Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erbnutzbarkeit.
bringt: Jn Ansehung des Erb- und
Lehnherrn
aber versteht es sich, daß
das Erbzinsrecht selbst auf ihn ge-
bracht worden.

§. 732.

Ein libellarischer Contract (contra-Vom
libella-
rischen
Recht.

ctus libellarius) wird genannt, wenn der Ei-
genthumsherr einem andern die ihm zugehöri-
ge Sache um einen gewissen Preiß mit der
Bedingung giebt, daß er jährlich eine ge-
wisse Zinse zahlen und zu einer gewissen Zeit,
wenn gleich der Besitzer nicht verändert wor-
den, den Contract mit einem gewissen, oder
willkührlichen Preiße, den er bezahlen muß, er-
neuren soll. Das Recht, welches durch die-
sen Contract erlangt wird, heißt das libella-
rische Recht
(jus libellarium). Hieraus
folgt, daß in einem libellarischen Con-
tracte der Preiß, welcher für die Sa-
che gezahlt wird, nach dem Verhält-
niß der Zinse und des Preißes, welcher
für die Erneurung des Contracts zu
einer gewissen Zeit bezahlt werden
soll, muß vermindert werden.
Weil
die Bezahlung der Zinse und des Preißes für
die Erneurung des Contracts auf dem libel-
larischen Gute hafftet; so hat der Eigen-
thumsherr des libellarischen Rechts
ein Recht in dem libellarischen Gute

(§. 334.); folglich wenn die Zinse und der
Preiß der Erneurung nicht gezahlt
worden wäre, so muß ein jeder Nach-

folger
K k 2

Von der Erbnutzbarkeit.
bringt: Jn Anſehung des Erb- und
Lehnherrn
aber verſteht es ſich, daß
das Erbzinsrecht ſelbſt auf ihn ge-
bracht worden.

§. 732.

Ein libellariſcher Contract (contra-Vom
libella-
riſchen
Recht.

ctus libellarius) wird genannt, wenn der Ei-
genthumsherr einem andern die ihm zugehoͤri-
ge Sache um einen gewiſſen Preiß mit der
Bedingung giebt, daß er jaͤhrlich eine ge-
wiſſe Zinſe zahlen und zu einer gewiſſen Zeit,
wenn gleich der Beſitzer nicht veraͤndert wor-
den, den Contract mit einem gewiſſen, oder
willkuͤhrlichen Preiße, den er bezahlen muß, er-
neuren ſoll. Das Recht, welches durch die-
ſen Contract erlangt wird, heißt das libella-
riſche Recht
(jus libellarium). Hieraus
folgt, daß in einem libellariſchen Con-
tracte der Preiß, welcher fuͤr die Sa-
che gezahlt wird, nach dem Verhaͤlt-
niß der Zinſe und des Preißes, welcher
fuͤr die Erneurung des Contracts zu
einer gewiſſen Zeit bezahlt werden
ſoll, muß vermindert werden.
Weil
die Bezahlung der Zinſe und des Preißes fuͤr
die Erneurung des Contracts auf dem libel-
lariſchen Gute hafftet; ſo hat der Eigen-
thumsherr des libellariſchen Rechts
ein Recht in dem libellariſchen Gute

(§. 334.); folglich wenn die Zinſe und der
Preiß der Erneurung nicht gezahlt
worden waͤre, ſo muß ein jeder Nach-

folger
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0551" n="515"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erbnutzbarkeit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">bringt: Jn An&#x017F;ehung des Erb- und<lb/>
Lehnherrn</hi> aber <hi rendition="#fr">ver&#x017F;teht es &#x017F;ich, daß<lb/>
das Erbzinsrecht &#x017F;elb&#x017F;t auf ihn ge-<lb/>
bracht worden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 732.</head><lb/>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">libellari&#x017F;cher Contract</hi> <hi rendition="#aq">(contra-</hi><note place="right">Vom<lb/>
libella-<lb/>
ri&#x017F;chen<lb/>
Recht.</note><lb/><hi rendition="#aq">ctus libellarius)</hi> wird genannt, wenn der Ei-<lb/>
genthumsherr einem andern die ihm zugeho&#x0364;ri-<lb/>
ge Sache um einen gewi&#x017F;&#x017F;en Preiß mit der<lb/>
Bedingung giebt, daß er ja&#x0364;hrlich eine ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Zin&#x017F;e zahlen und zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Zeit,<lb/>
wenn gleich der Be&#x017F;itzer nicht vera&#x0364;ndert wor-<lb/>
den, den Contract mit einem gewi&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
willku&#x0364;hrlichen Preiße, den er bezahlen muß, er-<lb/>
neuren &#x017F;oll. Das Recht, welches durch die-<lb/>
&#x017F;en Contract erlangt wird, heißt <hi rendition="#fr">das libella-<lb/>
ri&#x017F;che Recht</hi> <hi rendition="#aq">(jus libellarium).</hi> Hieraus<lb/>
folgt, <hi rendition="#fr">daß in einem libellari&#x017F;chen Con-<lb/>
tracte der Preiß, welcher fu&#x0364;r die Sa-<lb/>
che gezahlt wird, nach dem Verha&#x0364;lt-<lb/>
niß der Zin&#x017F;e und des Preißes, welcher<lb/>
fu&#x0364;r die Erneurung des Contracts zu<lb/>
einer gewi&#x017F;&#x017F;en Zeit bezahlt werden<lb/>
&#x017F;oll, muß vermindert werden.</hi> Weil<lb/>
die Bezahlung der Zin&#x017F;e und des Preißes fu&#x0364;r<lb/>
die Erneurung des Contracts auf dem libel-<lb/>
lari&#x017F;chen Gute hafftet; <hi rendition="#fr">&#x017F;o hat der Eigen-<lb/>
thumsherr des libellari&#x017F;chen Rechts<lb/>
ein Recht in dem libellari&#x017F;chen Gute</hi><lb/>
(§. 334.); folglich wenn <hi rendition="#fr">die Zin&#x017F;e und der<lb/>
Preiß der Erneurung nicht gezahlt<lb/>
worden wa&#x0364;re, &#x017F;o muß ein jeder Nach-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">folger</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[515/0551] Von der Erbnutzbarkeit. bringt: Jn Anſehung des Erb- und Lehnherrn aber verſteht es ſich, daß das Erbzinsrecht ſelbſt auf ihn ge- bracht worden. §. 732. Ein libellariſcher Contract (contra- ctus libellarius) wird genannt, wenn der Ei- genthumsherr einem andern die ihm zugehoͤri- ge Sache um einen gewiſſen Preiß mit der Bedingung giebt, daß er jaͤhrlich eine ge- wiſſe Zinſe zahlen und zu einer gewiſſen Zeit, wenn gleich der Beſitzer nicht veraͤndert wor- den, den Contract mit einem gewiſſen, oder willkuͤhrlichen Preiße, den er bezahlen muß, er- neuren ſoll. Das Recht, welches durch die- ſen Contract erlangt wird, heißt das libella- riſche Recht (jus libellarium). Hieraus folgt, daß in einem libellariſchen Con- tracte der Preiß, welcher fuͤr die Sa- che gezahlt wird, nach dem Verhaͤlt- niß der Zinſe und des Preißes, welcher fuͤr die Erneurung des Contracts zu einer gewiſſen Zeit bezahlt werden ſoll, muß vermindert werden. Weil die Bezahlung der Zinſe und des Preißes fuͤr die Erneurung des Contracts auf dem libel- lariſchen Gute hafftet; ſo hat der Eigen- thumsherr des libellariſchen Rechts ein Recht in dem libellariſchen Gute (§. 334.); folglich wenn die Zinſe und der Preiß der Erneurung nicht gezahlt worden waͤre, ſo muß ein jeder Nach- folger Vom libella- riſchen Recht. K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/551
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/551>, abgerufen am 23.04.2024.