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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Theil 15. Hauptstück.
§. 700.
Von der
Verpfän-
dung ei-
ner frem-
den Sa-
che.

Da der, welcher eine Sache verpfändet,
ein bedingtes Recht sie zu veräussern unter ei-
ner Bedingung dem andern einräumet (§.
697.), das Recht zu veräussern aber nieman-
den als dem Eigenthumsherrn zukommt (§.
257.); so kann auch niemand eine frem-
de Sache verpfänden; wiewohl der
Eigenthumsherr seine Sache für eines
andern Schuld verpfänden kann
(§.
195.). Da aber ein jeder sein Recht einem
andern überlassen kann (§. cit.); so kann der
Gläubiger eine ihm verpfändete Sa-
che einem andern, ohne Wissen seines
Schuldners, für eben seine Schuld, je-
doch nicht für eine grössere Schuld,
verpfänden. Woferne man es
aber
anders verabredet; so kann ohne un-
ser Wissen die von uns verpfändete
Sache nicht einem andern verpfändet
werden
(§. 438.).

§. 701.
Wenn ei-
ne Sache
zwey-
mahl
verpfän-
det wor-
den.

Weil das Recht, was einer auf eine ver-
pfändete Sache hat, ihm vom Schuldner
nicht genommen werden kann (§. 100.); so
kann eine uns verpfändete Sache ei-
nem andern nicht anders verpfändet
werden, als daß unser Recht unbe-
schädigt bleibet;
folglich wenn beyde
Gläubiger davon nicht befriediget
werden können, so gehet der erste dem
andern vor.

§. 702.
II. Theil 15. Hauptſtuͤck.
§. 700.
Von der
Verpfaͤn-
dung ei-
ner frem-
den Sa-
che.

Da der, welcher eine Sache verpfaͤndet,
ein bedingtes Recht ſie zu veraͤuſſern unter ei-
ner Bedingung dem andern einraͤumet (§.
697.), das Recht zu veraͤuſſern aber nieman-
den als dem Eigenthumsherrn zukommt (§.
257.); ſo kann auch niemand eine frem-
de Sache verpfaͤnden; wiewohl der
Eigenthumsherr ſeine Sache fuͤr eines
andern Schuld verpfaͤnden kann
(§.
195.). Da aber ein jeder ſein Recht einem
andern uͤberlaſſen kann (§. cit.); ſo kann der
Glaͤubiger eine ihm verpfaͤndete Sa-
che einem andern, ohne Wiſſen ſeines
Schuldners, fuͤr eben ſeine Schuld, je-
doch nicht fuͤr eine groͤſſere Schuld,
verpfaͤnden. Woferne man es
aber
anders verabredet; ſo kann ohne un-
ſer Wiſſen die von uns verpfaͤndete
Sache nicht einem andern verpfaͤndet
werden
(§. 438.).

§. 701.
Wenn ei-
ne Sache
zwey-
mahl
verpfaͤn-
det wor-
den.

Weil das Recht, was einer auf eine ver-
pfaͤndete Sache hat, ihm vom Schuldner
nicht genommen werden kann (§. 100.); ſo
kann eine uns verpfaͤndete Sache ei-
nem andern nicht anders verpfaͤndet
werden, als daß unſer Recht unbe-
ſchaͤdigt bleibet;
folglich wenn beyde
Glaͤubiger davon nicht befriediget
werden koͤnnen, ſo gehet der erſte dem
andern vor.

§. 702.
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[484/0520] II. Theil 15. Hauptſtuͤck. §. 700. Da der, welcher eine Sache verpfaͤndet, ein bedingtes Recht ſie zu veraͤuſſern unter ei- ner Bedingung dem andern einraͤumet (§. 697.), das Recht zu veraͤuſſern aber nieman- den als dem Eigenthumsherrn zukommt (§. 257.); ſo kann auch niemand eine frem- de Sache verpfaͤnden; wiewohl der Eigenthumsherr ſeine Sache fuͤr eines andern Schuld verpfaͤnden kann (§. 195.). Da aber ein jeder ſein Recht einem andern uͤberlaſſen kann (§. cit.); ſo kann der Glaͤubiger eine ihm verpfaͤndete Sa- che einem andern, ohne Wiſſen ſeines Schuldners, fuͤr eben ſeine Schuld, je- doch nicht fuͤr eine groͤſſere Schuld, verpfaͤnden. Woferne man es aber anders verabredet; ſo kann ohne un- ſer Wiſſen die von uns verpfaͤndete Sache nicht einem andern verpfaͤndet werden (§. 438.). §. 701. Weil das Recht, was einer auf eine ver- pfaͤndete Sache hat, ihm vom Schuldner nicht genommen werden kann (§. 100.); ſo kann eine uns verpfaͤndete Sache ei- nem andern nicht anders verpfaͤndet werden, als daß unſer Recht unbe- ſchaͤdigt bleibet; folglich wenn beyde Glaͤubiger davon nicht befriediget werden koͤnnen, ſo gehet der erſte dem andern vor. §. 702.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/520>, abgerufen am 28.03.2024.