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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und den Verträgen überhaupt.
§. 422.

Man sagt, derjenige hafte für dasWas das
sey, für
das Gan-
tze haf-
ten.

Gantze (in solidum tenetur), welcher dasje-
nige, was mehreren geleistet werden sollte,
einem allein gantz zu leisten schuldig ist, oder
das, was von mehreren zu leisten ist, gantz al-
lein leisten muß. Dieses kann sich zutragen,
wenn etwas mehreren zusammen versprochen
wird, oder wenn mehrere zusammen einer Per-
son eben dasselbe versprechen.

§. 423.

Weil es auf den Willen des VersprechersVon ei-
ner Sa-
che, die
mehre-
ren zu-
sammen
verspro-
chen wor-
den.

ankommt, auf was Art und Weise er etwas
versprechen will (§. 393.); so stehet es in
seinem Belieben, wenn er etwas meh-
rern zusammen zugleich verspricht, ob
er einem jeden für das Gantze haften
will, oder nicht;
folglich muß er, indem
er es verspricht, hinlänglich zu verste-
hen geben, was er will (§. 318.): Wo-
ferne er keins von beyden hinlänglich
zu verstehen giebt; so hat er sich vor-
behalten zu thun, wie es ihm gefällig
seyn wird (§. 78.). Allein wenn einer,
der eine Sache mehreren zusammen
verspricht, einem jeden vor das Gantze
haftet; so ist er,
da das Versprochene
nicht mehr als einmahl gegeben werden darf,
wenn er es einem gegeben hat, den
übrigen nichts weiter schuldig:
Je-
doch da dasselbe allen zusammen gehöret; so
ist derjenige, der es gantz bekommen

hat,
Nat. u. Völckerrecht. R
und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
§. 422.

Man ſagt, derjenige hafte fuͤr dasWas das
ſey, fuͤr
das Gan-
tze haf-
ten.

Gantze (in ſolidum tenetur), welcher dasje-
nige, was mehreren geleiſtet werden ſollte,
einem allein gantz zu leiſten ſchuldig iſt, oder
das, was von mehreren zu leiſten iſt, gantz al-
lein leiſten muß. Dieſes kann ſich zutragen,
wenn etwas mehreren zuſammen verſprochen
wird, oder wenn mehrere zuſammen einer Per-
ſon eben daſſelbe verſprechen.

§. 423.

Weil es auf den Willen des VerſprechersVon ei-
ner Sa-
che, die
mehre-
ren zu-
ſammen
verſpro-
chen wor-
den.

ankommt, auf was Art und Weiſe er etwas
verſprechen will (§. 393.); ſo ſtehet es in
ſeinem Belieben, wenn er etwas meh-
rern zuſammen zugleich verſpricht, ob
er einem jeden fuͤr das Gantze haften
will, oder nicht;
folglich muß er, indem
er es verſpricht, hinlaͤnglich zu verſte-
hen geben, was er will (§. 318.): Wo-
ferne er keins von beyden hinlaͤnglich
zu verſtehen giebt; ſo hat er ſich vor-
behalten zu thun, wie es ihm gefaͤllig
ſeyn wird (§. 78.). Allein wenn einer,
der eine Sache mehreren zuſammen
verſpricht, einem jeden vor das Gantze
haftet; ſo iſt er,
da das Verſprochene
nicht mehr als einmahl gegeben werden darf,
wenn er es einem gegeben hat, den
uͤbrigen nichts weiter ſchuldig:
Je-
doch da daſſelbe allen zuſammen gehoͤret; ſo
iſt derjenige, der es gantz bekommen

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[257/0293] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. §. 422. Man ſagt, derjenige hafte fuͤr das Gantze (in ſolidum tenetur), welcher dasje- nige, was mehreren geleiſtet werden ſollte, einem allein gantz zu leiſten ſchuldig iſt, oder das, was von mehreren zu leiſten iſt, gantz al- lein leiſten muß. Dieſes kann ſich zutragen, wenn etwas mehreren zuſammen verſprochen wird, oder wenn mehrere zuſammen einer Per- ſon eben daſſelbe verſprechen. Was das ſey, fuͤr das Gan- tze haf- ten. §. 423. Weil es auf den Willen des Verſprechers ankommt, auf was Art und Weiſe er etwas verſprechen will (§. 393.); ſo ſtehet es in ſeinem Belieben, wenn er etwas meh- rern zuſammen zugleich verſpricht, ob er einem jeden fuͤr das Gantze haften will, oder nicht; folglich muß er, indem er es verſpricht, hinlaͤnglich zu verſte- hen geben, was er will (§. 318.): Wo- ferne er keins von beyden hinlaͤnglich zu verſtehen giebt; ſo hat er ſich vor- behalten zu thun, wie es ihm gefaͤllig ſeyn wird (§. 78.). Allein wenn einer, der eine Sache mehreren zuſammen verſpricht, einem jeden vor das Gantze haftet; ſo iſt er, da das Verſprochene nicht mehr als einmahl gegeben werden darf, wenn er es einem gegeben hat, den uͤbrigen nichts weiter ſchuldig: Je- doch da daſſelbe allen zuſammen gehoͤret; ſo iſt derjenige, der es gantz bekommen hat, Von ei- ner Sa- che, die mehre- ren zu- ſammen verſpro- chen wor- den. Nat. u. Voͤlckerrecht. R

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/293>, abgerufen am 28.03.2024.