Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Glückscontracten.
bald das Geld an dem bestimmten Or-
te ankommen; so hören
auch die Zinsen
auf,
als welche für die Gefahr gegeben wer-
den, und die ordentlichen Zinsen lauf-
fen von der Zeit an.
Da es aber einer-
ley ist, ob das Geld selbst durch gefährliche
Oerter gefahren, oder in Waaren verwandt
und diese durch eben die gefährlichen Oerter
gefahren werden; so ist man, wenn vor
das geborgte Geld Waaren gekauft,
und diese auf Gefahr des Gläubigers
über die See, oder durch andere gefähr-
liche Oerter gefahren werden, See-
zinsen, oder diesen ähnliche zu geben
schuldig.

§. 681.

Die Bodmerey (bodmeria) nennt man denVon der
Bodme-
rey.

Contract, durch welchen baares Geld mit der
Bedingung auf das Schiff geborget wird, daß
das Capital dem Gläubiger verlohren gehet,
wenn das Schiff untergehet, oder an den bestim-
ten Ort nicht kommt, der Gläubiger aber einen
verabredeten Gewinn bekommt, wenn es unbe-
schädiget in den Hafen einlauft. Es erhellet
aber, daß der Schiffer, da er das Schiff
zu führen verbunden ist, eine Bodmerey
machen kann, wenn er auf der Reise
Geld nöthig hat, so daß er ohne das-
selbe das Schiff nicht führen kann.

Da aber dieser Contract dem Schiffer nicht
erlaubt ist als nur in dem äussersten Noth-
fall; so ist die Bodmerey nicht er-

laubt,
Nat. u. Völckerrecht. G g

Von den Gluͤckscontracten.
bald das Geld an dem beſtimmten Or-
te ankommen; ſo hoͤren
auch die Zinſen
auf,
als welche fuͤr die Gefahr gegeben wer-
den, und die ordentlichen Zinſen lauf-
fen von der Zeit an.
Da es aber einer-
ley iſt, ob das Geld ſelbſt durch gefaͤhrliche
Oerter gefahren, oder in Waaren verwandt
und dieſe durch eben die gefaͤhrlichen Oerter
gefahren werden; ſo iſt man, wenn vor
das geborgte Geld Waaren gekauft,
und dieſe auf Gefahr des Glaͤubigers
uͤber die See, oder durch andere gefaͤhr-
liche Oerter gefahren werden, See-
zinſen, oder dieſen aͤhnliche zu geben
ſchuldig.

§. 681.

Die Bodmerey (bodmeria) nennt man denVon der
Bodme-
rey.

Contract, durch welchen baares Geld mit der
Bedingung auf das Schiff geborget wird, daß
das Capital dem Glaͤubiger verlohren gehet,
wenn das Schiff untergehet, oder an den beſtim-
ten Ort nicht kommt, der Glaͤubiger aber einen
verabredeten Gewinn bekommt, wenn es unbe-
ſchaͤdiget in den Hafen einlauft. Es erhellet
aber, daß der Schiffer, da er das Schiff
zu fuͤhren verbunden iſt, eine Bodmerey
machen kann, wenn er auf der Reiſe
Geld noͤthig hat, ſo daß er ohne daſ-
ſelbe das Schiff nicht fuͤhren kann.

Da aber dieſer Contract dem Schiffer nicht
erlaubt iſt als nur in dem aͤuſſerſten Noth-
fall; ſo iſt die Bodmerey nicht er-

laubt,
Nat. u. Voͤlckerrecht. G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0501" n="465"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Glu&#x0364;ckscontracten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">bald das Geld an dem be&#x017F;timmten Or-<lb/>
te ankommen; &#x017F;o ho&#x0364;ren</hi> auch <hi rendition="#fr">die Zin&#x017F;en<lb/>
auf,</hi> als welche fu&#x0364;r die Gefahr gegeben wer-<lb/>
den, <hi rendition="#fr">und die ordentlichen Zin&#x017F;en lauf-<lb/>
fen von der Zeit an.</hi> Da es aber einer-<lb/>
ley i&#x017F;t, ob das Geld &#x017F;elb&#x017F;t durch gefa&#x0364;hrliche<lb/>
Oerter gefahren, oder in Waaren verwandt<lb/>
und die&#x017F;e durch eben die gefa&#x0364;hrlichen Oerter<lb/>
gefahren werden; &#x017F;o <hi rendition="#fr">i&#x017F;t man, wenn vor<lb/>
das geborgte Geld Waaren gekauft,<lb/>
und die&#x017F;e auf Gefahr des Gla&#x0364;ubigers<lb/>
u&#x0364;ber die See, oder durch andere gefa&#x0364;hr-<lb/>
liche Oerter gefahren werden, See-<lb/>
zin&#x017F;en, oder die&#x017F;en a&#x0364;hnliche zu geben<lb/>
&#x017F;chuldig.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 681.</head><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Bodmerey</hi> <hi rendition="#aq">(bodmeria)</hi> nennt man den<note place="right">Von der<lb/>
Bodme-<lb/>
rey.</note><lb/>
Contract, durch welchen baares Geld mit der<lb/>
Bedingung auf das Schiff geborget wird, daß<lb/>
das Capital dem Gla&#x0364;ubiger verlohren gehet,<lb/>
wenn das Schiff untergehet, oder an den be&#x017F;tim-<lb/>
ten Ort nicht kommt, der Gla&#x0364;ubiger aber einen<lb/>
verabredeten Gewinn bekommt, wenn es unbe-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;diget in den Hafen einlauft. Es erhellet<lb/>
aber, <hi rendition="#fr">daß der Schiffer,</hi> da er das Schiff<lb/>
zu fu&#x0364;hren verbunden i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">eine Bodmerey<lb/>
machen kann, wenn er auf der Rei&#x017F;e<lb/>
Geld no&#x0364;thig hat, &#x017F;o daß er ohne da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe das Schiff nicht fu&#x0364;hren kann.</hi><lb/>
Da aber die&#x017F;er Contract dem Schiffer nicht<lb/>
erlaubt i&#x017F;t als nur in dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Noth-<lb/>
fall; <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t die Bodmerey nicht er-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Nat. u. Vo&#x0364;lckerrecht.</hi> G g</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">laubt,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0501] Von den Gluͤckscontracten. bald das Geld an dem beſtimmten Or- te ankommen; ſo hoͤren auch die Zinſen auf, als welche fuͤr die Gefahr gegeben wer- den, und die ordentlichen Zinſen lauf- fen von der Zeit an. Da es aber einer- ley iſt, ob das Geld ſelbſt durch gefaͤhrliche Oerter gefahren, oder in Waaren verwandt und dieſe durch eben die gefaͤhrlichen Oerter gefahren werden; ſo iſt man, wenn vor das geborgte Geld Waaren gekauft, und dieſe auf Gefahr des Glaͤubigers uͤber die See, oder durch andere gefaͤhr- liche Oerter gefahren werden, See- zinſen, oder dieſen aͤhnliche zu geben ſchuldig. §. 681. Die Bodmerey (bodmeria) nennt man den Contract, durch welchen baares Geld mit der Bedingung auf das Schiff geborget wird, daß das Capital dem Glaͤubiger verlohren gehet, wenn das Schiff untergehet, oder an den beſtim- ten Ort nicht kommt, der Glaͤubiger aber einen verabredeten Gewinn bekommt, wenn es unbe- ſchaͤdiget in den Hafen einlauft. Es erhellet aber, daß der Schiffer, da er das Schiff zu fuͤhren verbunden iſt, eine Bodmerey machen kann, wenn er auf der Reiſe Geld noͤthig hat, ſo daß er ohne daſ- ſelbe das Schiff nicht fuͤhren kann. Da aber dieſer Contract dem Schiffer nicht erlaubt iſt als nur in dem aͤuſſerſten Noth- fall; ſo iſt die Bodmerey nicht er- laubt, Von der Bodme- rey. Nat. u. Voͤlckerrecht. G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/501
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/501>, abgerufen am 29.03.2024.