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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 2. H. Vom ursprüngl. Erlangung
gehören, als die Kälber dem Eigenthums-
herrn der Kühe, die Lämmer dem Eigen-
thumsherrn der Schafe. Eben dieses gilt
von den Eyern des Federviehes, und von den
Küchelchen, die ausgebrütet worden. Und es
hindert nichts, daß von meinem Viehe dei-
nes trächtig worden.

§. 234.
Wie die
erhal-
tenen
Früchte
zu be-
trachten
sind.

Da erhaltene, oder gehobene Früch-
te
nicht mehr ein Theil der Sache sind, aus
welcher sie hervorgekommen, als die von ihr
nun abgesondert sind (§. 224.), und dem Ei-
genthumsherrn einen besondern Nutzen ver-
schaffen; so werden sie alsdann vor sich
als eigenthümliche Sachen angesehen.

§. 235.
Von der
Vermi-
schung u.
Vermen-
gung.

Wenn zweyen, oder mehreren Eigenthums-
herren zugehörige, flüßige oder eingeschmoltzene
Materien mit einander vermischt werden, daß
dadurch eine vermischte Maße wird, so
nennt man es eine Vermischung (confu-
sionem).
Eine Vermengung (commix-
tio)
aber heist, wenn trockene und feste Kör-
per also unter einander gemengt werden, daß,
was dem einen zugehört, zwar von dem un-
terschieden verbleibet, was dem andern zuge-
hört, jedoch alles zusammen nur ein Gantzes
ausmachet. Da man niemanden wieder sei-
nen Willen das Eigenthum von einer Sache
nehmen kann (§. 195.); so ist, wenn
das mit einander Vermischte, oder un-
tereinander Vermengte nicht von ein-

ander

II. Th. 2. H. Vom urſpruͤngl. Erlangung
gehoͤren, als die Kaͤlber dem Eigenthums-
herrn der Kuͤhe, die Laͤmmer dem Eigen-
thumsherrn der Schafe. Eben dieſes gilt
von den Eyern des Federviehes, und von den
Kuͤchelchen, die ausgebruͤtet worden. Und es
hindert nichts, daß von meinem Viehe dei-
nes traͤchtig worden.

§. 234.
Wie die
erhal-
tenen
Fruͤchte
zu be-
trachten
ſind.

Da erhaltene, oder gehobene Fruͤch-
te
nicht mehr ein Theil der Sache ſind, aus
welcher ſie hervorgekommen, als die von ihr
nun abgeſondert ſind (§. 224.), und dem Ei-
genthumsherrn einen beſondern Nutzen ver-
ſchaffen; ſo werden ſie alsdann vor ſich
als eigenthuͤmliche Sachen angeſehen.

§. 235.
Von der
Vermi-
ſchung u.
Vermen-
gung.

Wenn zweyen, oder mehreren Eigenthums-
herren zugehoͤrige, fluͤßige oder eingeſchmoltzene
Materien mit einander vermiſcht werden, daß
dadurch eine vermiſchte Maße wird, ſo
nennt man es eine Vermiſchung (confu-
ſionem).
Eine Vermengung (commix-
tio)
aber heiſt, wenn trockene und feſte Koͤr-
per alſo unter einander gemengt werden, daß,
was dem einen zugehoͤrt, zwar von dem un-
terſchieden verbleibet, was dem andern zuge-
hoͤrt, jedoch alles zuſammen nur ein Gantzes
ausmachet. Da man niemanden wieder ſei-
nen Willen das Eigenthum von einer Sache
nehmen kann (§. 195.); ſo iſt, wenn
das mit einander Vermiſchte, oder un-
tereinander Vermengte nicht von ein-

ander
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[146/0182] II. Th. 2. H. Vom urſpruͤngl. Erlangung gehoͤren, als die Kaͤlber dem Eigenthums- herrn der Kuͤhe, die Laͤmmer dem Eigen- thumsherrn der Schafe. Eben dieſes gilt von den Eyern des Federviehes, und von den Kuͤchelchen, die ausgebruͤtet worden. Und es hindert nichts, daß von meinem Viehe dei- nes traͤchtig worden. §. 234. Da erhaltene, oder gehobene Fruͤch- te nicht mehr ein Theil der Sache ſind, aus welcher ſie hervorgekommen, als die von ihr nun abgeſondert ſind (§. 224.), und dem Ei- genthumsherrn einen beſondern Nutzen ver- ſchaffen; ſo werden ſie alsdann vor ſich als eigenthuͤmliche Sachen angeſehen. §. 235. Wenn zweyen, oder mehreren Eigenthums- herren zugehoͤrige, fluͤßige oder eingeſchmoltzene Materien mit einander vermiſcht werden, daß dadurch eine vermiſchte Maße wird, ſo nennt man es eine Vermiſchung (confu- ſionem). Eine Vermengung (commix- tio) aber heiſt, wenn trockene und feſte Koͤr- per alſo unter einander gemengt werden, daß, was dem einen zugehoͤrt, zwar von dem un- terſchieden verbleibet, was dem andern zuge- hoͤrt, jedoch alles zuſammen nur ein Gantzes ausmachet. Da man niemanden wieder ſei- nen Willen das Eigenthum von einer Sache nehmen kann (§. 195.); ſo iſt, wenn das mit einander Vermiſchte, oder un- tereinander Vermengte nicht von ein- ander

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/182>, abgerufen am 25.04.2024.