Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Contracten.
werden; jedoch woferne der Gläubiger
von ihm nicht alles erhalten kann, so
kann er, was noch fehlt, von dem
Hauptschuldner zu erlangen suchen (§.
424.). Wenn
aber der Bürge unter
einer Bedingung, oder auf eine gewisse
Zeit sich verbürgt hat, so kann er nicht
anders, als wenn die Bedingung vor-
handen, oder wenn die Zeit erschienen,
nachdem der Hauptschuldner vorher
angegriffen worden (§. 569.), zur Be-
zahlung angehalten werden
(§. 395.
396.).

§. 572.

Weil dem Bürgen daran gelegen ist, daßWenn
der Zah-
lungster-
min oh-
ne Vor-
wissen
oder wi-
der Wil-
len des
Bürgen
verlän-
gert
wird.

der Zahlungstermin nicht aufgeschoben wird,
massen es geschehen kann, daß der Schuld-
ner, welcher jetzt im Stande ist zu bezahlen,
ins künftige nicht bezahlen kann; so kann man
nicht sagen: Wer sich für eine Schuld, die
jetzt bezahlt werden soll, verbürgt, der habe
sich auch verbürgt für eine Schuld, die
nach verlängertem Termine gezahlt werden
soll. Derowegen kann der Zahlungster-
min nicht ohne Wissen, und noch viel-
weniger wider Willen des Bürgen
verlängert werden; und wenn der
Gläubiger dieses thut, so ist der Bür-
ge von der Bürgschaft befreyet
(§.
317.).

§. 573.Von
mehreren
Bürgen.

Weil durch die Bürgschaft nicht mehr

Recht

Contracten.
werden; jedoch woferne der Glaͤubiger
von ihm nicht alles erhalten kann, ſo
kann er, was noch fehlt, von dem
Hauptſchuldner zu erlangen ſuchen (§.
424.). Wenn
aber der Buͤrge unter
einer Bedingung, oder auf eine gewiſſe
Zeit ſich verbuͤrgt hat, ſo kann er nicht
anders, als wenn die Bedingung vor-
handen, oder wenn die Zeit erſchienen,
nachdem der Hauptſchuldner vorher
angegriffen worden (§. 569.), zur Be-
zahlung angehalten werden
(§. 395.
396.).

§. 572.

Weil dem Buͤrgen daran gelegen iſt, daßWenn
der Zah-
lungster-
min oh-
ne Vor-
wiſſen
oder wi-
der Wil-
len des
Buͤrgen
verlaͤn-
gert
wird.

der Zahlungstermin nicht aufgeſchoben wird,
maſſen es geſchehen kann, daß der Schuld-
ner, welcher jetzt im Stande iſt zu bezahlen,
ins kuͤnftige nicht bezahlen kann; ſo kann man
nicht ſagen: Wer ſich fuͤr eine Schuld, die
jetzt bezahlt werden ſoll, verbuͤrgt, der habe
ſich auch verbuͤrgt fuͤr eine Schuld, die
nach verlaͤngertem Termine gezahlt werden
ſoll. Derowegen kann der Zahlungster-
min nicht ohne Wiſſen, und noch viel-
weniger wider Willen des Buͤrgen
verlaͤngert werden; und wenn der
Glaͤubiger dieſes thut, ſo iſt der Buͤr-
ge von der Buͤrgſchaft befreyet
(§.
317.).

§. 573.Von
mehreren
Buͤrgen.

Weil durch die Buͤrgſchaft nicht mehr

Recht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0401" n="365"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">werden;</hi> jedoch <hi rendition="#fr">woferne der Gla&#x0364;ubiger<lb/>
von ihm nicht alles erhalten kann, &#x017F;o<lb/>
kann er, was noch fehlt, von dem<lb/>
Haupt&#x017F;chuldner zu erlangen &#x017F;uchen (§.<lb/>
424.). Wenn</hi> aber <hi rendition="#fr">der Bu&#x0364;rge unter<lb/>
einer Bedingung, oder auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Zeit &#x017F;ich verbu&#x0364;rgt hat, &#x017F;o kann er nicht<lb/>
anders, als wenn die Bedingung vor-<lb/>
handen, oder wenn die Zeit er&#x017F;chienen,<lb/>
nachdem der Haupt&#x017F;chuldner vorher<lb/>
angegriffen worden (§. 569.), zur Be-<lb/>
zahlung angehalten werden</hi> (§. 395.<lb/>
396.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 572.</head><lb/>
              <p>Weil dem Bu&#x0364;rgen daran gelegen i&#x017F;t, daß<note place="right">Wenn<lb/>
der Zah-<lb/>
lungster-<lb/>
min oh-<lb/>
ne Vor-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder wi-<lb/>
der Wil-<lb/>
len des<lb/>
Bu&#x0364;rgen<lb/>
verla&#x0364;n-<lb/>
gert<lb/>
wird.</note><lb/>
der Zahlungstermin nicht aufge&#x017F;choben wird,<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en es ge&#x017F;chehen kann, daß der Schuld-<lb/>
ner, welcher jetzt im Stande i&#x017F;t zu bezahlen,<lb/>
ins ku&#x0364;nftige nicht bezahlen kann; &#x017F;o kann man<lb/>
nicht &#x017F;agen: Wer &#x017F;ich fu&#x0364;r eine Schuld, die<lb/>
jetzt bezahlt werden &#x017F;oll, verbu&#x0364;rgt, der habe<lb/>
&#x017F;ich auch verbu&#x0364;rgt fu&#x0364;r eine Schuld, die<lb/>
nach verla&#x0364;ngertem Termine gezahlt werden<lb/>
&#x017F;oll. Derowegen <hi rendition="#fr">kann der Zahlungster-<lb/>
min nicht ohne Wi&#x017F;&#x017F;en, und noch viel-<lb/>
weniger wider Willen des Bu&#x0364;rgen<lb/>
verla&#x0364;ngert werden; und wenn der<lb/>
Gla&#x0364;ubiger die&#x017F;es thut, &#x017F;o i&#x017F;t der Bu&#x0364;r-<lb/>
ge von der Bu&#x0364;rg&#x017F;chaft befreyet</hi> (§.<lb/>
317.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 573.</head>
              <note place="right">Von<lb/>
mehreren<lb/>
Bu&#x0364;rgen.</note><lb/>
              <p>Weil durch die Bu&#x0364;rg&#x017F;chaft nicht mehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Recht</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0401] Contracten. werden; jedoch woferne der Glaͤubiger von ihm nicht alles erhalten kann, ſo kann er, was noch fehlt, von dem Hauptſchuldner zu erlangen ſuchen (§. 424.). Wenn aber der Buͤrge unter einer Bedingung, oder auf eine gewiſſe Zeit ſich verbuͤrgt hat, ſo kann er nicht anders, als wenn die Bedingung vor- handen, oder wenn die Zeit erſchienen, nachdem der Hauptſchuldner vorher angegriffen worden (§. 569.), zur Be- zahlung angehalten werden (§. 395. 396.). §. 572. Weil dem Buͤrgen daran gelegen iſt, daß der Zahlungstermin nicht aufgeſchoben wird, maſſen es geſchehen kann, daß der Schuld- ner, welcher jetzt im Stande iſt zu bezahlen, ins kuͤnftige nicht bezahlen kann; ſo kann man nicht ſagen: Wer ſich fuͤr eine Schuld, die jetzt bezahlt werden ſoll, verbuͤrgt, der habe ſich auch verbuͤrgt fuͤr eine Schuld, die nach verlaͤngertem Termine gezahlt werden ſoll. Derowegen kann der Zahlungster- min nicht ohne Wiſſen, und noch viel- weniger wider Willen des Buͤrgen verlaͤngert werden; und wenn der Glaͤubiger dieſes thut, ſo iſt der Buͤr- ge von der Buͤrgſchaft befreyet (§. 317.). Wenn der Zah- lungster- min oh- ne Vor- wiſſen oder wi- der Wil- len des Buͤrgen verlaͤn- gert wird. §. 573. Weil durch die Buͤrgſchaft nicht mehr Recht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/401
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/401>, abgerufen am 25.04.2024.