Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

I. Th. 6. H. Von den Pflichten
stel Paulus unterscheidet diese Arten 1 Tim.
II, 2. da er das Beten, in Bitte, Gebet
Dancksagung und Fürbitte eintheilet.

§. 176.
Von den
Liedern
oder Ge-
sängen.

Weil ein Lied, oder Gesang (hymnus)
ein Gedicht ist, welches zum Lobe Gottes auf-
gesetzt ist, ein jedes Gebet aber ein Lob Gottes
in fich enthält (§. 175. 125.); folglich Beten
und Singen einerley Materie hat; über die-
ses bekannt ist, daß Gedichte nicht allein an
und vor sich geschickter sind, die Aufmerck-
samkeit zu erwecken und zu erhalten, die Ge-
müthsbewegungen zu erregen, und dasjenige,
wovon sie handeln, in das Gedächtniß leichter
und fester zu fassen; sondern auch, wenn der
Gesang dazu kömmt, alles dieses so wohl bey
andern, als auch bey uns selbst leichter erhal-
ten wird; so sind wir von Natur ver-
bunden zum Lobe Gottes Lieder zu
machen und sie zu singen.

§. 177.
Wie man
die Pflich-
ten gegen
Gott
ausüben
soll.

Eine jede richtge Handlung erfordert den
übereinstimmenden Gebrauch aller Kräfte (§.
16.). Da wir nun verbunden sind recht zu
handeln (§. 52.); so müssen wir auch die
Pflichten gegen Gott mit einem über-
einstimmenden Gebrauch aller Kräfte
ausüben; folglich müssen jederzeit die
äussern und innern Handlungen mit
einander verbunden werden.

§. 178.

I. Th. 6. H. Von den Pflichten
ſtel Paulus unterſcheidet dieſe Arten 1 Tim.
II, 2. da er das Beten, in Bitte, Gebet
Danckſagung und Fuͤrbitte eintheilet.

§. 176.
Von den
Liedern
oder Ge-
ſaͤngen.

Weil ein Lied, oder Geſang (hymnus)
ein Gedicht iſt, welches zum Lobe Gottes auf-
geſetzt iſt, ein jedes Gebet aber ein Lob Gottes
in fich enthaͤlt (§. 175. 125.); folglich Beten
und Singen einerley Materie hat; uͤber die-
ſes bekannt iſt, daß Gedichte nicht allein an
und vor ſich geſchickter ſind, die Aufmerck-
ſamkeit zu erwecken und zu erhalten, die Ge-
muͤthsbewegungen zu erregen, und dasjenige,
wovon ſie handeln, in das Gedaͤchtniß leichter
und feſter zu faſſen; ſondern auch, wenn der
Geſang dazu koͤmmt, alles dieſes ſo wohl bey
andern, als auch bey uns ſelbſt leichter erhal-
ten wird; ſo ſind wir von Natur ver-
bunden zum Lobe Gottes Lieder zu
machen und ſie zu ſingen.

§. 177.
Wie man
die Pflich-
ten gegen
Gott
ausuͤben
ſoll.

Eine jede richtge Handlung erfordert den
uͤbereinſtimmenden Gebrauch aller Kraͤfte (§.
16.). Da wir nun verbunden ſind recht zu
handeln (§. 52.); ſo muͤſſen wir auch die
Pflichten gegen Gott mit einem uͤber-
einſtimmenden Gebrauch aller Kraͤfte
ausuͤben; folglich muͤſſen jederzeit die
aͤuſſern und innern Handlungen mit
einander verbunden werden.

§. 178.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0148" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 6. H. Von den Pflichten</hi></fw><lb/>
&#x017F;tel Paulus unter&#x017F;cheidet die&#x017F;e Arten 1 Tim.<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 2. da er das Beten, in <hi rendition="#fr">Bitte, Gebet<lb/>
Danck&#x017F;agung und Fu&#x0364;rbitte</hi> eintheilet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 176.</head><lb/>
              <note place="left">Von den<lb/>
Liedern<lb/>
oder Ge-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ngen.</note>
              <p>Weil ein <hi rendition="#fr">Lied,</hi> oder <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ang</hi> <hi rendition="#aq">(hymnus)</hi><lb/>
ein Gedicht i&#x017F;t, welches zum Lobe Gottes auf-<lb/>
ge&#x017F;etzt i&#x017F;t, ein jedes Gebet aber ein Lob Gottes<lb/>
in fich entha&#x0364;lt (§. 175. 125.); folglich Beten<lb/>
und Singen einerley Materie hat; u&#x0364;ber die-<lb/>
&#x017F;es bekannt i&#x017F;t, daß Gedichte nicht allein an<lb/>
und vor &#x017F;ich ge&#x017F;chickter &#x017F;ind, die Aufmerck-<lb/>
&#x017F;amkeit zu erwecken und zu erhalten, die Ge-<lb/>
mu&#x0364;thsbewegungen zu erregen, und dasjenige,<lb/>
wovon &#x017F;ie handeln, in das Geda&#x0364;chtniß leichter<lb/>
und fe&#x017F;ter zu fa&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;ondern auch, wenn der<lb/>
Ge&#x017F;ang dazu ko&#x0364;mmt, alles die&#x017F;es &#x017F;o wohl bey<lb/>
andern, als auch bey uns &#x017F;elb&#x017F;t leichter erhal-<lb/>
ten wird; &#x017F;o <hi rendition="#fr">&#x017F;ind wir von Natur ver-<lb/>
bunden zum Lobe Gottes Lieder zu<lb/>
machen und &#x017F;ie zu &#x017F;ingen.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 177.</head><lb/>
              <note place="left">Wie man<lb/>
die Pflich-<lb/>
ten gegen<lb/>
Gott<lb/>
ausu&#x0364;ben<lb/>
&#x017F;oll.</note>
              <p>Eine jede richtge Handlung erfordert den<lb/>
u&#x0364;berein&#x017F;timmenden Gebrauch aller Kra&#x0364;fte (§.<lb/>
16.). Da wir nun verbunden &#x017F;ind recht zu<lb/>
handeln (§. 52.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir</hi> auch <hi rendition="#fr">die<lb/>
Pflichten gegen Gott mit einem u&#x0364;ber-<lb/>
ein&#x017F;timmenden Gebrauch aller Kra&#x0364;fte<lb/>
ausu&#x0364;ben;</hi> folglich <hi rendition="#fr">mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en jederzeit die<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern und innern Handlungen mit<lb/>
einander verbunden werden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 178.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0148] I. Th. 6. H. Von den Pflichten ſtel Paulus unterſcheidet dieſe Arten 1 Tim. II, 2. da er das Beten, in Bitte, Gebet Danckſagung und Fuͤrbitte eintheilet. §. 176. Weil ein Lied, oder Geſang (hymnus) ein Gedicht iſt, welches zum Lobe Gottes auf- geſetzt iſt, ein jedes Gebet aber ein Lob Gottes in fich enthaͤlt (§. 175. 125.); folglich Beten und Singen einerley Materie hat; uͤber die- ſes bekannt iſt, daß Gedichte nicht allein an und vor ſich geſchickter ſind, die Aufmerck- ſamkeit zu erwecken und zu erhalten, die Ge- muͤthsbewegungen zu erregen, und dasjenige, wovon ſie handeln, in das Gedaͤchtniß leichter und feſter zu faſſen; ſondern auch, wenn der Geſang dazu koͤmmt, alles dieſes ſo wohl bey andern, als auch bey uns ſelbſt leichter erhal- ten wird; ſo ſind wir von Natur ver- bunden zum Lobe Gottes Lieder zu machen und ſie zu ſingen. §. 177. Eine jede richtge Handlung erfordert den uͤbereinſtimmenden Gebrauch aller Kraͤfte (§. 16.). Da wir nun verbunden ſind recht zu handeln (§. 52.); ſo muͤſſen wir auch die Pflichten gegen Gott mit einem uͤber- einſtimmenden Gebrauch aller Kraͤfte ausuͤben; folglich muͤſſen jederzeit die aͤuſſern und innern Handlungen mit einander verbunden werden. §. 178.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/148
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/148>, abgerufen am 19.04.2024.