie-
den, was nicht erlaubt ist.

Das sechste Hauptstück.

Von den Pflichten gegen GOtt.

§. 160.

Es ist gewiß, daß nicht allein die natür-Von den
freyen
Hand-
lungen,
die durch
Bewe-
gungs-
gründe,
die von
den gött-
lichen Ei-
genschaf-
ten her-
genom-
men sind,
bestimmt
werden
sollen.

lichen Handlungen des Menschen, son-
dern auch alle übrigen Dinge in der
Welt also bestimmt werden, daß man daraus
schliessen kann, was vor Eigenschafften GOtt
zukommen. Da nun die freyen Handlungen
auf eben diese Weise, wie die natürlichen, be-
stimmt werden sollen (§. 43.), und diese Hand-
lungen von dem Willen des Menschen herrüh-
ren, der durch Bewegungsgründe bestimmt
werden muß (§. 1. & cit.); so muß auch
der Mensch alle seine Handlungen
durch Bewegungsgründe, die von
den Eigenschaften GOttes hergenom-
men werden, bestimmen.
Und daraus
verstehet man, wie die Vollkommenheit des
Menschen darinnen bestehet, daß er geschickt
ist GOtt vorzustellen, als ein Spiegel der gött-
lichen Vollkommenheiten (§. 112.); folglich
enthält die natürliche Verbindlichkeit,
unsere freye Handlungen dergestalt
einzurichten, daß unsere Vollkommen-
heit dadurch befördert wird, zugleich

die
G 3

des Menſchen gegen andere.
walt anwendet. Auf dieſe Weiſe wird,
was im Kriege erlaubt iſt, von dem unterſchie-
den, was nicht erlaubt iſt.

Das ſechſte Hauptſtuͤck.

Von den Pflichten gegen GOtt.

§. 160.

Es iſt gewiß, daß nicht allein die natuͤr-Von den
freyen
Hand-
lungen,
die durch
Bewe-
gungs-
gruͤnde,
die von
den goͤtt-
lichen Ei-
genſchaf-
ten her-
genom-
men ſind,
beſtimmt
werden
ſollen.

lichen Handlungen des Menſchen, ſon-
dern auch alle uͤbrigen Dinge in der
Welt alſo beſtimmt werden, daß man daraus
ſchlieſſen kann, was vor Eigenſchafften GOtt
zukommen. Da nun die freyen Handlungen
auf eben dieſe Weiſe, wie die natuͤrlichen, be-
ſtimmt werden ſollen (§. 43.), und dieſe Hand-
lungen von dem Willen des Menſchen herruͤh-
ren, der durch Bewegungsgruͤnde beſtimmt
werden muß (§. 1. & cit.); ſo muß auch
der Menſch alle ſeine Handlungen
durch Bewegungsgruͤnde, die von
den Eigenſchaften GOttes hergenom-
men werden, beſtimmen.
Und daraus
verſtehet man, wie die Vollkommenheit des
Menſchen darinnen beſtehet, daß er geſchickt
iſt GOtt vorzuſtellen, als ein Spiegel der goͤtt-
lichen Vollkommenheiten (§. 112.); folglich
enthaͤlt die natuͤrliche Verbindlichkeit,
unſere freye Handlungen dergeſtalt
einzurichten, daß unſere Vollkommen-
heit dadurch befoͤrdert wird, zugleich

die
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0137" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Men&#x017F;chen gegen andere.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">walt anwendet.</hi> Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e wird,<lb/>
was im Kriege erlaubt i&#x017F;t, von dem unter&#x017F;chie-<lb/>
den, was nicht erlaubt i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das &#x017F;ech&#x017F;te Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#fr">Von den Pflichten gegen GOtt.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 160.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t gewiß, daß nicht allein die natu&#x0364;r-<note place="right">Von den<lb/>
freyen<lb/>
Hand-<lb/>
lungen,<lb/>
die durch<lb/>
Bewe-<lb/>
gungs-<lb/>
gru&#x0364;nde,<lb/>
die von<lb/>
den go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaf-<lb/>
ten her-<lb/>
genom-<lb/>
men &#x017F;ind,<lb/>
be&#x017F;timmt<lb/>
werden<lb/>
&#x017F;ollen.</note><lb/>
lichen Handlungen des Men&#x017F;chen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch alle u&#x0364;brigen Dinge in der<lb/>
Welt al&#x017F;o be&#x017F;timmt werden, daß man daraus<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en kann, was vor Eigen&#x017F;chafften GOtt<lb/>
zukommen. Da nun die freyen Handlungen<lb/>
auf eben die&#x017F;e Wei&#x017F;e, wie die natu&#x0364;rlichen, be-<lb/>
&#x017F;timmt werden &#x017F;ollen (§. 43.), und die&#x017F;e Hand-<lb/>
lungen von dem Willen des Men&#x017F;chen herru&#x0364;h-<lb/>
ren, der durch Bewegungsgru&#x0364;nde be&#x017F;timmt<lb/>
werden muß (§. 1. <hi rendition="#aq">&amp; cit.</hi>); &#x017F;o <hi rendition="#fr">muß</hi> auch<lb/><hi rendition="#fr">der Men&#x017F;ch alle &#x017F;eine Handlungen<lb/>
durch Bewegungsgru&#x0364;nde, die von<lb/>
den Eigen&#x017F;chaften GOttes hergenom-<lb/>
men werden, be&#x017F;timmen.</hi> Und daraus<lb/>
ver&#x017F;tehet man, wie die Vollkommenheit des<lb/>
Men&#x017F;chen darinnen be&#x017F;tehet, daß er ge&#x017F;chickt<lb/>
i&#x017F;t GOtt vorzu&#x017F;tellen, als ein Spiegel der go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Vollkommenheiten (§. 112.); folglich<lb/><hi rendition="#fr">entha&#x0364;lt die natu&#x0364;rliche Verbindlichkeit,<lb/>
un&#x017F;ere freye Handlungen derge&#x017F;talt<lb/>
einzurichten, daß un&#x017F;ere Vollkommen-<lb/>
heit dadurch befo&#x0364;rdert wird, zugleich</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">die</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0137] des Menſchen gegen andere. walt anwendet. Auf dieſe Weiſe wird, was im Kriege erlaubt iſt, von dem unterſchie- den, was nicht erlaubt iſt. Das ſechſte Hauptſtuͤck. Von den Pflichten gegen GOtt. §. 160. Es iſt gewiß, daß nicht allein die natuͤr- lichen Handlungen des Menſchen, ſon- dern auch alle uͤbrigen Dinge in der Welt alſo beſtimmt werden, daß man daraus ſchlieſſen kann, was vor Eigenſchafften GOtt zukommen. Da nun die freyen Handlungen auf eben dieſe Weiſe, wie die natuͤrlichen, be- ſtimmt werden ſollen (§. 43.), und dieſe Hand- lungen von dem Willen des Menſchen herruͤh- ren, der durch Bewegungsgruͤnde beſtimmt werden muß (§. 1. & cit.); ſo muß auch der Menſch alle ſeine Handlungen durch Bewegungsgruͤnde, die von den Eigenſchaften GOttes hergenom- men werden, beſtimmen. Und daraus verſtehet man, wie die Vollkommenheit des Menſchen darinnen beſtehet, daß er geſchickt iſt GOtt vorzuſtellen, als ein Spiegel der goͤtt- lichen Vollkommenheiten (§. 112.); folglich enthaͤlt die natuͤrliche Verbindlichkeit, unſere freye Handlungen dergeſtalt einzurichten, daß unſere Vollkommen- heit dadurch befoͤrdert wird, zugleich die Von den freyen Hand- lungen, die durch Bewe- gungs- gruͤnde, die von den goͤtt- lichen Ei- genſchaf- ten her- genom- men ſind, beſtimmt werden ſollen. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/137
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/137>, abgerufen am 19.04.2024.