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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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zugerechnet werden: aber wohl, wenn
eine dergleichen Verhinderung nicht
vorhanden
(§. 3.). Derowegen da man
saget, es reinige sich einer vom Verzu-
ge
(de mora se purgat), wenn er erweiset,
daß er an demselben nicht Schuld sey; so muß
der, welcher sich vom Verzuge reini-
gen will, erweisen, daß er wegen einer
unvermeidlichen und unüberwindli-
chen Verhinderung nicht thun können,
was er thun sollte.

§. 419.

Weil derjenige, der etwas gleich zu leistenVon dem
Verzugs-
Jnter-
esse.

verbunden ist, kein Recht hat solches aufzu-
schieben; welches aus der Natur der Verbind-
lichkeit klar ist (§. 37.); so darf niemand
am Verzuge schuld seyn, oder das ver-
zögern, was er thun, oder geben soll;

folglich wenn derjenige, dem wir etwas
leisten sollen, durch den Verzug Scha-
den, oder Verlust seines Gewinns hat;
so müssen wir ihm davor stehen

(§. 415.).

§. 420.

Wofern eine versprochene SacheVon der
verspro-
chenen
Sache,
welche
unterge-
het.

durch einen Zufall, an dem wir keine
Schuld haben, untergeht,
da uns das
Verderben nicht zugerechnet werden kann (§.
17.); so sind wir dem, welchem wir et-
was versprochen, vor nichts zu stehen
schuldig, und das Versprechen wird
zu nichte. Wenn
aber die Sache durch

unser

und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
zugerechnet werden: aber wohl, wenn
eine dergleichen Verhinderung nicht
vorhanden
(§. 3.). Derowegen da man
ſaget, es reinige ſich einer vom Verzu-
ge
(de mora ſe purgat), wenn er erweiſet,
daß er an demſelben nicht Schuld ſey; ſo muß
der, welcher ſich vom Verzuge reini-
gen will, erweiſen, daß er wegen einer
unvermeidlichen und unuͤberwindli-
chen Verhinderung nicht thun koͤnnen,
was er thun ſollte.

§. 419.

Weil derjenige, der etwas gleich zu leiſtenVon dem
Verzugs-
Jnter-
eſſe.

verbunden iſt, kein Recht hat ſolches aufzu-
ſchieben; welches aus der Natur der Verbind-
lichkeit klar iſt (§. 37.); ſo darf niemand
am Verzuge ſchuld ſeyn, oder das ver-
zoͤgern, was er thun, oder geben ſoll;

folglich wenn derjenige, dem wir etwas
leiſten ſollen, durch den Verzug Scha-
den, oder Verluſt ſeines Gewinns hat;
ſo muͤſſen wir ihm davor ſtehen

(§. 415.).

§. 420.

Wofern eine verſprochene SacheVon der
verſpro-
chenen
Sache,
welche
unterge-
het.

durch einen Zufall, an dem wir keine
Schuld haben, untergeht,
da uns das
Verderben nicht zugerechnet werden kann (§.
17.); ſo ſind wir dem, welchem wir et-
was verſprochen, vor nichts zu ſtehen
ſchuldig, und das Verſprechen wird
zu nichte. Wenn
aber die Sache durch

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[255/0291] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. zugerechnet werden: aber wohl, wenn eine dergleichen Verhinderung nicht vorhanden (§. 3.). Derowegen da man ſaget, es reinige ſich einer vom Verzu- ge (de mora ſe purgat), wenn er erweiſet, daß er an demſelben nicht Schuld ſey; ſo muß der, welcher ſich vom Verzuge reini- gen will, erweiſen, daß er wegen einer unvermeidlichen und unuͤberwindli- chen Verhinderung nicht thun koͤnnen, was er thun ſollte. §. 419. Weil derjenige, der etwas gleich zu leiſten verbunden iſt, kein Recht hat ſolches aufzu- ſchieben; welches aus der Natur der Verbind- lichkeit klar iſt (§. 37.); ſo darf niemand am Verzuge ſchuld ſeyn, oder das ver- zoͤgern, was er thun, oder geben ſoll; folglich wenn derjenige, dem wir etwas leiſten ſollen, durch den Verzug Scha- den, oder Verluſt ſeines Gewinns hat; ſo muͤſſen wir ihm davor ſtehen (§. 415.). Von dem Verzugs- Jnter- eſſe. §. 420. Wofern eine verſprochene Sache durch einen Zufall, an dem wir keine Schuld haben, untergeht, da uns das Verderben nicht zugerechnet werden kann (§. 17.); ſo ſind wir dem, welchem wir et- was verſprochen, vor nichts zu ſtehen ſchuldig, und das Verſprechen wird zu nichte. Wenn aber die Sache durch unſer Von der verſpro- chenen Sache, welche unterge- het.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/291>, abgerufen am 25.04.2024.